Daniela Holzinger: Genosse Dankl - warum es der KPÖ (noch) nicht um den Kommunismus geht
In der Steiermark ist Dunkelrot fix gesetzt. Mit dem Wahlbeben vom vergangenen Sonntag wurde jedoch das vermeintlich erz-konservative Salzburg zur neuen Kummerl-Hochburg. Wie es dazu kam und warum „Kommunismus“ dabei (noch) keine Rolle spielt, erklärt eXXpress Kolumnistin Daniela Holzinger.
Zufälle gibt’s, oder? 2010: Ich fleißige Politik-Studentin und mit mir im Kurs: Marlene, Tarik, Simon und Kay-Michael.
Als Chefin und Spitzenkandidatin der FPÖ Salzburg hat Marlene vor kurzem das historisch beste Ergebnis ihrer Partei eingefahren. Tariks Stationen führten vom JUSOS-Vorsitz in den Landtag und schließlich den Stadt-Gemeinderat.
Simon engagierte sich früh bei den Grünen, saß später dann Tarik im Landesparlament gegenüber und muss heute als Partei-Geschäftsführer die zweite Wahlschlappe in Folge graderücken.
Und ach ja, klar: Der Kay-Michael Dankl war auch dabei. Eine jener Persönlichkeiten die sich einem einbrennen. Gepflegter Auftritt, stets höflich im Umgang, immer bestens vorbereitet und ausgestattet mit einer sonoren-Radiostimme, die uns oft nur staunend zurückließ. Man hörte ihm gerne zu. Mutmaßlich Spross einer alten Familie, vielleicht früher mal adelig? Ich weiß es nicht, jedenfalls legt man im Hause Dankl Wert auf Manieren. Das beeindruckt.
Genosse Dankl
Am vergangenen Sonntag holte er für KPÖ PLUS im Jedermann-Land die rot-roten Sterne vom Himmel. Erstmals seit 1949 ist man wieder im Landtag vertreten und was war das bitte für ein Aufschlag?! Von 0,4 auf 11,6 %. Wow!
Haben sich Marx und Engels unter das Festspiel-Volk gemischt? Agitierte Lenin die Leute am Schrannenmarkt an? Stachelte Trotzki die Salzburger zur nächsten Etappe seiner permanenten Revolution auf?
Oder hat die neo-kommunistische Auferstehung gar mit dem Kommunismus, dem Überwinden kapitalistischer Gesellschaftsstrukturen, der Abschaffung jedweden Privatbesitzes und der Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft im Arbeiter- und Bauernstaat, gar nichts zu tun? Zwangloses Glück statt Zwang zum Glück?
Ein Blick in die Vita des „Comandante Uno“ beruhigt. Die Geister der Vergangenheit dürften mit Kay-Michael Dankl kein Comeback feiern. Nur für die etablierten Parteien links der Mitte gilt: Alarmstufe-Rot.
Grün-Dunkelrot-Unabhängig?
Die heutige KPÖ ist nämlich mehr als verstaubtes Forum unverbesserlicher Weltverbesserer von zwanghaftem Naturell. Mit einem dicken PLUS dahinter, will die KPÖ aus berechtigter Angst als „Kummerl“ zu „verkümmern“, PLattform für Unabhängige & Solidarische Politik sein. Insbesondere jene, die man im Zuge der großen Säuberung, des großen Terrors bei den Glawischnig-Grünen aus der Partei warf, sollen eine neue politische Heimat finden. Darunter: Kay Michael-Dankl. Ex-Bundesvorsitzender der Jungen Grünen, Sarah Pansy und Tobias Schweiger – beide ebenfalls einst führende Köpfe des grünen Nachwuchses und Dorn im Sitzfleisch ihrer Schicki-Lifestyle-Grünen-Bundespartei.
Für sie ist Politik (noch) nicht Selbstzweck, sondern taugliches Werkzeug zur Lösung konkreter gesellschaftlicher Probleme. Grundbedürfnisse, wie „leistbares Wohnen“ stehen ganz oben und der unbedingte Drang die Welt im Kleinen, wie im Großen, ein Stück besser zu machen. Was sie sagen, das meinen sie so und leben es vor.
Die Forderung nach einem Einkommen zum Auskommen ist für die Neo-Landtagsabgeordneten daher auch Verpflichtung. Lediglich ein durchschnittliches Facharbeitergehalt von 2.300 € netto wird behalten – der Rest Bedürftigen gespendet. Das macht Eindruck und schafft Vertrauen. Besonders in einer Zeit, in der man sich als Bürger von der Politik allgemein nicht mehr wirklich ernstgenommen fühlt.
Großartig denke ich mir und doch bleibt am Ende die Frage, wann das große „K“ vor PÖ und PLUS seine ideologische Hypothek einfordern wird?
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