Wir alle kennen die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär, die den „American Dream“ verkörpern soll. Unabhängig davon, ob das in den USA heutzutage noch zutreffen würde, wissen wir in jedem Fall wo kein Tellerwäscher zum Millionär wird – und zwar in Österreich. Zumindest nicht, wenn er es mit harter und ehrlicher Arbeit probieren möchte. Denn dafür ist das österreichische System mittlerweile viel zu sehr darauf ausgelegt, die Fleißigen jedes Mal aufs Neue zur Kasse zu bitten. Das ursprüngliche Ziel in unserem Sozialsystem solidarisch zu sein, um den Schwächsten helfen zu können, ist schon lange verfehlt. Eine Sozialhilfe wie sie beispielsweise in Wien gelebt wird, wo einzelne Familien etwa 9.000 Euro im Monat erhalten, hat mit diesem Ziel absolut nichts mehr gemein, sondern trägt nur dazu bei, dass sich arbeitende Menschen immer öfter vom Staat verhöhnt fühlen. Ob sich hier in absehbarer Zeit tatsächlich etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Doch damit ist es in Sachen Leistungsfeindlichkeit nicht genug.

Die Luft wird immer dünner

Grundsätzlich lassen sich in Österreich in Sachen Arbeit zwei große Baustellen festhalten. Der Anreiz überhaupt arbeiten zu gehen, ist in vielen Bereichen schlichtweg zu gering. Genauso wie der Anreiz mehr als nur Teilzeit oder 30 Stunden zu arbeiten. Jeder, der heutzutage 40 Stunden oder mehr im Laufe der Woche in Arbeit investiert, leistet sich damit beinahe schon ein kostspieliges Hobby. Denn in Anbetracht der hohen Einkommenssteuern, die in Österreich zu entrichten sind, fährt man unterm Strich eigentlich besser, wenn man etwas weniger arbeitet und dafür seine Freizeit intensiver genießt. Unsere Gesellschaft lebt jedoch davon, dass es eine nicht unwesentlich große Anzahl an Menschen gibt, die bereit sind, mehr als 20 Stunden die Woche zu arbeiten. Unser Wohlstand hat die letzten Jahre genau darauf gefußt. Fällt das weg, wird die Luft plötzlich ganz schnell sehr dünn. Doch mittlerweile ist es völlig logisch, dass immer mehr Menschen in Teilzeit arbeiten. Das System rechnet es ihnen genauso vor – da wäre es mehr als albern etwas anderes zu erwarten.

Keine Hoffnung für die Pension?

Selbiges gilt für Menschen, die in der Pension etwas dazuverdienen möchten. Bei der aktuellen Zuverdienstgrenze für Pensionisten wird man wohl kaum jemanden überzeugen können, freiwillig nebenbei noch einer Arbeit nachzugehen. Spätestens wenn am Jahresende die steuerliche Nachforderung kommt, vergeht den meisten schnell die Lust am Arbeiten. Und ganz ehrlich: Wer könnte es ihnen verübeln? Gerade in der Pension möchte man vermutlich nicht nur in die Taschendes Finanzamtes arbeiten, sondern sich selbst den eigenen Lebensstandard aufbessern. Immerhin das soll sich ab 2026 endlich ein Stück weit ändern. Ob die angekündigte Reform den gewünschten Effekt haben wird, bleibt abzusehen.

Kein Traum für den Tellerwäscher

Das ursprüngliche Ziel durch unser Steuer- und Sozialsystem die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern und einen gerechten Ausgleich zu schaffen, ist leider nur noch in Nuancen wahrnehmbar. Aktuell verlieren in dieser Ordnung in erster Linie meist jene, die jeden Tag der Woche aufstehen, arbeiten gehen und brav ihre Steuern zahlen. Wenn wir hier nicht bald eine Kehrtwende einlegen, braucht sich niemand wundern, wenn nächste Generationen nur noch Work-Life-Balance-Fetischisten hervorbringen. Denn wer schon von Geburt an mitbekommt, dass die Belohnung für harte Arbeit ein Hauch von Nichts sein soll, der wird sich auch nicht so schnell vom Gegenteil überzeugen lassen. Der österreichische Traum besteht dann wohl darin, dass der Tellerwäscher immer Tellerwäscher bleibt oder möglicherweise – wenn er schlau genug ist – sogar irgendwann gleich zu Hause verweilt.