Laura Sachslehner: Ein antisemitischer Sumpf namens Song Contest
Zum wiederholten Mal in Folge produziert der Eurovision Song Contest schon vorab eine Reihe von anti-israelischen und judenfeindlichen Schlagzeilen. Das Musikfestival, das für sich selbst beansprucht, ein Hort der Toleranz und Weltoffenheit zu sein, entpuppt sich immer mehr als abstoßende Echokammer für linken Antisemitismus.
Es sind Bilder, die wir nach dem letzten Jahr leider schon vom Song Contest gewöhnt sind. Eine tobende Menge, die palästinensische Fahnen schwenkt und zur Befreiung Palästinas aufruft – und damit auch zur Auslöschung Israels. Ähnliches sahen wir bereits beim Song Contest im vergangenen Jahr. Die israelische Kandidatin musste damals aus Sicherheitsgründen strengstens bewacht werden und absolvierte ihren Auftritt inmitten eines Pfeif- und Buh-Konzerts. Auch heuer ist schon vor Beginn des Wettbewerbs klar, dass jede öffentliche Solidarisierung mit Israel viel zu gefährlich ist. Das aufgeheizte, anti-israelische Publikum vor Ort wartet ganz augenscheinlich nur auf jede Gelegenheit der Eskalation.
Einen ersten Beweis dafür gab es bereits diesen Sonntag als die israelische Kandidatin für den diesjährigen Eurovision Song Contest, selbst eine Überlebende des grauenvollen Massakers der Hamas am 7. Oktober 2023, die Bühne bei der diesjährigen Parade betrat. Ein offenkundiger Pro-Palästina-Aktivist deutete vor versammelter Menge an, ihr die Kehle durchschneiden zu wollen. Die Hetzjagd gegen Israels Teilnehmer erreicht damit einen neuen traurigen Höhepunkt.
Unsägliche Doppelmoral in Sachen Israel
Nun könnte man meinen, dass ein derartiger Vorfall für breite Empörung im Rahmen der ESC-Veranstalter und -Teilnehmer sorgen würde. Doch weit gefehlt. Schon in den Wochen zuvor hatten sich Spanien sowie die irische und slowenische Rundfunkanstalt für einen Ausschluss Israels vom Song Contest ausgesprochen. In Finnland unterzeichneten gar mehrere tausend Menschen eine Petition, die einen solchen Ausschluss fordert. Das sind Meldungen, die eine traurige Entwicklung in Europa offenkundig machen. In manchen Kreisen der linken und queeren Community, die den ESC maßgeblich mittragen, ist es mittlerweile mehr als in Mode gekommen, Israel zu hassen und Juden ganz offen anzufeinden.
Vor wenigen Tagen erst veröffentlichten 72 ehemalige Teilnehmer einen offenen Brief, in dem sie sich ebenfalls für einen solchen Ausschluss aussprechen. Einer der Unterstützer ist absurderweise der Schweizer Sieger aus dem Vorjahr Nemo. Nemo, der für sich einfordert „nicht-binär“ zu sein, setzt sich sonst leidenschaftlich gerne für mehr Toleranz und „Diversität“ ein. Unter anderem fordert er die unabdingbare Zulassung von Pride-Flaggen im Rahmen des Festivals, um ein Zeichen für Offenheit und Vielfalt zu ermöglichen. Diese Vielfalt und Offenheit endet für ihn jedoch in Sachen Israel, das seiner Ansicht nach „gegen die Werte des ESC verstoßen würde“. Welch blanker Hohn aus diesen Aussagen spricht und was für eine Offenbarung es doch ist, das genau jene angeblich großen Stimmen für Toleranz selbst die intolerantesten und menschenverachtendsten sind.
Politisches Versagen auf allen Ebenen
Um diesem traurigen Schauspiel auch noch die Krone aufzusetzen, entschließt sich nun auch die Stadt Basel als Austragungsort des diesjährigen ESC zu einer unsäglichen Vogel-Strauß-Politik. Während angekündigte Pro-Palästina-Demos unter dem wenig beruhigenden Motto „Escalate for Palestine“ stattfinden dürfen, wurde ausgerechnet eine Kundgebung gegen Antisemitismus und Judenhass von der Basler Polizei untersagt. Die Demonstrationen für Palästina seien im Sinne einer Meinungsfreiheit legitim, wurde da argumentiert. Doch speziell jene gegen Antisemitismus stelle plötzlich eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar. Scheinbar fürchtet man sich in der Schweiz so sehr vor dem wütenden anti-israelischen Mob, dass man nicht einmal dazu bereit ist, für die Sicherheit jener proisraelischen Demonstranten zu sorgen. Das stellt die absolute Kapitulation der öffentlichen Behörden dar. Wenig verwunderlich, dass Israel mittlerweile vor Reisen zum ESC warnt und davon abrät, dort israelische oder jüdische Symbole öffentlich zu zeigen. Ein trauriges Sittenbild in Europa, wo wir ähnliches schon in vielen anderen Städten erlebt haben.
Halten wir noch einmal fest:
Es stellt keinesfalls einen legitimen Aktivismus dar, gegen einen anderen Teilnehmer zu wettern und dessen Boykott zu fordern. Es ist kein Akt der Meinungsfreiheit, israelische Kandidaten zu bedrohen und im Rahmen eines Musikfestivals zur Auslöschung eines Staates aufzurufen. Der ESC stellt keinen Hort der Toleranz dar, er verhöhnt sie in Wahrheit. Dieser angeblich inklusive Wettbewerb hat sich in den letzten Jahren zu einem armseligen Zusammentreffen politisch eindeutig gefärbter Aktivisten entwickelt, die sich unter dem Deckmantel der Kunst und Musik völlig hemmungslos ihren judenfeindlichen und intoleranten Weltanschauungen hingeben können. Und begleitet und unterstützt wird das von all jenen öffentlich-rechtlichen Sendern, die das in mehr als 30 Länder übertragen und damit diese Echokammer für linken Antisemitismus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Der moralische Kompass ist somit nicht nur in der linken, queeren Community verloren gegangen.
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