Kolumne Eva Schütz: Politik & Fußball – ein Montag der Eigentore
Wer am Montagabend geglaubt hat, dass unsere Volksseele nach einem politisch ernüchternden Tag mit einem rot-weiß-roten Fußballsieg doch noch zur Ruhe finden würde, wurde leider enttäuscht. Der Tag endete so, wie er begonnen hatte: mit einem Eigentor. Der 17. Juni 2024 wird daher politisch wie sportlich eine Zeile in den Geschichtsbüchern finden. Man kann ihn getrost als „Montag der Eigentore“ bezeichnen.
Anders kann man das politische Handwerk der Regierung nicht beschreiben. Was Schwarz und Grün gestern und schon die Tage zuvor abgeliefert haben, ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Als Gewinner geht niemand vom Feld, weil einfach nur getreten und um sich geschossen wurde – ohne Ziel, ohne Strategie und ohne Plan. Es war den ganzen Tag über ein Wettlauf um die bessere Schlagzeile. Vom Ö1-Morgenjournal bis in die Spätnachrichten ging es einzig darum, wer jetzt noch besser foult und noch stärker Druck macht. Dabei haben beide Regierungsparteien übersehen, dass sie ein Eigentor nach dem anderen schießen.
Aber Eigentor ist nicht gleich Eigentor. Das bewies dann am Abend unsere Nationalmannschaft bei ihrem ersten Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft gegen Frankreich. Es mag für einen Sieg oder zumindest ein Unentschieden nicht gereicht haben, aber das ist keine Schande gegen eine Fußballmacht wie die Franzosen. Das Eigentor war natürlich bitter, sehr bitter. Und dennoch tun sich große Unterschiede zur Politik auf. Was Herr und Frau Österreicher gestern tagsüber von der Politik erlebt haben, wurde am Abend vom ÖFB-Team trotz Niederlage wieder gutgemacht: Wir erlebten 90 Minuten vollen Teamgeist, ein Brennen für rot-weiß-rot, Zusammenhalt, Moral und den Fokus auf ein Ziel. Niemand lässt den anderen im Stich. Hinter diesen Tugenden und diesem Team versammelt sich eine riesige Fanschar, wenn nicht sogar das ganze Land.
Orientierungslosigkeit, interne Machtkämpfe und Streit um die beste Position prägen unsere Bundesregierung.
Von „Team“ und „ein Ziel“ ist bei unserer Regierung schon lange nichts mehr zu sehen. Kein Doppelpassspiel, kein Teamwork, keine gemeinsamen Tore. Orientierungslosigkeit, interne Machtkämpfe und Streit um die beste Position prägen unsere Bundesregierung.
Die Verantwortlichen in der Koalition sollten sich zur Abkühlung mal unter unsere Fans mischen und in Ruhe ein Spiel unserer Nationalmannschaft anschauen. Sie würden nicht nur vom Team lernen, sondern auch einmal von den Menschen hören, was ihnen eigentlich unter den Fingernägeln brennt. Der Montag bleibt das, was er ist: ein Tag der Eigentore. Aber beim Fußball fiebert das Land weiter mit, gegenüber der Politik ist der Gefrierpunkt erreicht.
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