Manfred Maurer: Was tun gegen die Islamophobie? Ein Rezept mit Erfolgsgarantie
Das jüngste Integrationsbarometer belegt: Mit ukrainischen Flüchtlingen kommen die Österreicher besser klar als mit muslimischen Zuwanderern. Offenbar gibt es ein Problem mit dem Islam. Diese „Phobie” wäre aber leicht zu heilen..
Exakt zwei Drittel der Österreicher bewerten das Zusammenleben mit Muslimen schlecht oder eher schlecht. Im Jahr 2015, als der Österreichische Integrationsfonds erstmals dieses Stimmungsbarometer erheben ließ, lag der Wert bei noch nicht ganz so schlechten, aber auch nicht guten 51 Prozent.
Das Zusammenleben mit Menschen aus der Ukraine bezeichnen dagegen 55 Prozent der Befragten als sehr oder eher gut, nur 31 Prozent als eher oder sehr schlecht. Das signalisiert zwar auch kein übertrieben inniges Verhältnis, immerhin lässt sich auf dieser Basis zusammenleben.
Mangelnde Einsicht?
Was aber tun, wenn das Verhältnis zur muslimischen Gemeinschaft mit der Zeit insgesamt schlechter statt besser geworden ist?
Ein möglicher Ansatz wäre: Einsehen, dass der noch immer mit Muslimen fremdelnde Teil der autochthonen Bevölkerung ein gehöriges Stück Beziehungsarbeit zu leisten hat. Das beträfe jene Österreicher, die offenbar das Engagement der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) nicht zu würdigen wissen, weil sie aufgrund einer Gehirnwäsche durch islamophobe Politiker und Medien nicht fähig sind,
– das Kopftuch und andere Verschleierungspraktiken als radikalfeministischen Ausdruck weiblicher Selbstbestimmung zu schätzen,
– die in muslimischen Katechismen festgeschriebene Unterordnung der als mangelhaft eingestuften Frau unter den Mann als Akt der Gleichberechtigung zu erkennen,
– das ebendort propagierte Züchtigungsrecht des Ehemannes als eine Wohltat zur Resozialisierung widerspenstiger Ehefrauen zu begreifen,
– das Einsickern von mit unserer säkularen Demokratie inkompatiblen Werten und Haltungen als kulturelle Bereicherung zu bejubeln,
– die immer stärkere Verfestigung von Parallelgesellschaften als multikulturelle Errungenschaft zu feiern,
– das Kooperationsabkommen der IGGÖ mit der Religionsbehörde eines autoritär-islamischen Regimes – der türkischen DIYANET – als wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines Islams europäischer Prägung zu werten,
– die Ächtung von vielfach unter Polizeischutz stehenden muslimischen Reformern durch die Islam-Verbände als angemessenen Umgang mit derartigen Ketzern zu begrüßen,
– die Muslime in ihrer Gesamtheit als reparations-, respektive sozialhilfeberechtigte Opfer einer jüdischen Weltverschwörung zu erkennen,
– und schlussendlich den Islam in seiner Gesamtheit als eine über jede Kritik erhabene Friede-Freude-Eierkuchen-Religion zu begreifen.
Der von islamofaschistischen Politstrategen der Muslimbruderschaft zwecks Kultivierung und Instrumentalisierung eines Opfermythos erfundene Kampfbegriff „Islamophobie” steht jedoch nicht bloß für eine jeder Grundlage entbehrende Wahnvorstellung. Die Angst vor dem Islam basiert auf gar nicht so irrealen Befürchtungen. Denn die beschriebenen Beispiele sind keinesfalls erfunden, sondern sind Teil der islamischen Realität in Österreich.
Feministischer Hijab?
Immer wieder wird in der Kopftuchdebatte von Muslimen und sogar Muslimas das Argument der weiblichen Selbstbestimmung vorgebracht, obwohl in der Kinder- und Jugendarbeit Tätige immer wieder von einem mehr oder weniger subtil ausgeübten Verhüllungsdruck berichten. Wenn Mädchen mit der in Milli-Görüs-Kreisen üblichen Botschaft aufwachsen, wonach Allah Kopftuchträgerinnen mehr liebt, dann handelt es sich um eine nicht auf Selbstbestimmung zielende Sozialisation.
Wenn Mädchen und Frauen männliche Verwandte als Sittenwächter zu erdulden haben, hat das nichts mit Freiheit zu tun. Solange in islamischen Ländern Frauen ohne Hijab oder Burka als Menschen zweiter Klasse behandelt. eingesperrt oder gar getötet werden, kann und darf das islamische Kopftuch nicht als simples Textil ohne jegliche politische Bedeutung bewertet oder gar zum feministischen Symbol pervertiert werden. Muslime, die dies dennoch tun, können nicht erwarten, dass Nicht-Muslime mit solchen Interpretationen kein Problem haben. Das ist keine Folge von islamophober Gehirnwäsche, sondern eines Nachdenkprozesses, den freilich nicht alle Politiker auf die Reihe kriegen.
Islamistische Realität
Ähnlich verhält es sich mit auf Veranstaltungen von IGGÖ-Kultusgemeinden verbreitetem Gedankengut, welches der Frau unter Berufung auf Glaubensquellen eine untergeordnete Stellung und dem Mann ein Züchtigungsrecht zuspricht. Da dieselben IGGÖ-Vereine auch islamische Gelehrte verehren, welche die Demokratie höchstens als Übergang zum Gottesstaat goutierten und absurdeste antisemitische Verschwörungstheorien unters Volk brachten, fällt es auch hier schwer, mit dieser Art von Islam kein Problem zu haben. Wenn durch Medienberichte über derartige Phänomene oder durch deren unmittelbares Erleben im Alltag das Problembewusstsein der Österreicher steigt und als Konsequenz daraus das Qualitätsurteil über das Zusammenleben mit Muslimen schlechter wird, dann nimmt zwangsläufig auch das zu, was islamische Aktivisten als „Islamophobie” brandmarken.
Persil-Therapie
Dieser Vorwurf bedeutet zugleich, die Verantwortung von den Muslimen weg- und den „Islamophoben” zuzuschieben. Da eine Phobie krankhaft ist, unterziehen sich die davon Befallenen am Besten einer Therapie. In einem gesellschaftspolitischen Kontext kann eine solche Therapie tatsächlich in einer Art Gehirnwäsche bestehen, welche Ängste aus „kranken” Hirnen wäscht. Manche Medien, Wissenschaftler und Politiker spielen ohnehin gern „Persil”. Dieser Gedankenreinigungsprozess funktioniert allerdings genau so gut wie das Versprechen der Waschmittelwerbung: Sie garantiert die Entfernung selbst hartnäckiger Flecken, was bei Werbebotschaftsgläubigen nach Ende des Waschvorganges stets zur Ernüchterung führt.
Bei den Islamophobie-Flecken in österreichischen Hirnen kommt erschwerend hinzu, dass das Angst auslösende Phänomen eben kein Hirngespinst, sondern der realexistierende Islamismus ist.
So könnte es klappen
Trotzdem gäbe es eine einfache Lösung, die der IGGÖ allerdings bislang zu schwer fällt, um sie umzusetzen: Das Rezept basiert darauf, Schein und Sein in Einklang zu bringen. Die IGGÖ präsentiert sich gern nach außen als eine Integration und Zusammenleben fördern wollende Institution. Sie befürwortet Dialog. Die meisten ihrer Anführer geben sich durchaus weltoffen, versuchen sympathisch zu wirken, pflegen intensive Kontakte zu christlichen Würdenträgern und Politikern. Diese ansprechend wirkende Präsentation ist jedoch nur Schein, solange ein diesem widersprechendes Sein Teil der Realität ist.
Konkret:
– Solange die IGGÖ sich nicht öffentlich und unaufgefordert distanziert, wenn auf Veranstaltungen ihrer Teilorganisationen extremistisches Gedankengut verbreitet wird, sind allgemeine Erklärungen und Presseaussendungen gegen Extremismus nur Lippenbekenntnisse.
– Solange in der IGGÖ tonangebende Vereine wie die Islamische Föderation oder die ATIB-Union zu ihren Events und Seminaren Referenten aus der Türkei einladen, die auf ihren Social-Media-Kanälen offen Sympathie für Hamas-Terroristen und Hass gegen Israel äußern, bleiben alle Distanzierungen vom Antisemitismus unglaubwürdig.
– Solange die IGGÖ nicht proaktiv den islamischen Antisemitismus inklusive die Komplizenschaft von Muslimen beim Holocaust aufarbeitet, sind Besuche ihrer Repräsentanten in KZ-Gedenkstätten nur als pr-Show zu werten.
– Solange die IGGÖ in ihren Strukturen der Verehrung von Islamisten und Antisemiten wie dem Milli-Görüs-Gründer Necmettin Erbakan nicht Einhalt gebietet und sich öffentlich von dessen Ideologie distanziert, kann sie nicht als ehrlicher Verfechter eines europäisch geprägten Islams wahrgenommen werden.
– Solange die IGGÖ mit der türkischen Religionsbehörde DIYANET als Instrument des Erdogan’schen Islamisierungskurses kooperiert, hat sie ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn sie sich zur hiesigen säkularen Ordnung bekennt.
– Solange die IGGÖ unter Dialog vor allem den Austausch mit unbequeme Fragen vermeidenden Repräsentanten aus Kirchen und Politik versteht und den Diskurs mit internen und externen Kritikern verweigert, unangenehme Journalistenfragen einfach ignoriert und jeden, der Missstände in der IGGÖ aufzeigt, ins Islamophobie-Eck stellt, kann der IGGÖ kein gesellschaftspolitisches Reifezeugnis ausgestellt werden.
– Solange die IGGÖ die hier angeführten Punkte nicht erfüllt, werden die Integrationsbarometer auch künftig kein besseres Bild zeigen. Sobald die IGGÖ aber die hier ausgedrückte Kritik ernst nimmt und nicht bloß als islamophob abtut, wird das auch allmählich besser klappen mit dem Zusammenleben.
Also: An die Arbeit, Herr Präsident Vural und Co.!
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