Kolumne Markus Keschmann: Diese 2 Gruppen entscheiden die Wahl!
Gut zwei Wochen vor der Nationalratswahl am 29. September scheint aus dem Dreikampf um Platz 1 ein Zweikampf geworden zu sein: Während die FPÖ weiterhin respektabel vorne liegt und die ÖVP langsam, aber doch näherkommt, sehen alle Umfragen die SPÖ abgeschlagen auf Platz 3. Somit dürfte das Duell um den Bundeskanzler tatsächlich FPÖ gegen ÖVP lauten, beziehungsweise Kanzler Nehammer gegen Herausforderer Kickl.
Das ist ein spannendes Rennen: Die FPÖ liegt auf Grund der aktuellen Themenlandschaft in Führung. Bei der fiktiven Kanzler-Direktwahl hat aber Bundeskanzler Nehammer klar die Nase vorne. Das kann die entscheidende Frage werden: Stufen die Menschen die Wahl eher als Zeugnisverteilung für die Vergangenheit ein und bewerten daher mehr die konkreten Inhalte oder wollen die Menschen eine Ansage für die Zukunft treffen und sich eher für eine konkrete Person als Kanzler aussprechen?
Klarer als die Antwort auf diese Frage ist, welche zwei Personengruppen diese Frage, und damit die Wahl selbst, entscheiden werden.
1. Gruppe: Ehemalige Sebastian Kurz-Wähler
Ehemalige Sebastian Kurz-Wähler, die eigentlich in das Lager der FPÖ abgewandert sind. Hier geht es um einen direkten Wählerstrom zwischen ÖVP und FPÖ – im Fußball würde man von einem „6-Punkte-Spiel“ sprechen: jede Stimme zählt quasi doppelt, weil die eine Partei sie bekommt und die andere verliert.
Die ÖVP wird in den letzten Tagen besonders jene früheren Wähler ansprechen, denen ein Kanzler Kickl – bei aller Kritik an der eigenen Regierungsarbeit – dann doch zu steil und nicht ganz geheuer ist. Je höher die so genannte „Haltequote“ für die ÖVP wird, je mehr frühere Wähler also doch noch und wieder bei der ÖVP bleiben, desto knapper das Rennen und desto höher die Gewinnchancen für die ÖVP. Eben weil diese Stimmen dann direkt von der FPÖ kommen und dort fehlen.
2. Gruppe: Pragmatische SPÖ-Wähler
Pragmatische SPÖ-Wähler, die mit dem linken Retro-Programm von Babler nichts anfangen können. Ich denke da an Gewerbetreibende, selbständige Handwerker und kleinere Angestellte, die weder mit neuen Steuern noch einer 32-Stunden-Woche noch Gender-Sternchen etwas anfangen können und die einen harten Kurs in der Migration wünschen. Und ich spreche von taktischen Wählern, die jedenfalls einen Kanzler Kickl verhindern wollen. Dieser Wähleraustausch wäre dann zwischen SPÖ und ÖVP, zahlenmäßig sicher kleiner als die erste Gruppe. Aber bei einem knappen Rennen können einige zehntausend Stimmen über Platz 1 entscheiden.
Wenn sich also noch eine Dynamik um Platz 1 ergeben sollte, dann durch Sebastian Kurz-Wähler und pragmatische SPÖ-Wähler, die im Zweifel doch keinen Kanzler Kickl wollen. Die Umfragen signalisieren noch einen ausreichenden Vorsprung für die FPÖ – wir werden sehen, ob sich das bis zum Wahltag ausgeht.
Mag. Markus Keschmann ist politischer Kampagnenmanager und war in verschiedenen Positionen für die ÖVP tätig.
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