330 Jahre nach Urteil: Schüler wollen tote "Hexe" begnadigen lassen
Im Rahmen des Geschichtsunterrichts arbeitete sich eine Schulklasse aus dem US-Bundesstaat Massachusetts so intensiv in den bewegenden Fall einer zu Unrecht als Hexe verurteilten Frau ein, dass sie nun alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, die Frau posthum zu entlasten.
Eine während der sogenannten Hexenprozesse von Salem im 17. Jahrhundert verurteilte Frau soll postum begnadigt werden – dank einer engagierten Schulklasse aus dem US-Bundesstaat Massachussetts. Das Schicksal von Elizabeth Johnson Jr. habe ihre Schüler sehr bewegt, sagte die Lehrerin Carrie LaPierre von der North Andover Middle School.
Die Teenager schrieben Briefe an Lokalpolitiker. Und sie halfen der Senatorin Diana DiZoglio beim Verfassen eines Gesetzes, das die späte Entlastung Johnsons ermöglichen soll.
Bewegendes Schicksal
Elizabeth Johnson Jr. gehörte zu den mehr als 150 Menschen, denen Ende des 17. Jahrhunderts in Massachussetts Hexerei vorgeworfen wurde. 1693 wurde sie zum Tode verurteilt. Vollstreckt wurde das Urteil nicht. Johnson starb als alte Frau in den 1740er Jahren. Anders als in vergleichbaren Fällen wurden die Vorwürfe gegen Johnson aber nie offiziell aufgehoben.
Ihre Schüler hätten sich intensiv in die Biografie Johnsons eingearbeitet, sagte LaPierre. Beim Studium von Originalquellen hätten sie festgestellt, dass Johnson im Salem des 17. Jahrhunderts als unverheiratete Frau als verdächtig gegolten habe. Zudem habe Johnson möglicherweise eine geistige Behinderung gehabt. Auch, warum Johnson nie offiziell entlastet wurde, fanden die Schüler im Alter von 13 bis 14 Jahren heraus: Johnson hatte keine direkten Nachfahren, die sich darum bemüht hätten.
Schüler machten Druck auf Politik
LaPierres Schüler entschieden sich, Druck auf die Politik zu machen. Eine Verbündete fanden sie in der Senatorin von Massachussetts. Sie brachte kürzlich einen Gesetzentwurf ins Parlament ein, der sich in Teilen auf die Recherchen der Jugendlichen stützt und auf dessen Grundlage Johnson rückwirkend begnadigt werden soll.
Neben Johnson seien 1693 in Salem noch 29 weitere Menschen der Hexerei schuldig gesprochen worden, sagte DiZoglio. 19 von ihnen seien gehängt worden. Johnson sei bis heute die einzige der 30 Verurteilten, die nicht formal entlastet worden sei. “Es ist einfach Zeit, den Job zu beenden und den Ruf von Elizabeth Johnson Jr. wiederherzustellen”, betonte DiZoglio. Mit ihrer Hartnäckigkeit hätten die Schüler der North Andover Middle School ein “jahrelanges Unrecht wiedergutgemacht”, sagte die Senatorin. “Ich möchte, dass sie stolz darauf sind.” (APA/AFP)
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