Christian Ortner: Die Mutti der großen Krisen, die uns plagen
Dass aus dem »Land der Dichter und Denker« in vielerlei Hinsicht ein Staat der »Deppen und Dolme« werden konnte, gehört zum Nachlass einer Kanzlerin, die Deutschland und Europa schweren Schaden zugefügt hat, meint Exxpress-Kolumnist Christian Ortner.
Am nächsten Donnerstag wird es genau ein Jahr her sein, dass die deutsche Langzeit-Regierungschefin Angela Merkel ihr Büro im Berliner Kanzleramt für immer verließ und sich in Richtung Ruhestand verabschiedete.Die allermeisten Medien flochten ihr damals Jubelkränze, als wäre Jesus Christus höchstpersönlich in den Ruhestand getreten. »Die beste Kanzlerin seit Willy Brandt«, lobte selbst die bürgerliche Welt.
Tatsächlich hat Frau Merkel, wenn die Historiker dereinst mit dem gebührlichen Abstand urteilen werden, recht gute Chancen, als zweitschlechteste Kanzlerin des 20. Jahrhunderts in die Geschichte einzugehen.
Denn alle drei existenziellen Krisen, mit denen derzeit Deutschland und mehr oder weniger ganz Europa zu kämpfen haben und die nahezu endemische Ausmaße annehmen könnten, kommt es blöd, sind irgendwie mit der Person Merkel verbunden. Das heißt natürlich nicht, dass sie für diese drei Krisen unmittelbar verantwortlich wäre, aber sie hat doch substanziell dazu beigetragen, dass sie ausbrechen und sich jetzt zu einem höchst toxischen Cocktail vermischen konnten.
Merkels Migranten
Der Ansturm von Migranten seit dem Jahr 2015 ist sozusagen die Krise aller Krisen von Frau Merkel. Auch wenn die deutsche Kanzlerin ihn natürlich nicht ausgelöst hat, so hat sie ihn doch zugelassen und in der Folge auch noch befeuert. Ihre »Willkommenspolitik« der offenen Grenzen signalisierte Menschen von Afghanistan bis Libyen, dass ihnen Deutschland und der deutsche Sozialstaat offenstehen – und daran hat sich bis heute im Grund wenig geändert. Statt als wichtigste Macht der EU zügig die »Festung Europa« zu errichten, begnügte sich Merkel im Wesentlichen mit dem zynischen Satz: »Jetzt sind sie halt da.«
Sie fügte damit nicht nur ihrer deutschen Heimat gravierenden Schaden zu, sondern auch allen anderen – westlichen – Staaten der EU, die das bis heute ausbaden müssen. Dass Österreich heute wieder von illegalen Migranten überflutet wird, ist auch eine indirekte Folge der katastrophalen Migrationspolitik der Merkel-Jahre; ein Schaden, der noch auf unabsehbare Zeit bleiben wird.
Merkels Inflation
Die unerhörte Inflation, die den Menschen die Haare vom Kopf frisst und die zu einer teilweisen Verarmung des Mittelstandes führt, weil sei kein vorübergehendes Ärgernis ist, sondern auch auf mittlere Sicht weiterhin wüten wird, ist die zweite mit Merkel verbundene Krise.
Hier ist der Zusammenhang etwa komplizierter, aber ebenfalls eindeutig. Denn die gegenwärtige Inflation ist im Wesentlichen einer nahezu kriminell falschen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gedankt, die überschuldete Staaten wie Frankreich, Italien oder Griechenland vor der wohlverdienten Staatspleite retten will, auf Kosten der Sparer in Deutschland oder Österreich.
Eine derartige Politik war aber nur umzusetzen mit einer geeigneten Person an der Spitze der EZB, die dabei mitmacht. Gefunden wurde sie in Gestalt der Französin Christine Lagarde, deren Bestellung Frau Merkel freilich hätte verhindern können. Hat sie aber nicht, weil ihr die Ernennung Ursula von der Leyens zur Präsidentin der EU-Kommission wichtiger war, weshalb sie den Franzosen zugestand, die Führung der EZB zu übernehmen. Merkel wurde solcherart, für eine Deutsche besonders befremdlich, zwar nicht zur Mutter, aber zumindest zur Patin der Inflation.
Merkels Wende-Murks
Bleibt Krise 3 der Ära Merkel – die Energiekrise, unter der Deutschland und die ganze EU jetzt leiden. Ausgelöst wurde sie im Wesentlichen durch die von Merkel verursachte und völlig vermurkste deutsche »Energiewende«, also den weitgehend falsch organisierten gleichzeitigen Ausstieg aus der Atomenergie, den sogenannten fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Kohle sowie den staatlich geplanten zusätzlichen Stromverbrauch im Wege der Subvention von E-Autos. Schlanke 500 Milliarden Euro hat dieser Unfug bis jetzt gekostet, ohne dass diese enormen Ausgaben dem Weltklima nennenswert geholfen hätten. Zwar glauben die politischen und medialen Eliten Deutschlands noch immer, damit eine Art »Vorbild« für den Rest der Welt zu sein, doch das ist leider eine Art von Wahnvorstellung, denn der Rest der Welt schaut amüsiert und verblüfft dabei zu, wie sich das Land der »Dichter und Denker« in ein Land der »Deppen und Dolme« verwandelt hat, das nun aus lauter Energienot so viel Braunkohle verbrennen muss wie kein anderes Land in Europa, die schmutzigste Form von Energiegewinnung überhaupt – so geht Energiewende. Bravo, Frau Merkel, welch brillanter Plan!
»Deutschland ist wieder der kranke Mann Europas«, urteilte erst jüngst das superseriöse Handelsblatt, auch das ist Teil des Erbes der Merkel-Zeit. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, was geschieht, wenn Megainflation, Energiemangel und Millionen schlecht ausgebildeter Zuwanderer gleichzeitig ein Land so massiv belasten, wie es derzeit der Fall ist. Die Geschichte jedenfalls lehrt uns, dass dies ein echtes Desaster-Rezept sein kann. Aber wie würde Frau Merkel da wohl sagen? – »Jetzt sind sie halt da.« Das Urteil der Geschichte steht jedoch noch aus.
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