Christian Ortner: Wenn die UNO eine jüdische Lobby entdeckt
Der UNO-Menschenrechtsrat produziert vor allem politischen Unrat und Fake-News über die westlichen Demokratien, ärgert sich eXXpress-Kolumnist Christian Ortner, der sich einen Boykott dieses nutzlosen Gremiums wünscht.
Der „Menschenrechtsrat“ der UNO ist so etwas wie das weltweit höchste Gremium zur Verteidigung der Menschenrechte.
Sollte man zumindest meinen. Denn in der Praxis ist diese Teilorganisation der Vereinten Nationen eher eine Mischung aus Propagandawerkzeug der übelsten Diktaturen der Welt, Instrument zur Desavouierung des Westens und der Demokratien und insgesamt, wenn man den dazu notwendigen Humor aufbringen kann, eine Lachnummer der Sonderklasse.
Dass die USA unter Präsident Trump aus diesem seltsamen Verein ausgestiegen sind, sollte bei aller Kritik an ihm eigentlich tonangebend für alle anderen Demokratien der Welt sein – es wird höchste Zeit, diesen Sumpf trockenzulegen. Etwa durch einen völligen Boykott durch den Westen.
Achtung, jüdische Weltverschwörung!
Anlässe dazu gibt es praktisch dauernd. So hat etwa vor ein paar Tagen ein gewisser Miloon Kothari, hochdotiertes Mitglied der UN-Untersuchungskommission in den von Israel besetzten Gebieten erklärt, die sozialen Medien wie Facebook oder Twitter würden „weitgehend von einer mächtigen »jüdischen Lobby« kontrolliert“ werden.
Na klar: gewisse Ostküstenkreise kontrollieren weltweit Banken und Medien, die Rothschilds und wie sie alle heißen, George Soros sowieso und die ganz Wallstreet.
Es ist dies ein derart abgegriffener Antisemitismus, dass ihn sogar hiesige Neonazis nicht mehr oft verwenden, weil er gar so schlicht daherkommt.
Aber immer noch gut genug für einen Vertreter des UNO-Menschenrechtsrats offenbar, was schon irgendwie bemerkenswert ist.
China, Hüter der Menschenrechte
Allerdings auch kein Wunder, wenn man sich mal ansieht, welche Nationen eigentlich Sitz und Stimme in diesem skurrilen Gremium haben. Unter anderen sind das Pakistan, Venezuela China, Libyen, Katar, Sudan, Gabun, Kasachstan und Usbekistan. Im Juli hat sich das UN-Gremium zu seiner 50. Sitzung getroffen. Dabei wurde der Iran durch Kuba ersetzt, was auch irgendwie passt.
Besonders tonangebend ist in dieser erlauchten Runde China, bekanntermaßen ein weltweites Kompetenzzentrum in Sachen Menschenrechte, wie etwa die zahllosen Umerziehungslager für die Mitglieder der uigurischen Minderheit beweisen oder der Umgang mit der Opposition in Hongkong. Da ist ja schon irgendwie naheliegend, dass China sozusagen Benchmark in Sachen Menschenrechte wird. Zumindest in diesem Gremium.
Dementsprechend konsequent und unnachgiebig zeigt sich der UNO-Menschenrechtsrat, wenn es um das Aufzeigen verstörender Verstöße gegen die Menschenrechte im Westen geht.
Die Verbrechen Islands
„Ich bin kürzlich beim Surfen im Netz auf Anträge zu Menschenrechtsverletzungen in Island gestoßen“, notierte etwa jüngst der deutsche Publizist Jan Fleischhauer. „Ich hatte keine Ahnung, wie verheerend die Menschenrechtssituation in dem kleinen Land im Nordatlantik ist. Ich dachte immer, die Isländer lebten ein relativ beschauliches Leben zwischen ihren Vulkanen und Geysiren.“
Wie man sich irren kann: Venezuela zeigte sich „besorgt über den Anstieg rassistischer Diskurse und die große Zahl von Gewalttaten und sexuellen Übergriffen“, ist in den Unterlagen des „Human Rights Council“ vermerkt. Belarus ist „besorgt über systemische Menschenrechtsprobleme“. China ist „besorgt über die kontinuierliche Diskriminierung von Zuwanderern und ethnischen Minderheiten, zunehmende Gewalt gegen Frauen, Menschenhandel und die ungesicherte Lage von Kindern, älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen“. Nordkorea ist „besorgt über fortgesetzte Hatespeech and Hate Crime“. Ja, und Russland, um den Kreml nicht zu vergessen, äußert sich „besorgt über die Zunahme an rassistischer Sprache“.
Ziel: Schwächung des Westens
Man könnte dergleichen als humoristische Bereicherung unserer alles in allem doch eher bleiernen Zeiten betrachten und ansonsten amüsiert ignorieren.
Sollte man aber nicht, denn diese bizarre Verbiegung der Wirklichkeit soll natürlich letztens der Schwächung des Westens und seiner Werte dienen.
Solange wir da auch noch mitspielen – Österreich führte 2019 bis 2021 sogar den Vorsitz in diesem Affentheater –, schlürfen wir letztlich von dem Kakao, durch den wir da gezogen werden. Es wird höchste Zeit, diesen Unfug abzuschaffen oder zumindest zu boykottieren. Pflanzen können wir uns nämlich auch selbst.
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