Laura Sachslehner: Der Horror an unseren Schulen
Vandalismus, Diebstähle, Gewalt und Mobbing stehen mittlerweile an der Tagesordnung an Österreichs Schulen – das bescheinigt eine neue Studie. Dass die Überforderung der Lehrer angesichts dieser Herausforderung massiv ist, ist wohl keine Frage. Das Umfeld, in dem Kinder sich eigentlich entwickeln und lernen sollen, bietet immer mehr Anlass zur Sorge.
So schockierend die Meldungen der letzten Tage auch waren, sie dürften kaum noch jemanden überraschen. Denn dass sich unser Bildungssystem seit Jahren in einer sich immer schneller drehenden Abwärtsspirale befindet, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Österreichs Schulsystem ist nicht mehr nur am kränkeln, so wie manche es gerne formulieren, sondern es steht buchstäblich kurz vor dem Kollaps. Einer neuen Studie zufolge treffen Lehrer im Klassenzimmer mittlerweile auf verheerende Umstände. Gerade an Mittelschulen gibt es einen immer größeren Anteil an Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten. Jeder fünfte Mittelschullehrer gab in der Studie an, dass mehr als 30 Prozent der Schüler verhaltensauffällig sind. Ebenfalls würden Störungen im Unterricht immer häufiger vorkommen. 29 Prozent der Lehrer berichteten zuletzt davon, während es 2018 noch 22 Prozent waren. Darüber hinaus erzählen Lehrer von Drogen- und Alkoholkonsum unter Schülern, Gewalt, Vandalismus, Einschüchterungen und Beleidigungen gegenüber dem Lehrpersonal sowie von vielen Fällen von Mobbing in ihren Klassenzimmern. In Wien stieg die Anzahl der Suspendierungen zuletzt auf rund 800 an – wobei die Hälfte davon auf körperliche Gewalt zurückging. Seit 2018 hat sich die Zahl der Suspendierungen in Wien sogar verdreifacht. Alles in allem ist das eine erschreckende Bilanz. Angesichts dessen fällt es schwer sich vorzustellen, dass sich Schüler in einem solchen Umfeld bestmöglich entfalten können und bilden sollen.
Ignoranz gegenüber den Ursachen
Dabei kann man nicht gerade behaupten, dass wir zu wenig Geld in unser Schulsystem investieren. 12 Milliarden geben wir alleine heuer für den Bereich Bildung aus. Die Bildung unserer Kinder lassen wir uns – zu Recht – also einiges kosten. Die infolge der unkontrollierten Zuwanderung der vergangenen Jahre entstandenen Probleme sind so gravierend, dass viele Lehrkräfte überfordert sind und die zahlreichen Herausforderungen kaum noch bewältigen können. Während die Last für Schulen seit Jahren konstant steigt, steigen somit auch die gesellschaftlichen Erwartungen an Schulen. So soll die Schule mittlerweile für viele nicht nur die Ausbildung übernehmen, sondern gleichzeitig auch erzieherische Funktion haben und die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sicherstellen. Insbesondere Letzteres stellt angesichts der mangelnden Deutschkenntnisse vieler Schüler eine fast schon unlösbare Mammutaufgabe dar. In Wien beispielsweise mangelt es auch in diesem Schuljahr bei 45 Prozent der Erstklässler an entsprechenden Deutschkenntnissen. Vom Lehrpersonal zu erwarten, dass sie unter solchen Umständen einen entsprechenden Unterricht aufrechterhalten können, gleicht einem Irrwitz.
NEOS versagt da wie dort
Da ist es besonders unglücklich, dass mittlerweile sowohl auf Bundesebene als auch in Wien die NEOS in Verantwortung im Bildungsbereich sind. Denn ausgerechnet Christoph Wiederkehr hat die letzten Jahre in Wien brav dabei zugesehen, wie die Situation immer schlimmer wurde und die Zahl an außerordentlichen Schülern in lichte Höhen stieg. Jahrelang putzte er sich an der Bundesregierung und an Vorgängerregierungen ab und wollte für die katastrophale Situation in Wien keine Verantwortung übernehmen. Dass nun genau er derjenige sein soll, der uns im Bund aus der Misere führt, stellt keinen besonders großen Hoffnungsschimmer dar. In den ersten Monaten als Bildungsminister beschäftigte er sich in jedem Fall lieber mit Handyverboten und Debatten über Digitalisierung im Klassenzimmer. Beides sind wichtige Themen, keine Frage. Doch damit sind Gewalt, ethnische Konflikte und mangelnde Verständigung im Unterricht noch lange nicht gelöst. Man kann angesichts dessen nur hoffen, dass jene Lehrer, die noch nicht resigniert haben und nach wie vor mit Begeisterung und Idealismus ihrem Beruf nachgehen, ihre Motivation bewahren und versuchen den fatalen Rahmenbedingungen so gut es geht zu trotzen.
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