Jason Turner: Genuss im Glas – Weingut Graf Hardegg „V“ Brut Nature
Schaumwein bleibt beliebt und der Konsum von Champagner, Prosecco und Co nimmt wieder zu. Jedoch sind die Regalpreisen von Champagner und Prosecco in letzter Zeit deutlich gesteigen, und das ist gleichzeitig eine gute Gelegenheit, die österreichische Winzersekte zu probieren, die einen hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis anbieten. Immer mehr heimische Winzer produzieren wirklich fabelhafte “sparkling wines”.
Traditionell werden Schaumweine in bestimmten Weinbauregionen und mit gesetzlich zugelassenen Rebsorten produziert, wie beispielsweise Chardonnay, Pinot Noir und Meunier für Champagner und die Weißweinsorte Glera für Prosecco. In Österreich gibt es derzeit vierzig zugelassene Traubensorten (26 weiß, 14 rot) für die Produktion von Qualitätswein: Die gebietstypische Rebsorten sind Grüner Veltliner, Gelber Muskateller, Riesling wie auch Weißburgunder, Chardonnay and Blauburgunder. Hin und wieder werden klassischen Rebsorten wie Chenin blanc oder Sauvignon blanc für Schaumweine eingesetzt, und es gibt auch Roter Sekt aus Zweigelt oder Shiraz. Die Voraussetzung für einen köstlichen Schaumwein ist eine frische, lebendige Säure, weil der Sekt am Gaumen erfrischend schmecken sollte, damit die Perlen am Gaumen tanzen. Im nördlichsten Teil von Niederösterreich habe ich kürzlich eine tolle Innovation verkostet: Einen sehr gelungenen Schaumwein vom Gut Hardegg aus der Weißweinrebsorte Viognier gekeltert und für mindestens 36 Monate in der Flasche auf der Hefe gereift.
Die Viogner-Weißweintraube (ausgesprochen >>vee-ON-yay<<) ist eine der duftendsten und aromatischsten Rebsorten der Welt mit einladenden Aromen von Aprikosen, Geißblatt, reifen Pfirsichen und Gewürznoten. Im Frucht- und Blütenspektrum ist der Viognier eine sehr vielschichtige Rebsorte, der normalerweise als Weißwein extrem aromatisch und angenehm säurearm ist. Meines Wissens wäre der Gut Hardegg >>V<< Brut Nature der erste reinsortige Viognier Brut Nature Sekt mit dreijähriger Hefelagerung weltweit. Das ist eine echte Innovation aus dieser Rebsorte, die vor 35 Jahren beinah ausgestorben wäre.
Der Anbau von Viognier ist sehr anspruchsvoll, aber es lohnt sich: Die Belohnung ist ein aromatischer, vollmundiger und eleganter Wein
In den 1980er Jahren wurde fast der gesamte offiziell angebaute Viognier in der Appellation Condrieu im nördlichen Rhônetal angebaut. Nach 2011 war die Sorte aufgrund ihrer außergewöhnlichen Kombination aus Duft und Körper nahezu in der gesamten Weinwelt bekannt und wurde häufig angebaut. Viognier wird oft als die weiße Rebsorte des Genussmenschen beschrieben, auch wenn sie den Winzern aufgrund der geringen Erträge und der intensiven Pflege im Weinberg oft Kopfzerbrechen bereitet. Die Trauben müssen lange reifen, bevor sich ihre charakteristischen Marille- und Weingartenpfirsicharomen voll entfalten. Hingegen ist der Viognier eine der besten früh entwickelten Rebsorten mit ausdrucksstarken Primäraromen, die ihn auch ideal für die Herstellung eines Schaumweins machen. Trotz des natürlichen niedrigen Säuregehalts von Viognier in anderen Weinanbaugebieten weltweit verleihen die feinsandigen und kalkhaltigen Böden im Weinviertel die Beeren ausreichende Frische, um einen hervorragenden Schaumwein nach der traditionellen Methode herzustellen.
Die feinsandigen und kalkhaltigen Böden im Weinviertel ermöglicht dem Viognier einen lebendigen Säurestruktur, die in anderen klassischen Anbaugebieten nicht denkbar wäre
Da Viognier keine zugelassene Qualitätswein-Rebsorte in Österreich ist, ist die Angabe der Rebsorte auf dem Weinetikett aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht zulässig. Daher am Etikett der Flasche >>V<< statt Viognier. Allerdings erfüllt >>V<< die höchste Qualität der Großen Reserve für die Sektpyramide, da die Weintrauben nur aus einer Lage gelesen werden und die Reifung auf die Hefe mindestens 36 Monate in Anspruch nimmt. Ich empfehle diesen tollen Sekt als Aperitif oder in der Speisenbegleitung mit Meeresfrüchten sowie Fischgerichten.
Gut Hardegg
A-2062 Seefeld-Kadolz
Bezugsquellen: aktueller Jahrgang 2019 ab Hof (EUR 25,-), bzw. im gut sortieren Weinfachhandel.
Rebsorte: 100% Viognier, 12,5% Alkohol, Brut Nature
Am besten genießbar bei 8-10°Celsius – im Weißweingläsern einschenken
Lagerfähig 5-10 Jahren
Bewertungen:
93 Punkte Falstaff
95 Punkte A la Carte
4 Sterne Vinaria
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