Rudolf Öller: Die Wurzeln des Hasses
Neid ist eine der dunkelsten und mächtigsten Kräfte der menschlichen Seele. Neid kann die Grundlage des Willens sein, es besser zu machen. Neid führt aber auch zu Hass, wenn Wille und Können fehlen. Es gibt für beide Fälle genügend Beispiele.
Ostasien zählte nach dem zweiten Weltkrieg zu den ärmsten Regionen der Welt. Irgendwann haben die Japaner, gefolgt von anderen ostasiatischen Ländern, begonnen, europäische Kameras nachzubauen. Herausgekommen sind hervorragende Geräte. Sie haben auch Mikroskope, Motorräder, Autos, Geräte der Unterhaltungselektronik, Computer, Datenspeicher und vieles mehr in zumindest gleicher Qualität produziert. Fleiß, Wille und Intelligenz haben die ostasiatischen Länder reich und zu einer ernsthaften Konkurrenz des Westens gemacht.
Die ostasiatischen Völker sind von der Lehre Konfuzius‘ geprägt. Für sie ist der Westen seit einem Jahrhundert ein Ansporn, es ebenso gut oder besser zu machen. Sogar das muslimische Malaysia ist wirtschaftlich stark, denn große Teile der Scharia haben in diesem Land keine Bedeutung.
Nazareth
Juden lebten bereits zwei Jahrtausende vor der Entstehung des Islam am östlichen Mittelmeer. Erst später kamen Moslems und Christen in die Region. Der Judenstaat Israel wurde gegründet, nachdem arabische Länder beharrlich eine Zwei-Staaten-Lösung verhindert hatten. Israel hat sich als Staat an westlichen Demokratien orientiert. Wer das nicht glaubt, sollte – wenn wieder Friede herrscht – nach Israel reisen und durch Nazareth spazieren. In dieser Stadt leben die meisten Araber Israels. In Nazareth leben Juden, christliche Palästinenser, Aleviten, Araber und andere Ethnien friedlich zusammen, denn in Israel herrscht Religionsfreiheit. Im Gazastreifen wäre es tödlich, als Jude, Christ oder Alevit zu leben.
Daniela Holzinger hat es gestern hier bereits angedeutet. Der Hass in der arabischen Welt richtet sich nicht nur gegen die Juden, sondern gegen die gesamte westliche Welt. Die palästinensische Hamas ist ein Ableger der Muslimbruderschaft. Das bekannteste Mitglied dieser Gemeinschaft war der Ägypter Sayyid Qutb. In seinem Werk „Das Amerika, das ich sah“ schrieb er sich seinen Hass nicht nur über die Amerikaner, sondern alle westlichen Demokratien von der Seele. Der Islam sei, so schrieb Qutb, der einzige richtige Weg zur politischen und moralischen Erneuerung der Menschheit. Qutb wurde wegen seiner Hasspredigten und umstürzlerischen Schriften zunächst zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt und 1966 hingerichtet, was ihn zum Märtyrer machte. In seinem Buch „Der Weltfriede und der Islam“ schrieb er unter anderem, dass der Weltfriede erst dann kommen könne, wenn der Gottesstaat weltweit errichtet werde.
Der Hass
Gehen wir an die Wurzel des Hasses gegen den Westen und insbesondere die Juden: Wo und von wem wurden so gut wie alle Erfindungen und Entdeckungen gemacht, die in die Moderne führten? Es waren fast ausschließlich Europäer, die sowohl mit Willen als auch Fleiß und Intelligenz alles vom Buchdruck bis zur Rakete erfunden haben. Die Juden spielten dabei eine maßgebende Rolle. Antisemiten, die das Judentum auf ein paar reiche Banker reduzieren wollen, übersehen, dass die Juden in den Bereichen Wissenschaft und Kunst überdurchschnittlich häufig vertreten sind. Die Juden machen nur rund zwei Promille der Weltbevölkerung aus, stellen aber zwanzig Prozent aller Nobelpreisträger. Kaum ein anderes Volk verfügt über ein solches Potential. Das kleine Israel ist heute eine wissenschaftliche Großmacht.
Ein Blick auf die Eliteuniversitäten zeigt Bemerkenswertes. Ich habe im Laufe der Jahre die Campusuniversitäten Oxford und Cambridge (England), Princeton (New Jersey), MIT und Harvard (Boston), Berkeley (San Francisco Bay), Stanford (Silicon Valley) und California Institute of Technology (Pasadena) besucht. Überall bietet sich das gleiche Bild. Die Studenten sind weiß, asiatisch (China, Japan, Korea), und einige kommen aus Indien. Blicke auf öffentlich einsehbare Anschlagtafeln, Vorlesungsverzeichnisse, Vortragsankündigungen usw. bestätigen an allen genannten Universitäten den optischen Eindruck: Angloamerikanische, deutsche, jüdische, französische, ostasiatische und indische Namen dominieren. Arabische Namen muss man mit der Lupe suchen.
Achmed Zewail
Das Argument, dass Araber unterdrückt werden, ist erfunden. Das Beispiel von Professor Zewail zeigt das wahre Problem. Ahmed Zewail, einer der wenigen muslimischen Nobelpreisträger, kam vor zwanzig Jahren aus den USA in seine Heimat Ägypten. Er hatte chemische Forschungen am CALTECH in Pasadena betrieben. Zunächst wurde er freudig begrüßt. Nachdem Zewail die Pläne zur Gründung eines Wissenschaftszentrums in Kairo vorgestellt hatte, gingen muslimische Geistliche und Politiker auf Druck der Muslimbrüder auf Distanz. Zewail hatte verlangt, die Professoren und Studenten des Wissenschaftszentrums müssten frei und unabhängig arbeiten. Das ist in westlichen Ländern eine Selbstverständlichkeit. Die religiös motivierten Widerstände gegen Zewails Pläne wurden schließlich so groß, dass der Professor Ägypten frustriert verließ. Er starb 2016 in Kalifornien. In den arabischen Ländern beschränkt sich Wissenschaft auf Medizin und Waffentechnik. Freie Grundlagenforschung gibt es bestenfalls ansatzweise.
Die arabische Welt glitzert dort, wo mit Hilfe von Ölgeld und westlichen Firmen Hotels, Flughäfen, Straßen und Fußballstadien gebaut werden. Dort, wo trotz europäischer Milliardenspenden Not und Elend herrscht, liegt die Ursache in maßloser Korruption und im grenzenlosen Hass, der von fanatischen Politikern, Warlords und fundamentalistischen Theologen gepredigt wird. Es ist kein Zufall, dass gerade diejenigen politischen Kräfte im Westen klammheimliches Verständnis für den arabischen Antisemitismus zeigen, die von einem Rückbau der freien Wissenschaften (Biologie!) und der Industrie träumen. Grün ist nicht nur die Farbe radikaler Muslime.
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