Lieber Christian Deutsch!

Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch Sie Ihren Platz in der SPÖ räumen würden. Sie waren schlau genug, einem Rauswurf zuvorzukommen. Denn weder Andreas Babler und schon gar nicht Hans-Peter Doskozil hätten Ihnen nach dem kommenden Samstag, dem SPÖ-Showdown in Linz, das Parteimanagement und eine Wahlkampfvorbereitung in der Löwelstraße anvertraut.

Zu eng waren Sie mit der gescheiterten Parteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner und zu einbetoniert waren Sie in der Wiener SPÖ. Einst als „verlängerter Arm“ aus dem Wiener Rathaus in die Bundes-SPÖ entsandt, sollten Sie dort als Aufpasser von Rendi-Wagner die Stellung halten. Das ist Ihnen eigentlich ganz gut gelungen. Selbst in der heißesten Phase der SPÖ-Mitgliederbefragung haben Sie es sich nicht nehmen lassen, die eigene Wahlkommission anzugreifen und zu kritisieren. Damit haben Sie indirekt Partei für Rendi-Wagner ergriffen und tausende SPÖ-Mitglieder vor den Kopf gestoßen. Generell war Ihnen die Mitgliederbefragung von Anfang an ein Dorn im Auge.

Ähnlich wie bei Rendi-Wagner wollte der Funke nicht auf die Funktionäre überspringen

Es kam, wie es kommen musste: Rendi Wagner konnte nur ein Drittel der Mitglieder überzeugen. Für dieses Drittel stehen aber auch Sie als Bundesgeschäftsführer. In den Ländern und an der Basis waren Sie in den letzten Jahren leider sehr wenig präsent. Ihre Funktion haben sie zu zentralistisch und zu sehr auf die Stadt Wien fokussiert ausgeübt. Für ein professionelles Parteimanagement ist das mittlerweile zu wenig. Auch in der SPÖ!

Sie wirkten nach außen glücklos und farblos. Der Funke wollte einfach nicht auf die Funktionäre und die Länder überspringen. Ähnlich wie bei Rendi-Wagner. Daher war Ihr vorzeitiger Rückzug wohl eine der besten Entscheidungen Ihrer gesamten Amtszeit.

Was man Ihnen hoch anrechnen muss, ist ihr uneingeschränkte Loyalität zu Pamela-Rendi Wagner. Wie die Parteichefin selbst haben auch Sie in den schwersten Stürmen nicht aufgegeben und beharrlich weitergekämpft. Leider haben Sie in diesem Kampf große Teile der eigenen Anhängerschaft nicht mitgenommen oder verloren. Auch beim einen oder anderen innerparteilichen Machtkampf haben Sie eher miteskaliert als deeskaliert. Ihr jetziger Schritt ist daher logisch.

Persönlich wünsche ich Ihnen alles Gute. Vielleicht können Sie jetzt den kommenden Samstag etwas entspannter angehen und lassen den Ärger der vergangenen Monate hinter sich.

Herzlichst

Ihr
Exxpressicus