Kolumne Eva Schütz: Unser Rindfleisch is ned deppert, liebe NEOS!
Mit dem freien Markt neigen die Neos manchmal zur Übertreibung, diesmal sogar auf eine ganz derbe und beleidigende Art. NEOS-Nationalrat Gerald Loacker attackierte bei einer Parlamentsveranstaltung die Bauern frontal, weil sie sich aus Sorge um die heimische Landwirtschaft gegen das Freihandelsabkommen Mercosur aussprechen. Die heimischen Bauern seien nicht nur „kleinhäuslerisch“, sie würden sogar wegen eines „depperten Rinderfilets“ „provinziell“ denken, so aus dem Mund Loackers. Mehr brauchte es nicht, um sich mit dem gesamten Bauernstand anzulegen.
Man muss offensichtlich ein ordentliches Abgeordneteneinkommen kassieren, um so einen unüberlegten Skandalsager zu tätigen. Denn weder Gerald Loacker noch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger – die bei Loackers Rede dabei war und es noch lustig fand – kennen offenbar die tagtäglichen Herausforderungen, vor denen unsere heimische Landwirtschaft steht. Würde irgendeiner in Österreich mit den Bauern tauschen wollen? Freiwillige bitte vor.
Dass sich die Bauern gegen Mercosur aussprechen, ist nachvollziehbar und deren Bedenken sollten von der Politik ernst genommen werden. Jeder von uns will gute Lebensmittel zu fairen Preisen auf dem Teller haben. Der Druck, dem die heimischen Landwirte ausgesetzt sind, nimmt ohnehin immer stärker zu statt ab. Mercosur beschleunigt diese Situation noch weiter. Billig(fleisch)importe würden die Preise weiter nach unten drücken und den Bauern zwischen Bregenzerwald und Neusiedlersee immer mehr Luft zum Atmen nehmen. Wollen wir das wirklich? Die NEOS offenbar schon.
Unser Rindfleisch is ned deppert, nur manche Politikeraussagen.
Das Bauernsterben hat bereits an Tempo gewonnen, die Zahl der Vollerwerbsbauern nimmt von Jahr zu Jahr ab und die Hofübergaben an jüngere Generationen werden immer weniger. Angesichts dieser Entwicklung sind die Äußerungen des NEOS-Abgeordneten überflüssig und absolut jenseitig. Herr Loacker sollte einmal einen Monat auf einem Bauernhof verbringen, das volle Programm abspulen, die hart erwirtschafteten Produkte an Herrn und Frau Österreicher bringen und am Ende schauen, was unterm Strich bleibt. Vielleicht überlegt er sich dann doch, was er in Zukunft von sich gibt und wie beleidigend seine Aussage gegenüber einer gesamten Bevölkerungsgruppe war. Bleibt zu hoffen, dass er bei seinem nächsten Abendessen mit Meinl-Reisinger ein Filet vom heimischen Rind dem argentinischen Angus vorzieht.
Denn eines ist jedenfalls sicher: Unser Rindfleisch is ned deppert, nur manche Politikeraussagen.
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