Bernhard Heinzlmaier: Was wird aus Wien? Die Stadt vor ihrem kulturellen Ende?
Eine Stadt schafft sich ab. Widerstandslos lässt sich Wien von den Sozialdemokraten in den Abgrund führen. Aufopferungsvoll unterstützen die Neos das Untergangsprojekt. Die Grünen schmollen, weil sie von den harten Oppositionsbänken aus nur kommentierend an der kulturellen Destruktion der Stadt mitwirken dürfen und die ÖVP zerstört sich einstweilen vor aller Augen selbst. Gerade jetzt würde man sie dringend brauchen.
Einstürzende Altbauten
Die ÖVP Wien ist offenbar erpicht darauf, der italienischen Democrazia Cristiana auf dem Weg ins politische Jenseits nachzufolgen. Die Partei wirkt wie ein ausweglos trudelndes Kleinflugzeug, dessen Insassen sich darum streiten, wem das Flugzeug gehört. Die ÖVP Wien beweist, dass es den umstrittenen Todestrieb von Sigmund Freud tatsächlich gibt. Es ist neuestens zur Mode geworden, den eigenen Suizid medial zu inszenieren. Und die ÖVP Wien, die auf ihrem Schleuderweg von rechts nach links längst alle ihre Grundsätze und Werte verloren hat, macht voller Eifer beim Megatrend des indezenten öffentlichen Sterbens mit. Der Tod ist aber auch zum Gegenstand der linken, erziehungsstaatlichen Bürgerbelehrung geworden. „Bringt euch doch um Leute“, wird geflüstert. „Kämpft nicht um euer Leben. Lasst euch an die Todesinfusion anschließen und genießt den ‚Wow-Moment‘ des Sterbens vor der Zeit.“
Das Wiener Rathaus als zeitgenössischer Zauberberg
„Der Zauberberg“ heißt der Jahrhundertroman von Thomas Mann, Literaturnobelpreisträger und konservativer Antifaschist, gelebt von 1875 bis 1955. Der Roman handelt von einer der Realität entrückten Elite, die, unberührt vom Alltag der Masse, ein opulentes Leben in einer noblen Lungenheilanstalt führt, während Europa dem Ersten Weltkrieg zustrebt und aus den Fugen gerät. Die Zeit des monotonen Alltags am Zauberberg vergeht still und leise, fast heimlich. Eine Stunde fühlt sich an wie ein ganzer Tag, eine Woche wie ein Monat, zwei Monate wie ein ganzes Jahr. Das Leben der Patienten kreist um sich selbst. Es ist reduziert auf die Kleingruppe, deren Mitglieder sich gegenseitig beobachten, sich „ausstaffieren“, sich gegenseitig hinterrücks verunglimpfen, aber auch kleine Romanzen oder sexuelle Abenteuer erleben. Der Assistenzarzt Doktor Krokowski hält Vorträge über die freudsche Psychoanalyse, die er „Seelenzergliederung“ nennt und beglückt die einsamen und ungeliebten Oberschichtfrauen. Ähnlich weltentrückt ist das Wiener Rathaus, in dem, angeführt von der SPÖ, der Untergang Wiens als mitteleuropäische Stadt administriert wird. Das Rathaus macht sich selbst zu einer Art „verbotener Stadt“, indem es seit neuestem die beiden großen Tore an den Seitenflügeln bis auf ein schmales kleines Türchen verschlossen hält. Will der Bürger das Zauberschloss betreten, muss er sich durch dieses Türchen hindurchzwängen, begleitet vom gestrengen Blick eines Ratshauswächters. Das Signal ist klar und für jeden verständlich. Das Rathaus ist kein Ort der gemeinen Menschen, sondern einer Elite, die unter sich bleiben möchte. Ganz genau wie der Zauberberg im Davos der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts.
Retro-Bürgermeister Ludwig und seine Helfer
Der Chef des Wiener Zauberberges an der Ringstraße darf sich „Bürgermeister“ nennen und hört auf den Namen Michael Ludwig. Ludwig hat den Kontakt zur allgemeinen Menschheit weitgehend abgebrochen. Wie seine Stadträte verbringt er sein schrulliges und eigenwilliges Leben überwiegend hinter dem dicken Gemäuer seines Zauberschlosses mit den streng auf die Stadt blickenden neugotischen Türmen. Ludwig und seine Stadträte sind weltfremd. Das sieht man zum Beispiel daran, dass sich der Bürgermeister und seine Adlaten vehement gegen die Öffnung der Geschäfte an Sonn- und Feiertagen aussprechen, auch wenn in der Stadt der schwul-lesbisch-queere Songcontest, das Großereignis der internationalen woken Bewegung, stattfindet. Kann man in anderen europäischen Großstädten rund um die Uhr und auch an Wochenenden einkaufen, gehen in der roten Retrostadt am Samstag um 18 Uhr die Rollläden nieder und erst am Montagmorgen wieder hinauf. Dazu passend heißt das, was der Rest der Welt „Ladenöffnungszeiten“ nennt, in Wien „Ladenschlusszeiten“.
Wien wankt fröhlich in den kulturellen Tod
Für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. war Europa der Glaube Israels, die Philosophie Griechenlands und das Rechtsverständnis Roms. Das Europa des roten Michels ist der Glaube des Orients, die Philosophie des frühmittelalterlichen Mekkas und das Rechtsverständnis der Scharia. Scherzbolde nennen die Wiener SPÖ längst die westlichste Außenstelle der AKP, der Partei des türkischen Klerikal-Faschisten Erdoğan. Karl Lagerfeld hat gemeint: „Wir können nicht Millionen Juden töten und Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen“. „Yes, we can“, sagt hier der selbstbewusste Michael Ludwig und motiviert durch großzügig bemessene finanzielle Zuwendungen Jahr für Jahr tausende Muslime nach Wien zu kommen. Überwiegend sind es junge Männer, die ihrer natürlichen Triebanlagen noch nicht durch übermäßige Zivilisierung entfremdet wurden. Weil in ihrem Kulturkreis die Frauen zum Schutz vor roher, ungezügelter Männlichkeit verschleiert zu gehen gelernt haben, sind den jungen Migranten aus dem Orient westliche Dekolletés, enge Jeans und knappe Bademode ungewohnt. Viele von ihnen können wegen der öffentlichen Darbietung von so viel nackter Haut nicht an sich halten und werden Frauen gegenüber unangenehm offensiv. Kein Wunder, dass sich in Wien 80 % der jungen Frauen fürchten, in den dunklen Abend- und Nachtstunden alleine auf der Straße zu gehen. In Paris propagiert man gerade weite Überwurfjacken für Frauen, wenn diese in der U-Bahn fahren. Die aufgeklärte Zivilisation kapituliert vor der rohen Männlichkeit des muslimischen Mittelalters. Sie schafft sich ab.
Stadt ohne Juden
In den Wiener Grundschulen sind bereits 41 % der Schüler Muslime. Damit stellen sie die zahlenstärkste religiöse Gruppe. Das führt dazu, dass die Schulwege unsicher werden, vor allem für Juden. Aufgrund des GAZA-Konfliktes kocht die Stimmung in den arabisch-muslimischen Communitys gerade über. Jüdische Glaubenssymbole, israelische Flaggen oder Schriftzeichen können nicht mehr verwendet werden, wenn aggressive antiisraelische Horden „Allahu Akbar“ skandierend durch die Straßen ziehen. Geschützt werden die bedrängten Juden in Wien kaum. Lebende Juden schützen wir nicht. Wir gedenken nur in leeren Ritualen den toten Juden, die der Jahrhunderte währende Antisemitismus auf dem Gewissen hat.
Finis Austriae
Geht man in den Wiener Brennpunktbezirken durch die Straßen, sind diese längst nicht mehr als Teil der europäischen Kultur zu erkennen. Barber-Shops, Kebab-Buden, arabische Gastronomie, Gebetsräume und türkischer Einzelhandel bestimmen die Szenerie. Es herrscht keine kulturelle Vielfalt, sondern eine orientalische Einheitskultur. Mitteleuropäische Identität kann sich längst nicht mehr über visuelle Symbole vermitteln. Treffend charakterisiert unsere kulturelle Selbstentfremdung der Autor Gerald Grosz: „Wir stellen historische Gebäude unter Denkmalschutz, aber unsere Lebensweise nicht.“ Das verzauberte Wiener Rathaus will es so. Das Volk will es nicht. Aber dieses bleibt außen vor und ungehört. Im dekadenten Wien bestimmen die verzauberten Eliten. Und die wollen unerbittlich den kulturellen Untergang.
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