Erste Demonstranten wurden bereits mobilisiert, da lag erst die zweite Hochrechnung vor. Als Nächstes kommen wieder die Donnerstag-Demos. So leicht sollten es sich aber die Linken nicht machen und mal auf Ursachensuche gehen, wieso es überhaupt so weit kommen konnte. Weit müssten sie nicht suchen, denn es waren die Linken selbst, die Kickl zum Gewinner der Nationalratswahl gemacht haben.

Weil sie unbedingt und mit aller Kraft Sebastian Kurz weghaben wollten. Weil sie glaubten, wenn der mal von der politischen Bühne verschwindet, sei der Weg für eine linke Mehrheit frei oder zumindest ein Kanzler aus der linken Reichshälfte wieder möglich. Dabei ist dieser vereinigten Linken im Kampf gegen Kurz ein massiver Denkfehler unterlaufen: Ein Mitte-Rechts-Wähler schwenkt nicht so schnell zu SPÖ, Grünen, NEOS oder Kommunisten. Ein Mitte-Rechts-Wähler bleibt dort, wo er ist, und sucht sich in diesem bürgerlichen Lager eine Alternative. Und die Alternative für die vielen ehemaligen Kurz-Wähler hieß nicht Andi Babler, Werner Kogler oder Beate Meinl-Reisinger, sondern Herbert Kickl. Der Bumerang kam vom Wähler und traf sie eiskalt ins Gesicht.

Ultimativer Knieschuss der Grünen

Den ultimativen Knieschuss leisteten sich die Grünen. Weil sie in der Regierung nicht partnerschaftlich zusammenarbeiten wollten, das türkise Personal nicht akzeptierten und aktiv an der Demontage von Kurz mitwirkten, wurden sie bei dieser Wahl nicht nur abgestraft, sondern können mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder dort zurückkehren, wo sie immer waren: auf die Oppositionsbank und in die Bedeutungslosigkeit. Hochmut kommt eben doch vor dem Fall.
Alle linken Kräfte, die Kurz weghaben wollten, haben nun Kickl. Es kam zu keiner Linkswende und die Mehrheit rechts der Mitte ist weiterhin gesichert. Und das so umkämpfte Kanzleramt ist für die SPÖ noch weiter in die Ferne gerückt als jemals zuvor. Für diese strategische Fehleinschätzung von SPÖ, NEOS und Grünen kann man kein Mitleid empfinden!

Es würde der demokratischen Kultur im Land guttun, wenn Wahlergebnisse, also der Wille des Volkes, endlich akzeptiert würden und dieses Ergebnis als Basis für die parlamentarische Arbeit, aber auch die Arbeit in der nächsten Bundesregierung, herangezogen würde. Herbert Kickl gilt seit Sonntag jedenfalls als der neue Anführer des bürgerlichen Lagers in Österreich. Diesen Sieg sollte man ernst nehmen und nicht unterschätzen – immerhin übertraf Kickl das beste FPÖ-Ergebnis unter Jörg Haider. Eines hat der Sonntag jedenfalls eindrucksvoll gezeigt: Für SPÖ, Grüne und NEOS war die Wahl ein besonderes Rendezvous mit den Wählern und sollte ihnen endlich zu denken geben.