Am Montag wurden die Betroffenen informiert. Begründet wird der Schritt damit, dass die Markteinschätzungen drastisch nach unten korrigiert werden mussten. Seit Corona gleicht das Geschäft in der PV-Branche einer Berg-und-Tal-Bahn: Vor nicht allzu langer Zeit hatten Lieferkettenprobleme und der PV-Boom dazu geführt, dass das Familienunternehmen Fronius nicht so viel liefern konnte wie bestellt. Daher wurden 2022 und 2023 rund 420 Millionen Euro in den Ausbau der Fertigungslinien an den Standorten Sattledt und Krumau investiert und 2000 neue Mitarbeiter eingestellt.

Die gesamte Branche sei davon ausgegangen, dass sich die exponentiellen Wachstumsraten in den kommenden Jahren ungebrochen fortsetzen würden – dies sei aber nicht eingetreten, hieß es. Die Nachfrage sei abgeflacht, weil die Großhändler und Installateure unter dem Eindruck der Halbleiter- und der Energiekrise riesige Lagerbestände aufgebaut hätten. Bei Fronius vermutet man, dass diese Bestände auch viel Importware aus China beinhalten und die Konkurrenz aus Fernost die Phase der Lieferschwierigkeiten in Europa genutzt habe, um längerfristige Verträge abzuschließen.

Umsatzprognosen nach unten geschraubt

Nachdem die Umsatzprognosen bereits im Vorjahr nach unten geschraubt worden waren, hat Fronius Ende 2023 Schichten gestrichen und sich von Leasingarbeitern getrennt, heuer wurden 1300 Beschäftigte in Teilzeit geschickt. Die Hoffnung, dass die Überkapazitäten im Lauf des ersten Halbjahres 2024 abgebaut sein würden, erfüllte sich aber nicht. Im Juni mussten 350 Beschäftigte gehen, das Management der Business Unit Solar Energy wurde ausgetauscht. Damals ging CEO Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß davon aus, dass kein weiterer Personalabbau nötig sein werde, aber auch diese Annahme musste nun revidiert werden. Nach der weltweit größten Solarmesse Intersolar in München habe sich gezeigt, dass heuer mit einem noch geringeren Wachstum zu rechnen sei als befürchtet und die Großhändler bis weit ins Jahr 2025 mit Wechselrichtern versorgt seien.

Gespräche über Sozialplan laufen

Daher folgt nun ein weiterer massiver Personalabbau. 450 Mitarbeitende sind betroffen, verteilt über alle Standorte in Österreich – Wels Steinhaus, Sattledt, Thalheim und Pettenbach. Gespräche über einen Sozialplan laufen. Hinzu kommen 200 Jobs in Tochtergesellschaften im Ausland, vor allem in Deutschland und Tschechien, die ebenfalls gestrichen werden. Die “innerbetriebliche Kurzarbeit” wird im Gegenzug mit September beendet und es wird von einem Drei-Schicht-Betrieb auf einen Zwei-Schicht-Betrieb umgestellt. Zudem will man bei Investitionen – diese hätten vor allem Gebäude und Ausstattung betroffen – und Sachausgaben sparen.