Es war einer der großen Aufreger der vergangenen Tage. In der Sendung „Talk im Hangar-7“ auf Servus TV sorgte die für ihre verantwortungslosen Aktionen bekannte „Klima-Shakira“ für Aufsehen, als sie ihre Diskussionspartner gebetsmühlenartig als „Schwurbler“ bezeichnete und dann mitten während der Live-Sendung die Diskussion verließ. Sie könne an so einer Runde nicht mehr teilnehmen, meinte sie. Der ebenfalls an der Diskussion beteiligte ehemalige Vizekanzler Werner Kogler nahm sie daraufhin in Schutz und beschwerte sich über den Umgang mit der Aktivistin. Seiner Meinung nach hätte man sie in der Diskussion zu stark kritisiert.

Das ist insofern ein bemerkenswertes Ereignis, da Anja Windl alias „Klima-Shakira“ bisher ebenfalls nicht wahnsinnig viel auf die Meinung und Ansichten ihrer Mitmenschen Wert gelegt hat. Anders kann man sich ihr Verhalten und das ihrer Klimakleber-Kollegen nicht erklären. Für diese Kategorie an Aktivisten steht schon lange nicht mehr der Austausch von Argumenten im Vordergrund. Relevant ist lediglich, am lautesten zu schreien, am provokantesten aufzutreten und die nervigsten und anstößigsten Aktionen zu liefern – das ist ganz offensichtlich die einzige Währung jener selbsternannten Weltverbesserer. Ansonsten hätte man sich nicht monatelang an jede Straßenecke geklebt und mutwillig öffentliches Gut beschädigt. Was die Mehrheit der Bürger in Sachen Klimaschutz zu sagen hat, ist für diese kleine Gruppe an Aktivisten augenscheinlich vollkommen irrelevant. Erst kürzlich verkündete eine weitere Klima-Aktivistin, sie würde sich wünschen, dass eine neue Organisation in Österreich „alles anzündet“. Gleichzeitig enthüllt ein Bericht, dass Klima-Aktivisten in Zukunft auch Industrieanlagen angreifen möchten. In Gent wäre es in diesem Zusammenhang bereits beinahe zu einem lebensgefährlichen Vorfall gekommen.

Das Gemeinwohl scheint da für diese Runde an Aktivisten kaum noch relevant zu sein. Die eigene ideologische und politische Agenda ist das Einzige, was zählt.

Von umstritten bis rechtsextrem

Doch so verhält es sich nicht nur beim Thema Klimaschutz. In den letzten Jahren erleben wir in nahezu allen Bereichen des öffentlichen Diskurses, wie das Aussprechen einer eigenen Meinung, die vom vermeintlichen Mainstream abweicht, unerwünscht ist. Auf jene, die sich trauen, das dennoch zu tun, wartet in der Regel eine Welle an Empörung, Wut und manchmal auch Hass. Schnell wird man aus eben jener Ecke der angeblich so toleranten Gutmenschen mit diversen Etiketten versehen, die einem jegliche Seriosität absprechen sollen. In die Kategorie „umstritten“ schließt man oft schneller auf, als man glauben mag. Sie sind gegen überschießende Klimaschutzmaßnahmen? Dann sind Sie ein Klimasünder – bestenfalls. Möglicherweise aber auch ein Schwurbler und Verschwörungstheoretiker. Sie sind gegen offene Grenzen? Dann sind Sie menschenverachtend und potenziell rechtsradikal. Sie sind gegen den ungehinderten Zugang zu unserem Sozialsystem? Dann sind Sie asozial und auf alle Fälle herzlos. Und sollten Sie sich dafür aussprechen, dass es nur zwei Geschlechter gibt, und sollten Sie die Auflösung von Geschlecht als etwas Negatives empfinden, dann werden Sie für linke Feministinnen und Aktivisten entweder zur „TERF“ (Trans-Exclusionary Radical Feminist) oder womöglich gleich als transphob klassifiziert. Ihre Meinung und ein differenzierter Austausch über gewisse Themen sind schlicht nicht erwünscht.

Einzig „die Guten“ entscheiden

Dass in solchen Fällen mit tatsächlich schweren Geschützen geschossen wird, ist mehr als offensichtlich. Die Liste an Bezeichnungen und Beleidigungen, die einem in so einem Fall zuteilwerden, zeichnet sich durch nichts anderes als himmelschreiende Intoleranz aus. In Wirklichkeit steht jedes Mal der Versuch der Verschiebung der Grenzen des Sagbaren hinter solchen Angriffen. Denn wenn jeder, der seine Meinung laut äußert, mit einer solchen Welle an Entrüstung und Abneigung konfrontiert wird, ist es für alle links der Mitte leicht zu sagen: Seht ihr, das sind doch nur Spinner, die nur Widerspruch erhalten. Deren Meinung ist gar nicht relevant. Wir, die „Guten“, wir entscheiden darüber, was man darf und was nicht. Alle anderen stehen auf der falschen Seite der Geschichte. Dass das nicht der Realität und dem Bild in weiten Teilen der Bevölkerung entspricht, wird dabei bewusst ignoriert.

Das Absurde daran ist, dass das gleichzeitig meist jene sind, die sich sonst leidenschaftlich gerne für Toleranz, Weltoffenheit und Vielfalt einsetzen, sich ihre angebliche Toleranz bei jeder Gelegenheit an die Fahnen heften und diese Zuschreibung voller Stolz vor sich hertragen. Doch von echter Toleranz gegenüber Andersdenkenden, anderen Meinungen oder dem Interesse der Mehrheit der Bevölkerung haben diese Gruppen keine Ahnung. Es scheint sie auch nicht sonderlich zu kümmern. Dass Anja Windl die Diskussion womöglich verlassen hat, weil ihr die Argumente ausgingen und die ewig gleichen Phrasen und Horrorszenarien nicht den gewünschten Effekt hinterließen – das darf man freilich nur hinter vorgehaltener Hand mutmaßen.