Philipp Ita: Hunde unter Generalverdacht
Gesunde Hunde sind Helden im Alltag: Haustiere begleiten, Spürhunde retten, Diensthunde schützen, Servicedogs versorgen die Schwächsten unserer Gesellschaft. Gesunde Hunde sind integraler Bestandteil unserer Gesellschaft. Umso widersinniger, dass unsere vierbeinigen Freunde aktuell immer mehr kurzsichtigen Restriktionen und widersinniger Anlassgesetzgebung ausgesetzt sind.
Aktuellste Sinnlosigkeit: Die geplante generelle Leinenpflicht in Kärnten, die zu Recht für heftige Diskussionen sorgt. Was auf den ersten Blick nach einer einfachen Lösung aussieht, ist in Wahrheit ein Schnellschuss, der mehr Probleme schafft als er löst.
Als Jäger weiß ich um den Schutz des Wildes, und als Hundeführer kenne ich die Bedeutung von Erziehung, Kontrolle und artgerechter Bewegung unserer vierbeinigen Freunde. Wer beides versteht, weiß, dass es nicht noch mehr Regeln braucht, sondern mehr Verantwortung und Bewusstsein im Umgang mit dem Hund.
Verantwortungsvoll handeln
Seit Jahren gibt es klare gesetzliche Bestimmungen für das aktuelle Problem: Hunde müssen bereits jetzt dort angeleint werden, wo Gefahr für Wild, Menschen oder andere Tiere besteht. Diese Regeln sind ausreichend, wenn sie kontrolliert und eingehalten werden. Eine flächendeckende Leinenpflicht trifft vor allem jene, die ohnehin verantwortungsvoll handeln.
Das Argument, man müsse wegen 91 gemeldeter Wildrisse seit 2013 eine ganzjährige Leinenpflicht einführen, hält einer sachlichen Betrachtung nicht stand. Gemessen an über 53.000 Hunden in Kärnten ist diese Zahl verschwindend gering. Die Dunkelziffer mag höher liegen, doch auch dann handelt es sich um Einzelfälle, die durch konsequente Kontrolle sowie Bewusstsein und Wissen der Halter verhindert werden können.
Hunde sind Lauftiere. Bewegung, Sozialkontakt und geistige Auslastung sind Grundbedürfnisse, die das Tierschutzgesetz ausdrücklich anerkennt. Eine dauerhafte Leinenpflicht widerspricht dieser Grundlage und kann Stress, Frustration und Verhaltensprobleme auslösen. Das ist weder im Sinne des Tierschutzes noch des gesunden Menschenverstands.
Bewusstsein statt Verbote
Der Österreichische Kynologenverband steht klar für Regeln, aber gegen pauschale Verbote. Wir befürworten differenzierte Lösungen: Leinenpflicht dort, wo sie notwendig ist – etwa bei Weidevieh, während Setzzeiten, in Wald und Feld oder in Städten und Ortschaften – und Freilauf dort, wo kein Risiko besteht.
Viel wichtiger als neue Vorschriften sind Aufklärung und Ausbildung. Wer einen Hund hält, trägt Verantwortung, und wer gegen bestehende Gesetze verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen. Aber man darf nicht die große Mehrheit der gewissenhaften Halter mit Maßnahmen bestrafen, die in der Praxis an Tierquälerei grenzen.
Ich appelliere an die Kärntner Landespolitik, bei dieser Entscheidung den Dialog zu suchen. Hundeführer, Jäger, Tierärzte und Tierschutzorganisationen verfolgen dasselbe Ziel: den Schutz des Wildes und das Wohl der Tiere. Das gelingt nicht mit Aktionismus, sondern mit Vernunft, Fachwissen und Verantwortung.
Über den Autor:
Philipp Ita ist Präsident des Österreichischen Kynologenverbands (ÖKV).
Der ÖKV ist Österreichs größter Hundedachverband und vereint über 100 Hundevereine. Er ist zentrale Anlaufstelle für Zucht, Ausbildung und Hundesport und engagiert sich für artgerechte Haltung, verantwortungsvolle Zucht und gelebten Tierschutz.
Mehr Infos unter: www.oekv.at
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