Kolumne Laura Sachslehner: Wien, die Stadt in der Leistung nichts zählt
Als gelernter Wiener weiß man, jedes Mal, wenn man die fehlgeleitete Politik der Wiener Stadtregierung kritisiert, gibt es von linker Seite die immer gleiche Antwort: Wien ist lebenswerteste Stadt der Welt – zumindest bescheinigen uns das internationale Rankings. Also wozu die Aufregung?
Und mit diesem Verweis auf Umfragen, die unter internationalen Topmanagern gemacht werden, soll jeder Diskurs über die Probleme in Wien beendet sein. Dabei leuchtet niemandem so richtig ein, was denn die Menschen in Wien davon haben, dass ihnen internationale Manager ausrichten, dass es sich mit ihren vermeintlichen Spitzengehältern in Wien so gut leben lässt. Ändert dieser Befund denn etwas an den regelmäßigen Ausschreitungen in Favoriten? Verhindern solche Rankings die mittlerweile beinahe wöchentlichen Gewaltvorfälle und ethnischen Konflikte in Teilen Wiens? Helfen solche Schlagzeilen denn irgendeinem Wiener Haushalt, der seit Jahren absurde Gebührenerhöhungen seitens der Stadt hinnehmen muss?
Stadtregierung schweigt die wahren Zahlen tot
Wohl kaum. Hinter den schönen Überschriften, die uns der parteipolitisch agierende Twitteraccount der Stadt Wien regelmäßig vorsetzt, verbergen sich nämlich eine Reihe von anderen Statistiken, die von der Stadtregierung nur zu gerne totgeschwiegen werden. Und das obwohl mit ihnen besorgniserregende Realitäten in unserer Stadt verbunden sind.
Da wäre zum Beispiel die Arbeitslosenstatistik, die Wien erschreckender weise jedes Mal aufs Neue mit großem Abstand anführt. Mit September 2023 verzeichnet Wien eine Arbeitslosenquote von 10,3 Prozent und liegt damit weit vor allen anderen Bundesländern und weit über dem österreichischen Durchschnitt mit 5,9 Prozent.
Sozialhilfe: Wien führt haushoch
Auch bei den Ausgaben für die Sozialhilfe führt Wien haushoch. 134.303 Personen befanden sich laut Statistik Austria im Jahr 2022 in Wien in der Mindestsicherung. Wer das jetzt als Zeichen des sozialen Miteinanders in Wien werten möchte, der wird leider enttäuscht. Knapp 60 Prozent der Bezieher sind ausländische Staatsbürger und nachdem davon etwa 40 Prozent Asylberechtigte oder subsidiär Schutzberechtigte sind, befinden sich darunter nicht wenige, die zwar monatlich Geld bekommen, aber noch keinen einzigen Tag in unser System einbezahlt haben.
Was ist mit dem Gerechtigkeitsverständnis der Verantwortlichen im Wiener Rathaus los?
Das ist wahrlich nicht fair und sagt viel über das Gerechtigkeitsverständnis der Verantwortlichen im Wiener Rathaus aus. Und so verwundert es niemanden, dass sich dieses Bild auch bei der Statistik der Sozialleistungsbetrüger vervollständigt. Mit 1433 Fällen im Jahr 2022 führt auch dieses Ranking das Bundesland Wien haushoch an.
Als gelernter Wiener weiß man also leider vor allem eines: Wien, das ist die Stadt in der Leistung gar nichts zählt. Wien, das ist die Stadt, in der Politik vor allem auf dem Rücken der Leistungsträger gemacht wird. Und wo den Verantwortlichen schöne Überschriften mehr wert sind, als die tatsächliche Lebensrealität der Wiener.
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