52 christliche Schüler entführt – Nigeria erlebt neue Entführungswelle
Bewaffnete Kriminelle haben eine katholische Schule in Papiri überfallen und dutzende Schüler verschleppt. Die Entführung ist bereits der zweite Angriff auf Schüler in nur einer Woche. Auch Kirchen geraten zunehmend ins Visier.
In Nigeria sind erneut Dutzende Kinder Opfer einer brutalen Entführung geworden. Bewaffnete überfielen am Freitag eine katholische Schule in Papiri im Bundesstaat Niger und verschleppten zahlreiche Schüler – laut dem lokalen Fernsehsender Aris TV 52 Kinder und Angestellte. Die Behörden nennen bislang keine exakte Zahl. Eine Tätergruppe hat sich bislang nicht zu dem Angriff bekannt.
Der Überfall reiht sich in eine Serie beunruhigender Ereignisse ein: Bereits am Montag wurden 25 Schülerinnen aus einer Mädchenschule im Bundesstaat Kebbi entführt. Bei dem Angriff wurde der Schulleiter getötet, ein Lehrer an der Hand verletzt. Die Regierung des Bundesstaats Niger hatte wegen der wachsenden Gefahr bereits die Schließung der Schulen angeordnet – und wirft der katholischen Schule jetzt vor, mit einer eigenmächtigen Wiedereröffnung „ein unnötiges Risiko“ eingegangen zu sein.
Laut BBC fürchten Anwohner, dass im jüngsten Fall möglicherweise sogar bis zu 100 Schüler und Lehrer in die Hände der Entführer geraten sein könnten.
Gewalt erreicht auch Kirchen
Die Angriffe beschränken sich nicht mehr nur auf Schulen. Am Wochenende wurde ein Gottesdienst im Bundesstaat Kwara von bewaffneten Männern überfallen. Mindestens zwei Menschen wurden getötet, der Pastor und mehrere Gemeindemitglieder entführt. Besonders erschütternd: Die Tat wurde live im Internet übertragen und von tausenden Menschen mitverfolgt. Laut BBC sollen mindestens 38 Personen entführt worden sein.
Die Ereignisse der vergangenen Tage rufen schmerzhafte Erinnerungen an frühere Massenentführungen wach. 2021 verschleppten bewaffnete Gruppen in mehreren Fällen Hunderte Schüler. Im Mai desselben Jahres wurden 135 Schüler aus einer islamischen Schule entführt, sechs starben in Gefangenschaft. Bereits im März 2021 wurden 275 Schülerinnen verschleppt und wenige Tage später freigelassen. Zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 waren es laut CNN sogar 700 Schüler, die von drei Schulen entführt wurden.
Das bekannteste Beispiel bleibt jedoch die Entführung von 276 Schülerinnen im Jahr 2014 durch die islamistische Terrororganisation Boko Haram. 57 der Mädchen konnten unmittelbar fliehen, doch selbst zehn Jahre später – 2024 – befanden sich laut Medienberichten noch 82 von ihnen in Gefangenschaft.
Ein Land im religiösen Spannungsfeld
Nigeria ist ein Land mit nahezu gleich großer christlicher und muslimischer Bevölkerung – laut OpenDoors leben dort 106 Millionen Christen und 105 Millionen Muslime. Während der Norden mehrheitlich muslimisch geprägt ist, dominiert im Süden das Christentum. Besonders häufig kommt es laut Berichten zu Übergriffen auf Christen durch militante muslimische Gruppen. Die Regierung erklärte nach der jüngsten Entführung, es handle sich „wahrscheinlich“ um bewaffnete ehemalige Hirten – eine offizielle Bestätigung gibt es dafür jedoch nicht.
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