Ein gekreuzigter Frosch, Parodien des letzten Abendmahls und zur Krönung eine Transgender-Maria mit Bart – mit diesen Provokationen wartet neuerdings eine Ausstellung im Künstlerhaus in Wien auf. Was in Teilen der linken Szene vermutlich als passende Ergänzung zur ohnehin omnipräsenten Transdebatte gesehen wird, stößt in großen Teilen der Bevölkerung auf deutliche Kritik. Solche Darstellungen seien blasphemisch und würden das Christentum herabwürdigen – so lautet der Vorwurf einiger. Besonders brisant an der Sache ist die zusätzliche Förderung durch die Stadt Wien und das Kulturministerium. Doch dass gerade solche Themen im Kulturbetrieb besonders viel Anklang finden, ist keine Seltenheit. Solche Provokationen gegen das Christentum sind im Kulturbetrieb längst keine Ausnahme mehr.

Denn der aktuelle Fall aus Wien ist bei weitem nicht das erste Mal, dass sich die heimische Kunstszene an der katholischen Kirche und am Christentum abarbeitet. Bereits in der Vergangenheit gab es einige Fälle von geschmacklosen Programmen und Projekten, wo Kunstschaffende offenbar bemüht sind, ihre „Progressivität“ zu demonstrieren, indem sie zuerst die Kirche und ihre Symbole ins Visier nehmen. So zum Beispiel auch bei den ebenfalls mit Millionenbeiträgen geförderten Wiener Festwochen im vergangenen Jahr. Im Rahmen der dort aufgeführten Oper „Sancta“ wurden nackte, als Nonnen verkleidete Tänzerinnen, die auf Rollschuhen provokante Choreografien darboten, inszeniert. Auch damals war die öffentliche Aufregung groß – sowohl Salzburgs Erzbischof als auch Innsbrucks Bischof äußerten sich dem Auftritt gegenüber kritisch und sprachen von Respektlosigkeit und „Cancel Culture“. In Deutschland sorgte vor wenigen Monaten der Auftritt einer Tanzgruppe im Paderborner Dom für Aufsehen. Dabei wurden Tiefkühlhühner in Windeln unter „Fleisch ist Fleisch“-Gesängen durch die Luft gewirbelt – und das Ganze direkt vor dem Altar inklusive Osterkreuz.

Heuchelei gegenüber dem Islam

Bei der zuletzt zunehmenden Häufigkeit solcher Inszenierungen stellt sich die Frage: Warum richtet sich die Provokation der Kunstszene fast ausnahmslos gegen das Christentum? Es finden sich in den Kulturhäusern und -spielstätten nämlich kaum solche Projekte über andere Religionen – vor allem nicht über den Islam. Wohl weil wir alle nur zu gut wissen, dass im Fall des Islam sofort ein empörter Aufschrei folgen und rasch der Vorwurf der Respektlosigkeit erhoben würde. Nicht selten kam es in der Vergangenheit aufgrund von Karikaturen, satirischen Darstellungen oder kritischen Äußerungen dem Islam gegenüber schon zu gewalttätigen Übergriffen oder Drohungen – oder wie im Falle der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo sogar zu einem grauenvollen Terroranschlag. Das ist mit ein Grund, warum der Islam in solchen Fällen meist als sakrosankt behandelt wird. Ein anderer Grund ist aber auch, dass viele Linke, die sich im Kulturbetrieb heimisch fühlen, dem Islam gegenüber ein völlig anderes Verständnis – im Vergleich zum Christentum – haben. Tatsächlich gilt der Islam in diesen Kreisen vielerorts als Ausdruck eines progressiven Multi-Kulti-Weltbildes, das man sich nur zu gerne an die Fahnen heftet. Eine kritisch-künstlerische Auseinandersetzung mit dem Islam würde also zwangsläufig das eigene ideologische Selbstverständnis in Gefahr bringen – und das gilt es natürlich dringend zu vermeiden. Das ist insofern bemerkenswert, da gerade der Islam mit einem absolut konservativen und patriarchalen Weltbild verbunden ist. Doch statt sich in ähnlicher Form mit dem Islam und seiner frauenfeindlichen Symbolik, wie beispielsweise dem Kopftuch, zu befassen, richtet sich die Provokation bevorzugt gegen die katholische Kirche – Nonnen werden verspottet und christliche Symbole lächerlich gemacht.

Billiger Schrei nach Aufmerksamkeit

Diese Doppelmoral zeigt sich übrigens nicht nur im Wiener Kulturbetrieb, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Sogar ChatGPT geht unverhältnismäßig mit dem Christentum und dem Islam um. Während man über Christen problemlos Witze oder Karikaturen über Jesus abrufen kann, verweigert die künstliche Intelligenz vergleichbare Inhalte zum Islam – aus angeblicher Rücksichtnahme und Angst vor Respektlosigkeit. Man fragt sich nur, wieso eigentlich ausgerechnet Christen, die ohnehin die größte verfolgte religiöse Gruppe der Welt sind, diese andauernde Respektlosigkeit ständig achselzuckend hinnehmen sollten, während man beim Islam wesentlich mehr Vorsicht walten lässt. In jedem Fall steht fest, dass solche Inszenierungen des Kulturbetriebs eher als billiger Schrei nach Aufmerksamkeit einzuordnen sind denn als ernsthafte künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Religion. Letztlich rechtfertigt offenbar manchmal nur eine möglichst große Provokation die eigene künstlerische Tätigkeit – und hier bietet sich die katholische Kirche für manche wohl besonders gut an. Dass dafür regelmäßig das Christentum und seine Symbole herhalten müssen, beweist, wie einfallslos viele selbsternannte „Progressive“ am Ende des Tages sind.

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