Laura Sachslehner: Die Verdrängung der Frau
Vor einigen Tagen präsentierten die Wiener Linien ihre neuen Piktogramme, deren Neuerung darin besteht, dass dort alle Personen ausschließlich „geschlechtsneutral“ dargestellt werden. Diese Definition inkludiert auch Schwangere. Ein Appell gegen die Verdrängung der Frau.
Die Entwicklung rund um die Entweiblichung der Frau in der Öffentlichkeit ist um einen weiteren absurden Höhepunkt reicher. Seitdem die Wiener Linien ihre neuen Piktogramme veröffentlicht haben, rücken linke Meinungsmacher regelmäßig aus, um zu erklären, warum die „geschlechtsneutrale“ Darstellung von schwangeren Frauen besonders progressiv sein soll.
Zur Klarstellung: Es gibt keine „geschlechtsneutralen“ Schwangeren. Das ist schlicht Fiktion. In der Realität gibt es lediglich schwangere Frauen. Und die Tatsache, dass wir Frauen Leben schenken können, ist nicht nur etwas, das uns ganz klar von Männern abgrenzt, sondern auch etwas, auf das wir Frauen zu Recht stolz sein können. Dass das heutzutage regelmäßig betont werden muss, ist an sich schon eine Farce.
Ein angeblich dankenswerter Fortschritt
In einem Kommentar in einer österreichischen Tageszeitung las ich allerdings zuletzt, dass es auch für Frauen ein angeblich dankenswerter Fortschritt sei, wenn sie nicht mehr mit deutlich weiblichen Geschlechtsmerkmalen dargestellt, sondern möglichst „geschlechtsneutral“ abgebildet werden. Dabei ist völlig offensichtlich, dass wir dem Feminismus und den Frauen einen Bärendienst erweisen, wenn wir sie nur noch als Männer darstellen. Denn in der Praxis der Wiener Linien entpuppen sich die „geschlechtsneutralen“ Darstellungen als ganz offensichtlich männlich konnotierte Abbildungen.
Anstatt Frauen also zu stärken oder ihnen die Rolle im öffentlichen Raum zu geben, die sie verdienen, werden sie vor dem Hintergrund der ideologisch geführten „Genderdebatte“ seit Jahren immer mehr zurück in die Unsichtbarkeit gedrängt. Das hat schon lange nichts mehr mit Feminismus zu tun. In Wahrheit drehen sich bei derartigen Aussagen vermutlich alle Feministinnen der ersten Stunde, die jahrzehntelang für die Existenzberechtigung der Frau im öffentlichen Raum gekämpft haben, im Grabe um.
Weiblichkeit ist kein gesellschaftlicher Schmäh, sondern ein Privileg
Allen Verfechtern dieser „Genderneutralität“ sei deshalb ein für alle Mal ins Stammbuch geschrieben: Wer wirklich für Frauen und ihre Rechte eintreten möchte, stellt sie nicht nur wieder als solche dar, sondern kämpft auch dafür, dass Weiblichkeit nichts mehr ist, das man einfach so für sich proklamieren kann – wie es mittlerweile in Deutschland möglich ist. Geschlecht wird dort immer mehr zu einem beliebigen Lifestyle-Element. Dabei ist das Frausein nicht irgendein gesellschaftlicher Schmäh, es ist ein Privileg.
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