Der brutale Mord an Anastazja Rubińska (27) schockiert Griechenland und dominiert zurzeit die Medien. Doch mittlerweile schlägt das Verbrechen Wellen bis nach Polen und hat ein politisches Nachspiel. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki fordert mittlerweile die Auslieferung des mutmaßlichen Mörders, eines Bangladeschi (32). Er müsse vor ein polnisches Gericht gestellt werden und „das höchstmögliche Urteil“ erhalten. Die griechischen Behörden stecken aber noch in den Ermittlungen.

Tiefe Trauer auch in Polen: die ermordete Anastazja Rubinska.

Anastazja Rubińska war sechs Tage lang verschollen

Zugetragen hat sich alles auf der griechischen Insel Kos. Anastazja Rubińska aus Breslau lebte dort gemeinsam mit ihrem polnischen Freund und arbeitete in einem Hotel. Am 12. Juni hatte sie sich mit ihm in einer Bar verabredet, kam dort aber nie an. Zeugen berichteten, wie fünf Männer sie vor einem Café angesprochen hätten. Sie sollen ihr angeboten haben, sie zum Hotel zu fahren. Per WhatsApp übermittelte sie ihrem Freund einen Standort. Als er dort ankam, war sie jedoch nirgends zu finden.

Sechs Tage fanden die Ermittler ihre nackte Leiche eingewickelt in einem Sack, bedeckt mit Ästen unter einem Baum. Zuvor war sie auch vergewaltigt worden

Familie des Opfers erhebt schwere Vorwürfe gegenüber Behörden

Mittlerweile hat die Polizei einen Mann (32) aus Bangladesch – angeblich Salhuddin S. mit Namen – festgenommen. Er gilt als dringend tatverdächtig, da er als letztes mit der jungen Frau gesehen wurde. Der Verdächtige bestreitet jede Schuld. Der griechischen Tageszeitung „Ta Nea“ zufolge gibt es Videomaterial, das zeigt, wie Rubińska das Haus des Tatverdächtigen betritt, aber nie wieder herauskommt. Ihrem Freund  zufolge kannten weder er noch seine Freundin den Mann.

Die Familie der jungen Polin erhebt mittlerweile schwere Vorwürfe gegenüber den Behörden. „Es besteht kein Zweifel, dass Anastasia entführt, vergewaltigt und ermordet wurde“, sagte ihr Vater. „Dass sie vermisst wird, hatte uns ihr Freund bereits am Montag mitgeteilt. Als er ihr Verschwinden in der Nacht bei der Polizei meldete, wurde dies zunächst ignoriert. Erst als ein Freund von uns bei der Botschaft intervenierte, kam etwas in Bewegung“, zitiert ihn „Ta Nea“.

Morawiecki will Täter vor polnischem Gericht sehen

Mittlerweile hat sich auch Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki eingeschaltet. Er forderte die griechischen Behörden auf, den Hauptverdächtigen im Mordfall nach Warschau auszuliefern, damit er dort angeklagt werden kann, obwohl die Tat auf griechischem Territorium begangen wurde. „Ich bin schockiert über den brutalen Mord an der 27jährigen Anastazja“, schrieb er auf Twitter. „Der Täter muss mit sehr harten Konsequenzen rechnen. Deshalb werden wir Griechenland bitten, den Verdächtigen an ein polnisches Gericht auszuliefern, damit er die höchstmögliche Strafe erhält.“

Die Aussagen des Bangladeschi sollen widersprüchlich sein. Zunächst habe er erklärt, die Polin habe freiwillig mit ihm Geschlechtsverkehr gehabt. Später habe er sexuelle Handlungen gänzlich bestritten. Bei der Vernehmung seien jedoch zahlreiche Kratzspuren und Spuren eines Kampfes im Gesicht und an den Händen des Mannes festgestellt worden.

Zeugen berichten, wie der Hauptverdächtige nach der Tat in Panik seine Wohnung verließ. Später sei er dann ins Haus zurückgekehrt, um den toten Körper der jungen Frau zu entsorgen. Der Fundort der Leiche lag etwa einen Kilometer von der Wohnung des Bangladeschi entfernt.

Der Zweitverdächtige kommt aus Pakistan

In der Wohnung des Mannes stellte die Polizei ein benutztes Kondom, einige blonde Haare und ein mit Blut beflecktes Sweatshirt fest. Zudem fanden die Beamten ein Flugticket nach Bergamo, datiert auf den 15. Juni, drei Tage, nachdem die Polin verschwunden war.

Am Montag nahmen die Behörden auch einen zweiten Tatverdächtigen fest. Dabei handelt es sich um den pakistanischstämmigen Mitbewohner des Mannes. Dieser soll den Ermittlern zunächst versichert haben, dass das Opfer nie in ihrer Wohnung gewesen sei. Das stellte sich später als falsch heraus. Nun wird ermittelt, inwieweit er in die Tat involviert war.

Grausame Erinnerungen an Mord von vor fünf Jahren

Viele Beobachter fühlen sich an den Mord an der Griechin Eleni Topaloudi (21) von vor fünf Jahren erinnert. Sie war damals von einer Gruppe illegaler Migranten vergewaltigt und dann auf Rhodos ins Meer geworfen worden.

Die Mutter Elenis meldete sich zu Wort: „Meine Seele ist wieder tiefschwarz geworden. Sie ermorden dein Kind, sie vergewaltigen es und werfen es nackt ins Meer, wo es erstickt und stirbt. So haben sie es auch mit diesem 27-jährigen Mädchen gemacht, sie haben es vergewaltigt, es in einen schwarzen Müllsack geworfen, nackt auch sie, wie ein Stück Abfall und Gras darüber gedeckt! Und danach soll ich noch an die Gesetze glauben? An welche Gesetze? Hat denn irgendjemand das Recht, ein Menschenleben zu rauben?“ Für die Täter wünscht sie sich eine wirklich lebenslange Strafe: „Sie sollen eingesperrt werden und nicht wieder rauskommen.“

Kritik regt sich auch an der griechischen Regierung, die im Februar 2022 ein Migrationsabkommen mit Bangladesh geschlossen hat, gemäß dem 15.000 Bangladescher, die bereits in Griechenland leben, eine Arbeitserlaubnis als Saisonarbeiter für höchstens neun Monate erhalten können. Zum dauerhaften Aufenthalt oder zur griechischen Staatsbürgerschaft führt diese Arbeitserlaubnis allerdings nicht.