Was in Metropolen wie London oder Paris Alltag ist, könnte bald im Schatten des Matterhorns stehen. Im Schweizer Nobel-Skiort Zermatt plant der Hotelier Heinz Julen einen Wolkenkratzer von historischer Dimension. Wie oe24 berichtet, geht es dabei nicht nur um Luxus, sondern auch um leistbaren Wohnraum für Einheimische – ein Vorhaben, das den Ort spaltet.

260 Meter neben dem Matterhorn

Das Projekt trägt den Namen „Lina Peak“ und hätte Dimensionen, die selbst für Großstädte außergewöhnlich sind: 260 Meter Höhe, 62 Stockwerke, nur wenige Hundert Meter vom Dorfeingang entfernt. In einem Ort mit rund 6000 Einwohnern, geprägt von traditionellen Holzbauten, wäre der gläserne Turm ein massiver Kontrast.

Geplant ist der Standort etwa 800 Meter vor dem Dorfeingang, um – so die Argumentation – das historische Zentrum möglichst zu schonen. Dennoch wäre der Turm höher als viele Hochhäuser in europäischen Metropolen und würde das Landschaftsbild rund um das weltberühmte Matterhorn nachhaltig verändern.

Initiator ist der Zermatter Hotelier Heinz Julen, der betont, es gehe nicht um ein Prestigeprojekt für Superreiche, sondern um eine Antwort auf ein akutes Problem.

Wohnungen für Einheimische – Luxus zahlt mit

Zermatt zählt jährlich rund 1,5 Millionen Übernachtungen. Gleichzeitig wird Wohnraum für Einheimische und Saisonarbeitskräfte immer knapper. Viele Wohnungen werden als Ferienimmobilien genutzt oder über Plattformen wie Airbnb zu hohen Preisen vermietet.

Hier setzt Julens Konzept an: Im Lina Peak sollen insgesamt rund 550 Wohnungen entstehen, mit Größen zwischen 35 und 150 Quadratmetern. Die unteren 32 Etagen sind laut Planung ausdrücklich für Einheimische und Angestellte vorgesehen. Versprochen werden Erstwohnungen mit Spekulationsverbot und „faire Preisgestaltung“.

Ganz günstig ist das dennoch nicht: Eine 100-Quadratmeter-Wohnung soll umgerechnet rund eine Million Euro kosten. Für viele Familien sei das jedoch finanzierbar, argumentiert Julen.

Luxus-Lofts mit Blick

Die obersten 30 Stockwerke sollen frei verkauft werden – als exklusive Luxus-Apartments mit direktem Blick auf das Matterhorn. Diese hochpreisigen Wohnungen sollen den günstigeren Wohnraum darunter querfinanzieren.

Julen erklärte dazu gegenüber dem Portal Stadtfragen: „Die obersten Wohnungen werden dermaßen teuer sein, dass sie die Wohnungen für Einheimische mitfinanzieren.“ Und weiter: „Diese Idee finde ich einfach gut.“

Die geschätzten Baukosten liegen bei bis zu 850 Millionen Euro. Zusätzlich zu den Wohnungen sind ein öffentliches Hallenbad, eine Kindertagesstätte sowie eine direkte Anbindung an die Skipisten geplant – eine Mischung aus sozialer Infrastruktur und Luxusarchitektur.

Entscheidung liegt bei der Bevölkerung

In Zermatt selbst wird das Projekt heftig diskutiert. Für viele ist ein gläserner Wolkenkratzer in einer alpinen Landschaft mit Holzhäusern kaum vorstellbar. Andere sehen darin eine mutige, wenn auch radikale Lösung für die Wohnungsnot.

Ob es überhaupt so weit kommt, entscheidet letztlich die Bevölkerung. Sammelt Julen 600 Unterschriften, kommt es zu einer Volksabstimmung. Der Hotelier betont: „Das letzte Wort hat die Bevölkerung.“