Eva Schütz: Die kommenden Wochen bitte keine Politik
Am Freitag fand die letzte Nationalratssitzung vor der Sommerpause statt, und im Westen beginnen nun auch die Sommerferien. Ein guter Zeitpunkt zum Durchatmen.
Die Fußball-Europameisterschaft befindet sich auf der Zielgeraden. Schade, dass Österreich nicht mehr dabei ist. Aber die zweieinhalb Wochen, in denen unser Nationalteam mit dabei war, haben gezeigt, welche Stimmung in unserem Land möglich ist. Ein rot-weiß-rotes Meer nicht nur in den Stadien in Berlin, Düsseldorf und Leipzig, sondern auch zu Hause in den Fan-Zonen und bei den unzähligen privaten Fußballpartys wirkte wie Balsam auf unsere (politisch) geschundene Seele. Gute Stimmung ist möglich, und das soll uns optimistisch stimmen für die kommenden Monate.
Bevor uns jedoch ein harter, intensiver und wahrscheinlich auch nerviger Wahlkampf erwartet, sollten alle Protagonisten eine Pause machen oder uns zumindest mit Politik verschonen. Die Menschen sind gesättigt und wollen jetzt Ruhe haben in ihrem Schrebergarten. Es wäre ein guter Zeitpunkt, auch an die Politik Zeugnisse zu verteilen. Da zwischen Kanzleramt, Klimaministerium und Parlament nur die Fetzen fliegen wie im Kindergarten, ist eine Beurteilung mit einer einfachen Note äußerst schwer. Also versuchen wir es mal mit einer verbalen Benotung.
Der Klassensprecher hat es nicht leicht
Klassensprecher Karl hatte es von Beginn an nicht leicht. Zwar hat sein Vorgänger die Klassensprecherwahl ursprünglich deutlich gewonnen, aber um die Interessen durchzusetzen, musste man die Kinder von der Familie Birkenstock ins Boot holen. Diese zwei, drei Kinder haben sich so verhalten, als wären sie die Mehrheit, nicht nur in der Klasse, sondern in der gesamten Schule. Im Klassenhof und im Unterricht sah man sie ständig allen anderen mit erhobenem Zeigefinger nachrennen und den Mitschülern erklären, was sie machen dürfen und was nicht. Kurz vor den Sommerferien brach eine der Birkenstocks sogar alle Klassenregeln. Der Klassensprecher und seine Gang waren außer sich, aber er wollte kein Chaos im Klassenzimmer und beließ es bei einem Rüffel.
Auf der linken Seite im Klassenzimmer blickte man nicht ganz durch. Ein neuer Schüler versuchte dort seit einem Jahr, seine Schulfreunde um sich zu scharen, weil er bei der nächsten Klassensprecherwahl gewinnen möchte. Mit überzogenen Forderungen wie der 10-Stunden-Schulwoche und einer Sondersteuer auf Klassenkameraden aus wohlhabenden Familien hat er selbst in der Redaktion der Schulzeitung Kopfschütteln ausgelöst. In dieser Schulzeitung meldete sich auch ständig einer seiner Kollegen aus der Nachbarschule in Eisenstadt zu Wort und hinderte den Andi, wie sie ihn alle nennen, bei seinem Versuch, so richtig in Fahrt zu kommen.
Von den Hinterbänklern kamen ständig Zwischenrufe. Es ist jene Handvoll Schüler, die eigentlich auch aus gutbürgerlichen Häusern kommen, aber so tun, als wären sie die Coolen. Teilweise lauthals schreit ihre Anführerin Beate in den Unterricht. Sie kritisiert nicht nur das Bildungssystem, sondern einfach alles. Ihre starke pinke Farbe ist aber über die Schuljahre auch verblasst. Irgendwie werden sie nicht mehr größer, weil man auch nicht weiß, ob sie jetzt links bei Andi stehen oder doch ein wenig bürgerlich sind.
Verhalten: nicht genügend
Dieses Gemengelage gefällt wiederum der Gruppe um Herbert, die von allen ausgegrenzt wird. Zu Beginn der Einschulung standen sie im Pausenhof als kleine Gruppe im rechten Eck, aber über die Jahre haben sich immer mehr Mitschüler ihnen angeschlossen, sodass nun alle neidisch und verärgert auf sie blicken und die Gruppe nun ob der Größe immer mehr in die Mitte rückt. Aus Trotz werden sie deshalb noch stärker ausgegrenzt als davor.
Der Schuldirektor hat mehr oder weniger dem ganzen Treiben in dieser auffälligen Klasse nur zugeschaut und war die vergangenen Monate wenig zu sehen. Nur selten meldete er sich zu Wort. Vielleicht hat er schon aufgegeben und bereitet sich auf den heißen Herbst vor.
Eine Note kann man der Klasse aber schon geben: Verhalten in der Schule – nicht genügend!
Bis der Intensivwahlkampf losgeht, haben nun alle gut sieben bis acht Wochen Zeit. Hoffen wir, dass es dann besser wird und die Stimmung so ist wie in den vergangenen drei Wochen: glückliche Gesichter und stolz auf rot-weiß-rot.
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