Jason Turner: “Das Chamäleon mit dem Pfefferl”

Einerseits wird er in allen möglichen Geschmacksrichtungen produziert, vom trockenen Sekt bist zum edelsüßen Eiswein. Zweitens widerspiegelt der Grüner Veltliner seine Herkunft und nimmt die Eigenschaften und die besondere Charakteristik des Weinbaugebiets ziemlich genau auf. Last but not least passt diese Paradenrebsorte zu fast allen Speisen; von klassischen Gerichten wie Wiener Schnitzel und Schweinsbraten bis hin zu orientalischen und exotischen Rezepten.

Der Grüne Veltliner wächst wie zuhause in der Wachau, und das ist kein Wunder: Die Landschaft ist ungemein einladend. Im Jahre 2000 wurde die Wachau in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen und ist sowohl für Weinenthusiaten wie auch Wanderer und Abendteurer immer einen Besuch wert. Die Wachau war auch – unabsichtlich – der erste Ort, den ich vor circa 24 Jahren in Österreich besucht hatte. Damals im Herbst 1999 auf meiner Autofahrt nach Wien gab es auf der A1 Autobahn einen langen Stau und ich nahm zufällig die Ausfahrt Melk und fuhr die etwa 36 Kilometer an der Landesstraße entlang der Donau weiter Richtung Krems. In Nachhinein betrachtet war es ein wohltuender Umweg, und ich lernte die Wachau hautnah kennen.

Wo die blaue Donau fließt ist eine Art “Durchbruchstal”. Sie ist offenbar entstanden, nachdem die Donau im Osten den Dunkelsteinerwald vom Waldviertel abgetrennt und sich so an einigen Stellen mehr als 700 Meter tief in die gebirgige Landschaft der Böhmischen Masse eingegraben hat. Seit der Steinzeit leben Menschen aufgrund des angenehmen Klimas, der vielfältigen Vegetation und Landschaft in der Wachau. Die Vielschichtigkeit der Geologie – oder in der Weinsprache – das >>terroir<< verleiht dem Wachauer Grünen Veltliner seinen Charakter. Auf den steinigen, kargen Wachauer Urgesteinsböden vom >>Ried Steinwand<< gedeihen die Grüner Veltliner Weinstöcken optimal. Die Lage ist eben mit anschließenden steinigen Terrassen und leichte Lössauflage. Der Grüne Veltiner findet hier seinen Ausdruck zwischen einladende Fruchtigkeit und subtile Komplexität, mit reifen, saftigen Apfelnoten und cremigem Körper mit Anklängen nach frischen Limetten und Weingartenpfirsich über Tabakwürze, intensiven weißen Pfeffer und würzige Mineralität.

Rudi Pichler hat vor 25 Jahren das Familienweingut übernommen und sein modernes, einladendes Weingut liegt in Wösendorf. Seine Weingärten befinden sich zudem in den Weinbauorten Joching, Wösendorf, Weißenkirchen und Mautern. Von Rudi durfte ich vieles über die Wachau über die Jahren kennenlernen und es ist immer eine Freude, seine Weine zu verkosten – entweder hier beim heutigen Schneefall in Österreich, oder auch in meinem Heimatland Großbritannien, wo seine Lagen mit Erfolg exportiert werden.

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