Von der Verwaltungseffizienz zur demographischen Zeitenwende: Europas historische Lehren für die Gegenwart
Ein Blick in die europäische Geschichte zeigt eindeutig: Es war die steigenden administrative Kompetenz und nicht höhere Steuerbelastungen, welche den Staat im 19. Jahrhundert modernisierten und vorantrieben.
Die Beispiele der Habsburgermonarchie oder Preußens im 19. Jahrhundert zeigen uns eine bemerkenswerte Verbesserung im Bereich der Verwaltung: Beide Reiche steigerten ihre Staatseinnahmen dramatisch, ohne ihre Bürger stärker zu belasten. Österreich erhöhte seine Einnahmen von 164 Millionen Gulden (1846) auf 226 Millionen Gulden (1852) – ein Plus von 38% in nur sechs Jahren. Gleichzeitig wuchs das Pro-Kopf-GDP ab 1841 um beeindruckende 3,6% jährlich, was bedeutete, dass die relative Steuerbelastung trotz absoluter Steigerung sank. Anders ausgedrückt, der Wohlstand der Menschen stieg schneller als ihre Steuerpflichten. Heute erleben wir genau das Gegenteil: Obwohl die Lebensstandards aufgrund der Inflation und einer stagnierenden Wirtschaft abnehmen, presst der Staat immer mehr aus dem immer kleiner werdenden Teil der noch produktiv arbeitenden Bevölkerung.
Ähnlich beeindruckend verlief die preußische Transformation. Nach der verheerenden Niederlage gegen Napoleon 1806 stieg das Verhältnis der preußischen Staatsschulden zum Gesamtstaatseinkommen auf über 400%. Die darauf folgenden Stein-Hardenbergschen Reformen revolutionierten jedoch nicht nur die Gesellschaftsstruktur, sondern auch die Verwaltungseffizienz. Die preußischen Reformer führten wegweisende Neuerungen ein: eine einheitliche Zollgesetzgebung von 1818, die alle internen Zölle abschaffte und einen gemeinsamen Außenzoll etablierte, sowie ein klassenbasiertes Einkommensteuersystem. Diese Maßnahmen konsolidierten die preußischen Staatsfinanzen in den folgenden Jahrzehnten erheblich. Besonders bemerkenswert war die Einführung der modernen Einkommensteuer 1891, die als “Miquelsches Gesetz” bekannt wurde und erstmals das synthetische Prinzip der Besteuerung anwendete – alle Einkommensquellen wurden in einem einzigen Schema zusammengefasst.
Die Zahlen sind alarmierend
Auch im Bereich der Budgetdisziplin hat sich das, was im 19. Jahrhundert noch funktionierte, ins Gegenteil verkehrt. Die Daten für Österreich zeigen eine dramatische Entwicklung: Von 17,0% des BIP im Jahr 1913 stieg der Staatsanteil auf 56,3% im Jahr 2024. Dies entspricht mehr als einer Verdreifachung – ein Wachstum von über 230%. Wir leben längst nicht mehr in der Ära der josephinischen Reformen, wo durch Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit eine expandierende Steuerbasis ohne erhöhte individuelle Belastung geschaffen wurde. Stattdessen erleben wir das Gegenteil: einen aufgeblähten Staat, der immer mehr Ressourcen verschlingt, während die fundamentalen Probleme unserer Zeit – allen voran die Demographie – weitgehend ignoriert werden. Obwohl der Staat immer mehr Macht an sich reißt, kann er weder die fundamentalen Probleme lösen (Stichwort Demographie) noch seinen Kernaufgaben (Stichwort Sicherheit) nachkommen. Während im 19. Jahrhundert eine zunehmende Zivilisierung der Gesellschaft stattfand, erleben wir heute das Gegenteil. Eine schrittweise Rückentwicklung vom Nationalstaat zum Stammesstaate, in welchem ethnisch-religiös geprägte Gruppen neben- aber nicht miteinander leben. Gleichzeitig wird die autochthone Bevölkerung immer älter, und die junge Bevölkerung immer weniger autochthon.
Die Zahlen sind alarmierend: In Deutschland lag das Medianalter 1990 bei 36 Jahren, 2020 bereits bei 44 Jahren. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird in zwei Generationen mehr als die Hälfte aller Deutschen über 60 Jahre alt sein. Selbst Ungarn, das beeindruckende 5,5% seines BIP für Familienförderung ausgibt, kann die Schwelle von 1,5 Kindern pro Frau kaum überschreiten. Während die Bevölkerung schrumpft und altert, wächst parallel der Einfluss migrantischer Milieus, in denen europäische Werte kaum noch vermittelt werden. Wer glaubt, dass das keine Auswirkungen auf Polizei, Militär oder sozialen Zusammenhalt haben wird, verschließt die Augen vor der Realität. Wer beispielsweise eine Schule besucht, in der nur mehr knapp 20% Deutsch als Muttersprache sprechen und anschließend in Berufsfelder wechselt, in welchen ähnliche Verhältnisse herrschen, wie soll dann eine Integration stattfinden?
Cancel Culture als politische Strategie
Die gesamte Europäische Union erlebt eine beispiellose demographische Krise. 2023 wurden nur 3,67 Millionen Babys geboren – ein Rückgang von 5,4% gegenüber dem Vorjahr und der stärkste jährliche Rückgang seit 1961.
Westeuropa hat das groß angelegte Experiment durchgeführt, die Babys, die sie nicht haben wollten, durch Kinder aus der nicht-westlichen Welt zu ersetzen. Selbst wenn dies dazu beitragen sollte, das Problem der Überalterung einzudämmen, ist es unwahrscheinlich, dass dies zu funktionierenden Gesellschaften führt. Gleichzeitig erleben wir, wie eine linke Cancel Culture systematisch verhindert, dass über diese fundamentalen Probleme gesprochen wird.
Man wird versuchen es zunehmend so zu machen wie in Deutschland, wo der AfD Vorsitze in Ausschüssen verweigert werden, wo die Räumlichkeiten für die Partei so klein sind, dass diese nicht dem Feuerschutz entsprechen. Die Cancel Culture wird hier zur politischen Strategie. Doch wie lange kann das funktionieren? In Wirklichkeit sind diese autoritären Maßnahmen ein Ausdruck von Verzweiflung gegenüber einer Opposition, der man argumentativ nichts mehr entgegenzusetzen hat. Stattdessen verlegt man sich auf das Niederbrüllen oder das langsame verbieten der Gegenseite in der Hoffnung, dass wenn man nicht länger über gewisse Probleme spricht, diese von selbst verschwinden würden.
Ein Phänomen historischen Ausmaßes
Der demographische Wandel, der sich weltweit, aber insbesondere in Europa vor unseren Augen abspielt, ist ein Phänomen historischen Ausmaßes. Noch nie in der Geschichte der Menschheit haben ganze Völker beschlossen, sich selbst abzuschaffen und fallende Geburtenquoten durch Massenmigration aus kulturfremden Ländern zu kompensieren. Es ist eine kleine Überraschung, dass besonders unter den Jungen, den unter 30-Jährigen eine neue rechte Ideologie immer populärer wird. Umfrage nach Umfrage zeigt, dass mehr und mehr junge Menschen einen traditionellen Lebensstil vermehrt zu schätzen begonnen haben.
Wo einst administrative Kompetenz und strukturelle Reformen den Wohlstand mehrten ohne die Bürger zu belasten, herrscht heute eine Kombination aus Staatsaufblähung und demographischem Niedergang. Wer diese Realitäten leugnet oder deren Diskussion verhindert, verschließt die Augen vor der vielleicht größten Herausforderung, vor der Europa jemals stand.
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