Die öffentliche und mediale Reaktion auf den Teichtmeister-Fall hat Werner Reichel damals so sehr schockiert, dass er beschloss, ein Buch über Macht, Pädophilie und Vertuschung zu schreiben.

Vertuschung und Verharmlosung

Die Verhandlungen und Prozesse wurden damals immer wieder verschoben – offensichtlich wollte man Gras über die Sache wachsen lassen, vermutet Reichel. Weder Politik, Justiz noch Medien hätten großes Interesse daran gezeigt, den Fall wirklich aufzuklären.

„Man hat den Vorfall eher verharmlost“, bemerkt der Autor. Nur wenige Medien – etwa der exxpress – hätten damals konsequent über den Fall berichtet und dafür gesorgt, dass er nicht in Vergessenheit gerät.

Ein Verbrechen mit System

Florian Teichtmeister, Ex-Burgschauspieler, wurde wegen Besitzes und Herstellung von rund 70.000 Dateien mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen verurteilt.
Die Herstellung solcher Aufnahmen ist Kindesmisshandlung – und Kinderpornografie, auch wenn sie „nur“ digital ist, kein rein digitales Delikt, sondern eine indirekte Anstiftung zum Kindesmissbrauch oder zumindest dessen Duldung.

Zudem war Teichtmeister bereits früher durch Gewalt an seiner Partnerin und Drogenmissbrauch aufgefallen. Laut Medienberichten soll er bei einem Filmdreh Fotos von minderjährigen Darstellern gemacht und daraus pornografische Collagen mit Sprechblasen erstellt haben.

Keine Aufklärung, keine Verantwortung

Beim Fall Teichtmeister seien die Ermittlungen bald eingestellt worden, so Reichel, obwohl es bei vergleichbaren Fällen üblich sei, Netzwerke von Produzenten, Konsumenten und Verteilern ausfindig zu machen.Die Ermittlungsbehörden hätten jedoch nicht einmal versucht, solche Strukturen aufzudecken.

Beim Prozess selbst sei das Leid der Opfer weitgehend ignoriert worden. „Dem Richter ging es offenbar mehr um das Wohl des Täters“, erklärt der Autor empört.

Mit 70.000 Dateien müsse ein großes Netzwerk vorhanden gewesen sein – daraus habe sich auch der Titel seines Buches ergeben: „Das Netzwerk der Kinderschänder“.

Prominentenschutz und Systemversagen

Reichel deutet an, dass Prominentenschutz und politische Rücksichtnahme ein möglicher Grund für das Ausbleiben tieferer Ermittlungen gewesen sein könnten.
Aus all diesen Fällen ergebe sich laut ihm ein wiederkehrendes Muster: „Und diese Struktur, dieses Schema, das mir das erste Mal beim Fall Teichtmeister aufgefallen ist, ist ein Schema, das ich im Buch immer wieder beschreibe: Es gibt viele Opfer, aber keine Täter, keine Verantwortlichen – alles wird unter den Teppich gekehrt.“