Kristina Malina-Altzinger: Verbannt die Handys aus der Schule!
Fehlende Deutschkenntnisse, Gewalt, Mobbing, Konzentrationsschwäche, Kulturkämpfe – das ist ein Auszug der aktuellen Probleme an Österreichs Schulen unter denen Schüler leiden. Als wäre das noch nicht genug, gesellt sich noch ein negativer Verstärker der aktuellen negativen Entwicklungen dazu: das Handy.
Fast täglich melden sich Ärzte und Psychologen mit Warnungen zum falschen Umgang junger Menschen mit dem Handy zu Wort. Vergleichsdruck durch Social Media, Mobbing sowie Zugang zu Gewalt, Pornografie und radikalen Inhalten hinterlassen Spuren bei der heranwachsenden Generation. Hinzu kommt noch der Druck durch ständige Erreichbarkeit, gepaart mit gleichzeitiger sozialer Vereinsamung. Längst ist (fast) allen klar, welch großen Schaden das Smartphone für die heranwachsende Generation darstellt. Das Handy ist mitverantwortlich für den rasanten Anstieg von psychischen Problemen bei Kindern und Jugendlichen, warnen Gehirnforscher.
Als Mutter von vier Kindern ist es mir daher unverständlich, wieso wir nicht schon längst ein bundesweites Handyverbot an Österreichs Schulen haben. Die Umsetzung wäre ganz einfach: Am Morgen werden die Telefone abgegeben und nach der Schule erhalten sie die Schüler wieder zurück. Klar, verständlich und mehr als effizient. An einigen (Brennpunkt-)Schulen bereits Realität und nach Erfahrungsberichten die einzige wirklich sinnvolle und umsetzbare Lösung.
Bessere Konzentration
Die Schüler werden durch den – anfangs sicher für viele nicht einfachen – Verzicht auf das Handy lernen, auch ohne es auszukommen. Handyfreie Schulen zeigen, dass sich die Schüler besser konzentrieren können, wieder mehr miteinander kommunizieren und in den Pausen miteinander spielen. Offensichtliche Nachteile? Fehlanzeige.
Die Behauptungen, dass das Handy in der Schule notwendig sei, um den richtigen Umgang damit zu lernen, oder die Schüler würden folglich nach der Schule umso mehr Zeit am Handy verbringen, finde ich fadenscheinig. Einerseits hindert die Lehrer nichts daran, den Umgang mit dem Handy im Unterricht zu besprechen und den Schülern zu erklären, dass es Orte und Situationen im Leben gibt, wo das Handy nicht dabei sein muss, und andererseits lernen die Kinder durch den täglichen Verzicht auf das Handy Resilienz. Darunter versteht man die Fähigkeit, in schwierigen Situationen mental gesund zu bleiben. Eine handyfreie Schule stärkt somit die mentale Widerstandsfähigkeit der Schüler.
Die Niederlande sind einen Schritt voraus
Die Niederlande, bekannt für ihre Vorreiterrolle in Sachen Digitalisierung, sind uns schon wieder einen Schritt voraus und verbannen das Handy aus den Schulen. Zu Recht! Österreich sollte von den Erkenntnissen in diesem Land lernen und mutig alle Handys aus der Schule verbannen. Die nächste Generation wird es, wenn nicht gleich, sicher in ein paar Jahren danken!
Der Gesetzgeber ist in der Pflicht, für bestmögliche Rahmenbedingungen in der Schule zu sorgen. Dazu gehört auch der von außen ungestörte Betrieb des Unterrichts. Denn es ist die Verantwortung, Orte zu schaffen, an denen Kinder ungestört und ohne äußere Einflüsse lernen können.
Wichtige Maßnahme
Eine handyfreie Schule ist zwar vielleicht unter Schülern eine unpopuläre, aber wichtige Maßnahme, die sich mit Sicherheit positiv auf den Unterricht und das Miteinander auswirken wird. Dann wäre zumindest eines der eingangs genannten Probleme an Österreichs Schulen gelöst.
Kristina Malina-Altzinger ist Juristin mit einem Master of Laws in Medien- und Informationsrecht aus Wels (Oberösterreich). Sie ist Mutter von vier Kindern.
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