Der französische EU-Kommissar für den Binnenmarkt, Thierry Breton, wird nicht in der künftigen EU-Kommission von EU-Chefin Ursula von der Leyen sitzen. In einem auf der Kurznachrichtenplattform X (vormals Twitter) veröffentlichten Brief kritisiert er von der Leyen in scharfen Worten.

Diese habe den französischen Präsidenten Emmanuel Macron kürzlich gebeten, einen neuen Kommissar zu nominieren und Frankreich im Gegenzug ein mächtigeres Portfolio versprochen.

Der Franzose wirft von der Leyen vor, dies aus persönlichen Gründen getan zu haben, über die sie nie persönlich mit ihm gesprochen habe. Dies sei für ihn nur ein weiterer „Beweis von fragwürdiger Führung“ an der Spitze der EU-Kommission. Angesichts dieser Situation könne er seinen Pflichten als EU-Kommissar nicht weiter nachkommen, so Breton.

Der bisherige französische EU-Kommissar, Thierry Breton, übt heftige Kritik an EU-Chefin Ursula von der LeyenIMAGO/Funke Foto Services

Angespanntes Verhältnis zwischen Breton und von der Leyen

Breton war in der bisherigen Kommission für die Bereiche Industrie und Binnenmarkt zuständig und war von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für eine weitere Amtszeit nominiert worden.

Dass das Verhältnis zwischen dem französischen Liberalen Breton und der deutschen Konservativen von der Leyen nicht frei von Spannungen ist, ist nichts Neues. Ein Grund: Breton war einer der prononciertesten Kritiker der Bestellung von Markus Pieper zum EU-Beauftragten für kleine und mittlere Unternehmen. Pieper, der ein Vertrauter der EU-Kommissionspräsidentin ist, zog sich nach öffentlicher Kritik an seiner Ernennung von dem Posten zurück – was selbstredend eine Niederlage für von der Leyen war.

Hatte die EU-Chefin nach ihrer Enttäuschung wegen Pieper Breton in der Kommission das Leben solange schwer gemacht, bis er die Reißleine zog?