Rudolf Öller: Pestilenzartiger Einfluss
Die Frage, wer das Gendern und das Märchen von den vielen Geschlechtern erfunden hat, führt unweigerlich zu einer Person, meint eXXpress-Kolumnist Rudolf Öller: zu Judith Butler, Professorin an der Universität Berkeley, die an der schönen San Francisco Bay liegt.
Judith Butler kann man nur verstehen, wenn man weiß, dass sie den deutschen Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770 – 1831) bewundert, den Märchenonkel all derer, die sich nicht lange mit realen Dingen beschäftigen wollen. Zudem muss man wissen, dass Butler ein Problem mit Männern hat. Schwule Männer und lesbische Frauen sind grundverschieden. Schwule Männer lieben Frauen auf ihre Weise, die meisten lesbischen Frauen (nicht alle) hingegen fühlen sich nicht als Frauen, wissen aber gleichzeitig, dass sie keine Männer sein können. So etwas kann Verbitterung bewirken, ein Gefühl, das wie ein roter Faden durch Butlers Texte läuft.
Judith Butler hat mit Hegels Thesen und ihren Problemen mit „toxischer“ Männlichkeit eine Ideologie gebastelt, die eine Zeitlang nur in ihrer Blase Beachtung fand. Allmählich sickerten ihre Ideen nach außen. Sie bedient sich eines unterirdischen Jargons, den schon Hegel benutzte und der sogar von dessen Anhängern als „unverschämt“ bezeichnet wurde. Der Philosoph Sir Karl Popper glaubt sogar, „dass Hegel nicht einmal talentiert war“.
Realität zählt nicht
Hegel, Butler und ihre postmodernen Anhänger behaupten, Sprache sei Handlung und Wirklichkeit zugleich. Nicht die Realität zählt, sondern nur Sprache und Theorie. Wie unglaublich dämlich das in der „Wissenschaft“ klingt, war vor ein paar Wochen im Schweizer Tages-Anzeiger zu lesen. Da behauptet ein Judith-Butler-Anbeter (ein Psychotherapeut): „Manche Frauen haben einen Penis. Ein Penis ist kein Penis, sondern nur dann einer, wenn dessen Träger ihn auch so benennt und als Penisträger gelesen werden möchte. Andernfalls hat dieser Mann selbstverständlich als ‚Frau‘ oder vielleicht noch als ‚nichtbinär‘ zu gelten.“
Es muss betont werden, dass nicht an allen Universitäten und selbstverständlich niemals an naturwissenschaftlich-technischen Instituten so ein Schwachsinn gelehrt wird.
Ein unwissender Scharlatan
Hegel pflegt einen grotesk aufgepumpten Stil, der Eindruck schinden soll. Das Ganze ist mehr Schein als Sein. Sir Karl Popper listet in einem seiner Hauptwerke „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ seitenlang genüsslich Hegels schauderhafte Denk- und Argumentationsfehler auf. Popper schreibt dazu: „Es erhebt sich die Frage, ob sich Hegel, durch seinen eigenen Jargon hypnotisiert, selbst hinters Licht geführt hat, oder ob er unverfroren genug war, andere zu verhexen oder hinters Licht zu führen. Ich bin überzeugt, dass letzteres zutrifft“.
Auch der deutsche Philosoph Schopenhauer ließ an Hegel kein gutes Haar: „… er [Hegel] hat auf die Philosophie und dadurch auf die deutsche Literatur überhaupt einen höchst verderblichen, eigentlich verdummenden, man könnte sagen pestilenzartigen Einfluss gehabt.“ Schopenhauer nimmt Hegel regelrecht auseinander: „… ein platter, geistloser, ekelhaft-widriger unwissender Scharlatan, der, mit beispielloser Frechheit, Aberwitz und Unsinn zusammenschmierte, welche von seinen Anhängern als unsterbliche Weisheit ausposaunt und von Dummköpfen richtig dafür genommen wurden …“ Ich muss gestehen, dass mich ähnliche Gedanken befallen, wenn ich Texte von gewissen Genderisten lese.
Zurück zu Judith Butler. Im Buch „Das Unbehagen der Geschlechter“ fordert sie eine neue Geschlechterpolitik. Ihr Werk ist zu einem Klassiker der Queer-Theorie geworden. Butler versucht zu zeigen, dass die Kategorie „Geschlecht“ in der feministischen Theorie und Praxis eine problematische Rolle spielt. Nach Butler ist das Geschlecht eine „performative Alltagspraxis“, die Machtordnungen stabilisieren oder in Unordnung bringen kann. Butler macht aus ihren Problemen mit Männern und Frauen, die ihr Geschlecht von der Natur bekommen haben, eine bizarre Philosophie, wobei sie – so wie ihr Vorbild Hegel – Realität und Naturwissenschaften links liegen lässt. Hegel und fast alle postmodernen Philosophen bis herauf zu Judith Butler sind im Grunde Erfinder einer virtuellen Realität.
Kauft nicht bei Juden
Judith Butler wäre mit ihren lieblosen Texten fern jeder Empathie kaum der Rede wert, zwei Gründe machen sie jedoch zum Thema. Erstens hat sie – auch in Europa – in postmodernen Kreisen Anhänger, die sie anhimmeln, und zweitens ist sie der personifizierte Antisemitismus. Sie tritt für die „Einstaatenlösung“ im Nahen Osten ein, was die Auslöschung des Staates Israels zur Folge hätte. Sie ist zudem eine der führenden Stimmen des BDS-Feldzugs (Boycott, Divestment, Sanctions). Das ist die amerikanische Version der nationalsozialistischen „Kauft nicht bei Juden“-Bewegung.
Butler ist der Überzeugung, dass die Israeli für die Taten islamistischer Mörderbanden verantwortlich sind, denn die HAMAS hätte nur aus Notwehr gehandelt. „Genozid muss nicht immer so aussehen wie das Naziregime“, meinte sie kürzlich eisig in einem Interview mit „Democracy Now“. Butler betrauerte mit keinem Wort die vergewaltigten, gefolterten und ermordeten Zivilisten, darunter auch Säuglinge. Die Hegelianerin Butler hält sich an ihren Lehrmeister: Sollten Theorie und Fakten nicht zusammenpassen, dann steht es schlimm um die Fakten.
Butler stammt aus einer jüdischen Familie in Ohio. Trotzdem hat sie Verständnis für HAMAS-Psychopathen und hasst Israel so sehr wie die Tatsache, dass es zwei Geschlechter gibt. Ihre Ideologie ist in Wahrheit nur ein Thema für irrelevante Orchideenfächer-Seminare, viel mehr aber ein Fall für Psychotherapeuten.
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