In einer Aussendung am Dienstag kündigte MSF an, ihre Einsätze in der Region für mindestens sechs Wochen zu pausieren. Es sei unter den aktuellen Bedingungen nicht möglich, das Personal weiter einzusetzen.

Der betroffene Kollege war vergangene Woche während einer Evakuierungsfahrt verschleppt worden, teilte MSF mit. Bewaffnete Männer hätten den Konvoi gestoppt und den Teamleiter mit Gewalt aus dem Fahrzeug geholt. Die übrigen Fahrzeuge durften demnach weiterfahren. Der Entführte sei Stunden später freigekommen. Nur vier Tage zuvor war eine Mitarbeiterin des Gesundheitsministeriums aus einem MSF-Krankenwagen auf derselben Straße entführt worden. Die Hilfsorganisation sprach von einem beunruhigenden Trend gezielter Gewalt gegen medizinisches Personal und humanitäre Helfer.

Wiederholte Angriffe erschweren die humanitäre Arbeit

Ferdinand Atte, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan, erklärte in der Aussendung, man sei “entsetzt” über den Vorfall. “Angriffe auf humanitäre Helfer:innen, die sich um die bedürftigsten Mitglieder der Gesellschaft kümmern, müssen aufhören”, forderte er. Auch wenn man sich weiterhin verpflichtet fühle, Bedürftige zu versorgen, könne man das Personal nicht in einem unsicheren Umfeld arbeiten lassen.

Bereits im Mai hatte die Organisation Aktivitäten in der Region reduziert. Auch Einsätze in Lagern für Binnenvertriebene wurden inzwischen gestoppt. Dies sei der zweite vollständige Rückzug in drei Monaten. In den vergangenen Monaten sei es in der Region vermehrt zu Übergriffen gekommen – darunter Plünderungen, Brandstiftungen und gezielte Zerstörung medizinischer Infrastruktur. Laut MSF wurden 2025 bereits sieben Mitarbeitende entführt. Die Organisation forderte konkrete Sicherheitsgarantien von Behörden und bewaffneten Gruppen.

Leidtragende seien vor allem jene Menschen, die ohnehin kaum Zugang zu medizinischer Hilfe hätten. Viele Bewohner in Yei River und Morobo leben in abgelegenen Gebieten und sind von grundlegender Versorgung abgeschnitten. Zwischen Jänner und Juni 2025 behandelte MSF dort etwa 14.500 Patienten.