Dr. Marcus Franz: Kinder impfen – oder doch nicht?
Die deutsche STIKO empfiehlt die Corona-Impfung nur für schwer vorerkrankte Kinder, das im Gesundheitsministerium ansässige österreichische Nationale Impfgremium (NIG) vertritt eine gegenteilige Meinung und empfiehlt die Impfung für ALLE Kinder und Jugendlichen ab 12 – ohne wesentliche Einschränkung. Das wirft einige Fragen auf. Ein Gastkommentar von Dr. Marcus Franz.
Anfang Juni 2021 wurde von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA die Anti-Covid-Impfung für Kinder und Jugendliche ab dem 12. Lebensjahr zugelassen. (Hier ist wichtig zu unterscheiden: Eine Zulassung ist noch keine Empfehlung und die EMA-Entscheidung ist nur eine Erlaubnis, dass mRNA- Impfstoffe für die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren verwendet werden dürfen).
Politisch wurde diese Zulassung als großer Erfolg im Kampf gegen COVID gefeiert. Sowohl der deutsche wie auch der österreichische Gesundheitsminister bewarben nach der EMA-Zulassung die Kinderimpfung ganz massiv. Der österreichische Minister verstieg sich unlängst sogar zu der definitiv falschen Behauptung, auch die WHO würde die Impfung für alle Kinder empfehlen (was sie nicht tut).
Viele medizinisch ausgebildete Experten, Wissenschaftler und Ärzte sehen die Zulassung hingegen problematisch und mit großer Zurückhaltung: Die Deutsche Ständige Impfkommission STIKO, die wie in Österreich das Nationale Impfgremium NIG grundsätzlich für die Bewertungen von Impfungen und für Impf-Empfehlungen zuständig ist, hat die mRNA -Impfung nach der Zulassung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren nur für besondere Risikogruppen empfohlen: nämlich ausschließlich für schwer vorerkrankte Kinder (Gendefekte, chronische Leiden etc.). Diese Kinder könnten von der Impfung profitieren. Es gibt im Widerspruch zur offiziellen politischen Haltung seitens der STIKO aber definitiv keine allgemeine Empfehlung, alle Kinder ab 12 damit zu Impfen.
Diese Entscheidung ist relativ einfach begründbar, auch für Laien nachvollziehbar und es gibt am STIKO-Spruch eigentlich nichts zu rütteln: Die STIKO sagt zu Recht, dass COVID für Kinder kaum ein Risiko darstellt, denn es gibt bei Kindern fast keine schweren Krankheitsverläufe und es ist daher nicht zu verantworten, eine völlig neue Impfung mit einem absolut neuen Wirkprinzip, dessen Langzeitwirkung man nicht kennt und dessen Risiken noch nicht ausreichend erforscht sind, für alle Kinder zu empfehlen. Aus Sicht des Expertengremiums sei es ganz klar, von einer allgemeinen Empfehlung abzusehen – so wie das dann auch im Deutschen Ärzteblatt verlautet wurde:
Ziel der STIKO sei das Erarbeiten der bestmöglichen Impfempfehlung für einzelne Menschen und für die Gemeinschaft. „Dies erfolgt unabhängig von Meinungen und Wünschen von Politikern und der pharmazeutischen Industrie.“
Dazu muss man wissen: Die Zulassungsstudie beruht auf der Testung von nur ca. 2000 kindlichen Probanden. Etwa 1000 Kinder wurden dabei geimpft, die anderen erhielten ein Placebo. Es gab in der Verum-Gruppe (also in der Gruppe der geimpften Kinder) leichte Vorteile. Medizinstatistisch sind solche kleine Studien aber sehr fragwürdig und besonders dann problematisch, wenn das Risiko, von der Infektion betroffen zu sein, nur eine ganz geringe Zahl von Menschen betrifft.
Kinder und Jugendliche: 0,01 Prozent mit Corona im Krankenhaus
Laut den Daten der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DKPI) sieht die Datenlage folgendermaßen aus: Von den schätzungsweise 14 Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland mussten seit März 2020 nur etwa 1200 mit einer SARS-CoV-2-Infektion im Krankenhaus (< 0,01%) behandelt werden und es verstarben nur 4 Kinder an ihrer Infektion (das sind < 0.00002% der Infizierten). Zur Einschätzung der Größenordnung Anzahl der der zweifellos traurigen Todesfälle: 2019 verstarben in Deutschland 55 Kinder im Straßenverkehr, 19 Kinder ertranken beim Baden.
Über die Risiken der Impfung ist aufgrund der zeitlichen Kürze ihrer Verfügbarkeit noch wenig bekannt. Man weiß allerdings schon, dass mittlerweile eine signifikante Zahl an geimpften Jugendlichen an einer impfbedingten Herzmuskelentzündung erkrankt ist. Was mit den kindlichen Immunsystemen langfristig durch die Verabreichung der genbasierten neuen Impfungen passiert und ob es eventuell schwerwiegende Folgen geben wird, ist naturgemäß noch völlig unbekannt.
Interessant ist, dass trotz der stringent argumentierten Empfehlung bzw. Nicht-Empfehlung der deutschen STIKO das österreichische Nationale Impfgremium (NIG) eine gegenteilige Meinung vertritt: Das im Gesundheitsministerium ansässige NIG hat bei uns die Impfung für alle Kinder und Jugendlichen ab 12 empfohlen – ohne wesentliche Einschränkung.
Auch die offiziellen Vertreter der Kinder- und Jugendmedizin sowie das Impfreferat der Österreichischen Ärztekammer haben sich dieser praktisch uneingeschränkten Empfehlung angeschlossen und favorisieren die Impfung für alle Kinder ab 12 Jahren. Die Politik tut das sowieso. (Übrigens wollen auch die deutschen Regierenden über die Entscheidung der STIKO „drüberfahren“ und möglichst viele Kinder bis zum Schulbeginn impfen.)
Hier tun sich aber einige heikle und bis dato unbeantwortete Fragen auf:
Warum kommt Österreichs Impfgremium (bei Benützung derselben Datengrundlagen!) zu einem diametral anderen Ergebnis als Deutschland?
Warum wird in Österreich die Gruppe der 12-15-Jährigen dafür instrumentalisiert, die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen, wenn laut aktueller Datenlage doch erstens gar nicht klar ist, ob dieselbe überhaupt herstellbar ist und, zweitens, das längerfristige Risiko der neuen Impfung für die Kinder noch gar nicht abschätzbar ist?
Gibt es eine medizinethische Argumentation oder eine Begründung dafür, die Kinder und ihr sich erst entwickelndes Immunsystem einer möglichen Gefährdung durch die mRNA-Substanzen auszusetzen, wo doch das kindliche Krankheitsrisiko durch COVID nachweislich so extrem gering ist? Wozu sollte man denn da überhaupt impfen?
Warum raten führende deutsche Kinderärzte wie Prof. Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, explizit dazu, mit der Impfung noch abzuwarten?
Warum sagt z.B. der wissenschaftliche Leiter des mRNA-Impfstoff-Erzeugers CureVac, er würde die Kinder nicht mit einer mRNA-Substanz impfen?
Und warum gibt es über diese Fragen in Österreich keine offene Debatte und keine objektive Beratung der Betroffenen, sondern nur die mit Verve vorgebrachten Impf-Empfehlungen samt manipulativ gestalteter Info-Flyer, in welchen die Kinderimpfung als einzige Möglichkeit zur Rückkehr in ein normales Leben dargestellt wird?
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