Bernhard Heinzlmaier: Sind wir Faschisten, wenn wir uns über unsere Kultur Gedanken machen?
Sich mit Politik und Gesellschaft auseinanderzusetzen, wird einem normalen Menschen zusehends unerträglich, denn von Tag zu Tag vergrößert sich das Ausmaß des oberflächlichen und woken Identitäts-Geschwurbels. Der gesamte mediale Mainstream ist in der Zwischenzeit damit infiziert, findet eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier.
Nur mehr in Nischen findet man vernünftig abwägende Texte, denen ein eigenständiges Nachdenken zugrunde liegt. Ansonsten donnert allerorts der politisch korrekte Worthülsen-Tsunami über uns hinweg.
Zudem werden Debatten und Diskussionen bestialisch aggressiv. Längst geht es nicht mehr um das bessere Argument. An seine Stelle ist der Wille zur Auslöschung von allem, was anders denken und leben will, getreten. Immer größer wird die Gruppe derer, die dem Terror der destruktiven und herrschsüchtigen „Stupid-Left-Community“ ausweichen, indem sie ins Schweigen flüchten. Die „schweigende Mehrheit“ wächst nicht nur, sie wird auch verbitterter und frustrierter. Es brodelt gewaltig unter der Decke der noch immer intakt erscheinenden gesellschaftlichen Normalität. Aber man kann sich nicht mehr ganz sicher sein, ob die von den ideologischen Apparaten und der kommerziellen Kulturindustrie gut abgerichteten Massenmenschen weiterhin stillhalten werden. Vielleicht verlieren sie doch noch die Contenance und treten den elitären Oberlehrern aus den Chefetagen von Staat, Medien und Wirtschaft demnächst auf der Straße entgegen.
Der Casus Belli wäre wohl das Verbot von FPÖ und AfD, das die vom Wähler dezimierte Linke nun entschlossen anstrebt. Was Bertolt Brecht einst ironisch den Stalinisten empfohlen hat, als diese den Arbeiteraufstand in Ostberlin blutig niederschlugen, das Volk aufzulösen und sich ein anderes zu wählen, das scheinen die sich besessen an die Macht klammernden, immer unbeliebter werdenden Linken gerade entschlossen angehen zu wollen.
Linksextremes Happening an Uni Wien verweigert Weißen den Zutritt
Das Wesen einer Bewegung zeigt sich immer an ihren Extremen. Sie bringen die wahren Absichten, die ihre opportunistischen Anführer aus machttaktischen Gründen verschweigen, ungeschminkt zum Ausdruck. Dementsprechend offenbart uns die „Letzte Generation“ das Wesen der Massenbewegung „Fridays for Future“ und IS und Hamas sind Repräsentationen des Wesenskerns des legalistischen Islam. Ob sie ihre verborgene totalitäre Grundhaltung in praktisches Handeln verwandeln, ist am Ende nur eine Machtfrage. In dem Augenblick, in dem die Mehrheit der Österreicher muslimisch ist, wird die Scharia kommen und die christliche Minderheit wird sich zu subordinieren haben, wie das heute in der Türkei, Ägypten und anderen ähnlichen Ländern der Fall ist.
Zuletzt habe ich ein interessantes Schreiben eines Studenten der Rechtswissenschaften, er möchte anonym bleiben, weil er linke Übergriffe fürchtet, über ein bevorstehendes kulturelles Happening an der Uni Wien erhalten. Dort veranstaltet die von Linkssozialisten, Kommunisten und Grünen geführte Exekutive im Februar das sogenannte „Black History Month“. Dagegen wäre ja nichts einzuwenden, meint der Student, würde es dabei nicht Veranstaltungen geben, zu der nur sogenannte „BIPoC“, das sind Schwarze, Indigene und People of Color, Zutritt haben. Es werden also explizit alle jene ausgeschlossen, die nicht dieser „rassisch“ definierten Gruppe angehören.
Gleiches Recht für alle Ethnien
Der Kulturwissenschaftler Terry Eagleton setzt sich kritisch mit „Identitätskulturen“ auseinander. Er meint, diese seien geradezu aufdringlich partikularistisch, würden von nichts anderem sprechen, als von sich selbst und eine eigene geschlossene streng kodierte Welt reproduzieren. Alles Universelle und Individuelle wird von ihnen radikal zurückgewiesen und ein Kulturbegriff geschaffen, der sich auf das zufällig Partikulare einer Existenz stützt, im vorliegenden Fall auf die Ethnizität.
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich persönlich wenig Probleme damit habe, wenn „BIPoCs“ das Bedürfnis haben, sich zurückzuziehen, um über ihr Leben als Minderheit in einer von Weißen dominierten Gesellschaft zu reflektieren. Ob das unbedingt die ÖH finanzieren muss, steht auf einem anderen Blatt. Nur sollte man dasselbe Recht auch anderen Ethnien zugestehen, zum Beispiel den über Generationen in Österreich lebenden Menschen, die sich in Zeiten der Globalisierung oft sorgenvolle Gedanken über die Zukunft ihrer Kultur machen. Aber wenn diese lediglich das Ansinnen in den Raum stellen, über den Schutz ihrer Kultur nachzudenken, werden sie von der linken Seite mit einer aggressiven Suada übergossen, die am Ende im Verleihen der Etiketten Rassisten, Ethnozentristen und Rechtsextremisten gipfelt.
Kultur sorgt dafür, dass sich Menschen beheimatet fühlen
Alle Kulturen sind bewahrenswert und ihre Angehörigen haben ausnahmslos das Recht, sich für deren Erhaltung einzusetzen. Denn die Kultur als Lebensweise betrachtet ist nichts anderes als die Kumulation von Werten, Sitten, Gebräuchen, Überzeugungen und Zeichen und Symbolen, die dafür sorgen, dass die Menschen sich zusammengehörig und beheimatet fühlen und sie dazu motivieren, Zeit und Energie in die Gestaltung ihres Zusammenlebens mit anderen zu investieren. Die Verfassung definiert auf höchster Abstraktionsebene eine politische Ordnung, die als Grundlage der Rechtsprechung dient, die sich aber nicht dafür eignet, starke affektive und emotionale Bindungen zu stiften. Die Verfassung spricht die Vernunft an, die Kultur die Gefühle. Das Gemeinschaftsverbindende ist für die Mehrheit der Menschen die Kultur. Die Verfassung ist vor allem für die elitäre Gruppe der politischen Intellektuellen von Bedeutung, die besser mit Ideologien und sophistischer Überzeugungsrhetorik umgehen können, als mit Gefühlen und Emotionen. Die Expertise für gutes Gefühlsmanagement liegt eindeutig bei den einfachen Menschen. Sie brauchen weniger Psychotherapie, weil man ihnen beim Aufwachsen mehr Freiheiten gibt und ihnen damit weniger Verdrängung und Selbstunterdrückung zumutet. Hingegen setzt man den Kindern der Eliten schon frühzeitig die Charaktermaske des Karrierismus auf, unter der ihre authentische Person und die mit dieser verbundenen Träume, Leidenschaften, Begabungen und Sehnsüchte ersticken.
Nichts als Spott für Entwicklung einer österreichischen Leitkultur
Der österreichische Bundeskanzler Nehammer hat nun seiner Ministerin Susanne Raab den Auftrag gegeben, eine österreichische Leitkultur zu entwickeln. Das alleine hat schon genügt, dass der Chefkolumnist der Kronen Zeitung ausgerückt ist, um auf dieses Vorhaben einzudreschen. Susanne Raab wird gleich einmal als „famose“ Ministerin wortwitzig abqualifiziert und dann der ÖVP zusammen mit der FPÖ das übliche primitive Kulturverständnis (Johann Strauss, Gabalier, Schinkenfleckerl, Schnitzel, Grillparzer und Brezina) unterstellt. Der Kolumnist selbst dürfte es nicht besonders mit der Kultur der einfachen Leute haben und sich eher einem elitären Kulturverständnis zugehörig fühlen, in dem Kultur das Sammelsurium geistiger Erkennungszeichen einer privilegierten Gruppe ist. Darauf deuten ja schon die abwertend aufgeführten Namen Johann Strauss und Grillparzer hin, die ja in manchen hochkulturellen Kreisen als primitiver populärkultureller Dreck gelten. Operette ja, aber wenn schon unbedingt, dann nicht Strauss, sondern Offenbach, wie das schon einst Adorno und Co. dekretierten.
In Zeiten des rasanten Kulturverlustes durch Globalisierung ist es doch nicht ganz unberechtigt, über die Essenz der eigenen Kultur nachzudenken, vor allem auf Basis eines breiten Kulturbegriffes. Dabei sollte es aber nicht nur darum gehen, was unsere Kultur kennzeichnet, sondern auch darum, was unsere Kultur explizit NICHT ist. Um sich selbst zu vergewissern, hilft es auch oft, alles das zu bezeichnen, was man nicht ist oder nicht sein möchte. Was könnte man nun alles unter einem österreichischen Kulturbegriff rubrizieren, was als erhaltenswertes kulturelles Erbe markieren? Vieles drängt sich da auf, zum Beispiel Religion, Kunst, Körperkultur, Mode, Musik, Tanz, Esskultur aber auch Sexualität und Kindererziehung und natürlich Werte, Einstellungen und zuletzt die Sprache wären hier anzuführen. Wohl eine lückenhafte Aufzählung. Um sie vollständig zu machen, sollte eine Expertengruppe eingesetzt werden, die in der Lage ist, das bescheidene Niveau der „Hausordnungsrhetorik“ des Michael Häupl zu übersteigen. Wie schon gesagt, viel wichtiger kann es aber sein, klar festzulegen, was wir in unserer Kultur nicht haben wollen. Zum Beispiel die Vielehe, die Zwangsbeschneidung von Mädchen und jungen Frauen oder antisemitische Randalierer, die die Hamas-Blutorgie in Palästina mit einer Auffahrt von teuren SUVs auf der Ringstraße feiern. Hier wäre es zumindest hilfreich, wenn über solche Fehlentwicklungen einer Politik der offenen Grenzen auch von der auflagenstärksten Zeitung Österreichs berichtet würde.
Antifaschistischer Artikel fordert Strafkolonie für korrupte Politiker
Ein besonderes Gustostückerl von dem, was wir hier im Lande nicht brauchen, habe ich gerade in der Zeitschrift „Die Stimme – Zeitschrift der Initiative Minderheiten“, die mir aus unerfindlichen Gründen immer wieder zugesandt wird, gefunden. In einem miserablen Leitartikel bekommt man dort die sadistischen Fantasien eines Autors über die Behandlung von Diktatoren, Autokraten und korrupten Politikern zu lesen. Sie sollten in eine „Art Altersheim“ kommen, wo es extrem heiß, dunkel und übelriechend ist. Die Pfleger sollten streng sein und die Betten steinhart. Zudem sollte man sie zu körperlicher Betätigung zwingen und natürlich müssten sie Putzdienste verrichten. Auch die Worte „entsorgen“ (Politiker) und „zerschlagen“ (Strukturen) fallen. Für wahr die Beschreibung einer „Phantasie-Strafkolonie“. Natürlich gibt sich der Artikel solidarisch, antifaschistisch, egalitär und liberal. Und wahrscheinlich wird sich am Ende herausstellen, dass alles nur satirisch gemeint war. Wie auch immer, aber schlechte Satire muss nicht unbedingt von zwei Bundesministerien und drei Bundesländern finanziert werden. Und vom Antifaschismus haben wir nichts, wenn er nicht zugleich antitotalitär ist. Einen Strafkolonie-Antifaschismus sollte man uns bitte ersparen.
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