In Thüringen gewinnt die AfD mit dem zum Unmenschen und Hitler-Widergänger („Spiegel“) stilisierten Björn Höcke als Spitzenkandidaten, in Sachsen mit dem völlig unbekannten Frontmann Jörg Urban. Wagenknecht führt ihre Partei ein halbes Jahr nach der Gründung zu klar zweistelligen Ergebnissen.

Zwei Frauen, zwei Parteien, gegen die Medien, Wirtschaft und Konkurrenz so massiv zu Felde gezogen sind, wie gegen keine anderen politischen Kräfte. DDR-Bürgerrechtler nahmen Wagenknecht kurz vor der Wahl noch ins Visier. Bei der AfD kam der Chor der Mahner und Warner aus Wirtschaftsverbänden, Kulturinitiativen, Gegendemonstranten … Die Wähler hat das in beiden Bundesländern nicht beeindruckt.

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Kompletter Politikwechsel statt Kurskorrektur

Weidel und Wagenknecht stehen – jenseits der konkreten Programme – vor allem für einen klaren Konter gegen die gesamte etablierte Politik. Migration, Ukraine-Krieg, Klima-Politik und vor allem woke Gesellschaftspolitik … die beiden Frauen stehen nicht für Kurskorrektur, sondern einen kompletten Politikwechsel.

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Die Erfolge von Weidel und Wagenknecht strahlen tiefer in die deutsche Politik, als viele das bislang begriffen haben: Die Union wird in Thüringen nur mit linken Parteien (Linke, BSW, SPD) eine Regierung bilden können. Wenn Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) künftig mit Wagenknechts BSW kooperiert, wird die Union intern vor eine Zerreißprobe zwischen Pragmatismus und Antikommunismus gestellt. Beide Parteien, AfD und BSW, brechen auf fast schon dramatische Weise mit der Westbindung, die zur Nachkriegsgenetik der Union gehört.

Weidel und Wagenknecht können ihre Ablehnung der aktuellen Ukraine-Politik von nun an mit harten Wähler-Voten begründen. Nicht die Union hat die Ampel-Parteien in Sachsen und Thüringen pulverisiert, sondern AfD und BSW stehen in den Augen vieler Wähler für das brutalst mögliche Abstrafung der Bundesregierung.

Gerade Grüne und SPD haben sich immer für eine stärkere Rolle von Frauen in der Politik eingesetzt. Die Begeisterung für die Erfolge von Weidel und Wagenknecht dürften sich dennoch in Grenzen halten.

Auch bei “eXXpress live” wurde die Wahl zum Thema. Die Sendung können Sie hier ansehen: