Christian Ortner: Warum soll Reichtum unfair sein?
Österreichs politische Linke versucht systematisch, Wohlstand und Reichtum zu diskreditieren, beobachtet Exxpress-Kolumnist Christian Ortner – und sieht das als perfide Strategie, künftig noch mehr Steuern einheben zu können.
In der Welt des Fußballs ist völlig klar, was der Begriff der „Fairness“ bedeutet: sich an die Regeln zu halten, auch wenn es für einen selbst gerade nicht so vorteilhaft ist. Wer fair spielt, der spielt korrekt und anständig.
Eine ganz neue und bemerkenswerte Bedeutung von Fairness hat uns dieser Tage das Magazin „Arbeit & Wirtschaft“ beschert. In dem 1923 gegründeten und von ÖGB und Arbeiterkammer herausgegebenen Journal war da zu lesen: „780 Milliarden Euro an Privatvermögen besitzen die Menschen in Österreich. Allerdings ist das Vermögen nicht fair aufgeteilt. Wäre dem so, hätte jede:r Österreicher:in rund 90.000 Euro zur Verfügung.“
Das ist insofern bemerkenswert, als „Arbeit & Wirtschaft“ so etwas wie das Sprachrohr der beiden mächtigen Sozialpartner AK und ÖGB in wirtschaftspolitischen Grundsatzfragen ist.
Reichtum als Delikt
Dort zu lesen, dass die Vermögen in Österreich „nicht fair aufgeteilt“ sind, kann man aus logischen Gründen nicht anders verstehen, als dass nach Ansicht dieser Institutionen diese Vermögen nicht „fair“, also den Spielregeln entsprechend, entstanden sind.
Einen Beweis oder zumindest einen Beleg dafür, dass die reichsten Unternehmer das Landes gegen irgendwelche Spielregeln verstoßen hätten, bleiben uns AK und ÖGB freilich schuldig.
Vermutlich wohl deshalb, weil es dafür nicht den geringsten Hinweis gibt.
Naheliegend ist mangels logischer Alternativen, dass aus Sicht von „Arbeit & Wirtschaft“ das Erwirtschaften von Reichtum oder gar „Überreichtum“ per se und völlig unabhängig davon, wie legal er auch immer entstanden sein mag, anstößig und „unfair“ ist.
Wörter als Waffen
Da wird ein Menschenbild und eine wirtschaftspolitische Vision sichtbar, die geradezu erschreckend ist. Wenn nur eine Welt „fair“ ist, in der alle, unabhängig von ihrem Talent, ihrer Leistung, ihrem Beitrag zum Wohlstand eines Landes und nicht zuletzt ihrer Steuerleistung, aus der sich der Wohlfahrtsstaat finanziert, das Gleiche besitzen – dann enden wir ganz schnell in jener Art Steinzeitkommunismus, die besonders effizient Armut und Elend produziert.
Es geht hier nicht um Haarspalterei, um eine unglückliche Formulierung in einem wenig gelesenen Fachblatt, leider.
Fairness als Unrecht
Denn es geht hier um einen breit angelegten Versuch der politischen Linken im Lande, Wohlstand und Reichtum systematisch zu diskreditieren. Und zwar so lange und so massiv, bis neue Steuern, etwa auf Vermögen und Erbschaften, politisch mehrheitsfähig und anschließend umgesetzt werden.
Möglichst oft und möglichst plakativ jede Form von Wohlstand und Reichtum als „unfair“ zu diskreditieren, auch wenn das inhaltlich völliger Unfug ist, hilft dabei massiv. Wer wäre schon dagegen, dass die Vermögen „fair“ verteilt sind?
Weil aber viele Menschen es noch immer „fair“ finden, wenn mehr Leistung mit mehr Wohlstand belohnt wird, muss dieser Begriff nun eben systematisch umgedeutet werden, um das politische Ziel zu erreichen.
Es ist übrigens ganz anregend, sich einmal kurz vorzustellen, was passierte, würde die Enteignungsfantasie von ÖGB und AK Wirklichkeit, die Reichen enteignet und deren Vermögen auf alle Österreicher aufgeteilt, 90.000 Euro pro Nase angeblich.
Die Erfahrung lehrt uns: 90 Prozent würden das Geld in ein neues Auto, eine schicke Küche und eine tolle Urlaubsreise stecken, alte Schulden abzahlen oder ein bisschen was auf die Seite legen. Ein paar würden die Marie überhaupt gleich verjuxen, und einige wenige als Startkapital für ein Unternehmen verwenden.
Eine, zwei Generationen später wären wir mit hoher Sicherheit wieder da, wo wir heute sind, bei einer „unfairen Aufteilung des Vermögens“. Aber dann kann man ja wieder mit dem Enteignen beginnen …
Vermögen für alle!
Ein Blick ins Impressum von „Arbeit & Wirtschaft“ zeigt übrigens, dass dort Eigentümer und Medieninhaber die
Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH ist. Die gehört einer ÖGB Beteiligungsgesellschaft m.b.H., die einer ÖGB Vermögensverwaltungsgesellschaft m.b.H. gehört. Diese wiederum ist im Besitz einer AVB Holding Ges.m.b.H. (Tätigkeitsbeschreibung: Verwaltung von Beteiligungen sowie Verwaltung eigenen Vermögens), alles vorbildlich transparent und durchschaubar.
Das ist natürlich alles rechtens so, und ganz sicher auch sehr fair, aber vielleicht wäre es noch fairer, die Anteile an diesem wirtschaftlichen Konglomerat des Gewerkschaftsbundes einfach auf alle Österreicher und Österreicherinnen aufzuteilen? Soviel Gerechtigkeit muss sein.
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