
Afrika glaubt – Europa verwaltet: Pater Wallner über den missionarischen Aufbruch
Nach dem Tod von Papst Franziskus blickt die Welt nach Rom – das Konklave naht, die Kirche steht am Wendepunkt. In Afrika und Asien blüht der Glaube, in Europa erstickt er im Verwaltungsapparat. Pater Karl Wallner fordert im exxpressTV-Interview einen missionarischen Aufbruch – und sagt, was er sich vom nächsten Papst erwartet.

Die einen erleben einen gewaltigen Aufbruch des Glaubens – die anderen verlieren ihn zwischen Sitzungszimmern und Strukturdebatten. Während in Afrika und Asien die Priesterseminare überquellen, kämpfen Pfarreien in Europa ums Überleben.
Pater Karl Wallner (62), Österreichs bekanntester Ordensmann und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, spricht im großen eXXpressTV-Interview Klartext: über den Zustand der Kirche, die Erwartungen an den nächsten Papst – und die Frage, ob Europa seinen Glauben verwaltet statt verkündet.

„Die Kirche ist cool, weil sie anachronistisch ist“
„Durch die Kirche wirkt der, der vor 2000 Jahren gestorben ist“, sagt Pater Wallner im Gespräch mit exxpress-Redakteur Stefan Beig. Durch ihren Anachronismus sei die Kirche so „cool“. Sie sei, so der Zisterzienser aus Heiligenkreuz, „eine übernatürliche Wirklichkeit in einer natürlichen Hülle“.
Papst Franziskus habe dazu eingeladen, die Welt durch die göttliche Perspektive der Barmherzigkeit zu sehen. „Jesus ist nicht für die Gesunden gekommen, sondern für die Kranken.“
Franziskus und die vergessene Weltkirche
Was in Europa medial oft unterging: der globale Blick des Papstes. „Franziskus ist in Länder gereist, in denen Katholiken eine winzige Minderheit sind: In Bangladesch – 0,7 Prozent. In Bangui, der Hauptstadt eines der ärmsten Länder der Welt, hat er das Heilige Jahr der Barmherzigkeit eröffnet.“
Die Berufungswelle im Süden
Seit 2016 leitet Wallner Missio Österreich, die drittgrößte katholische Hilfsorganisation des Landes. Seine vielen Reisen haben seinen Blick auf die Weltkirche verändert – vor allem auf die Kraft der Berufungen: „In Nigeria war ich in einem Priesterseminar mit 500 Studenten. In Uganda platzen die Häuser aus allen Nähten. Wir kommen gar nicht nach, neue Seminare zu bauen!“

Fünf Kardinäle, die nun am Konklave teilnehmen, wurden als Seminaristen durch Priesterpatenschaften aus Österreich unterstützt. „26.000 Österreicher haben mittlerweile einen Priestersohn im Süden – von Myanmar bis Peru.“
Glaubenskrise in Europa: „Ein Geschäft mit leeren Regalen“
Demgegenüber steht eine ernüchternde Diagnose für Europa: „Wir sind eine schrumpfende Kirche. Wir haben einen dramatischen Glaubensverlust – und eine demografische Lawine.“
Pater Karl Wallner klagt: „Wir erwecken den Eindruck: Die Kirche ist ein Geschäft mit leeren Regalen. Statt über den Inhalt zu reden – über Erlösung, Gnade, Sinn und ewiges Leben – räumen wir nur noch die Regale um.“ Und: „Viele wissen gar nicht mehr, wer Jesus ist. Wir sind längst in einer Minderheitensituation – und tun noch immer so, als wären wir das Zentrum.“
Der nächste Papst: „Dynamisch, organisiert, mutig“
Was erwartet Wallner vom nächsten Pontifikat? „Ich wünsche mir einen Papst, der die Kirche dynamisiert – aber auch normalisiert.“

Franziskus sei „voller Originalität“ gewesen – doch das müsse nicht auf ewig fortgesetzt werden. Auch ein Papst dürfe – anders als Franziskus – in einem großen Auto fahren, sagt Wallner: „Er trägt Verantwortung – und braucht Sicherheit. Wir sollten nicht alles ideologisch aufladen.“
Sein wichtigster Wunsch: eine echte Reform des Vatikans – organisatorisch wie kommunikativ. „Die zentrale Frage ist: Verkündet die Kirche das Evangelium – oder verliert sie sich in der Verwaltung?“

TikTok, Liturgie, Berufung: Hoffnung auf eine junge Generation
Trotz aller Krisen sieht Wallner Hoffnung – auch bei jungen Menschen. „Die Generation Z ist spiritueller als viele glauben. Studien zeigen: Sie ist nur halb so atheistisch wie ihre Eltern.“ Diese Jugendlichen erreiche man nicht über kirchliche Medienberichte, sondern über TikToker und Influencer: „Die sind manchmal überdreht – aber sie bezeugen etwas. Und das wirkt.“

Die Rückkehr zur Liturgie zurzeit sei kein Rückschritt: „Junge Menschen interessieren sich für Rituale, Gebet, schöne Liturgie. Das ist keine Rückwärtsgewandtheit – das ist Sehnsucht nach Tiefe.“
Berufung ist möglich – auch heute
Wallner wird persönlich. Seine Berufung begann mit 17 – durch ein einfaches, ehrliches Gebet. „Wenn ihr wissen wollt, ob es Gott gibt – bittet ihn!“ Er habe für Mathematiknoten gebetet – und mit „Sehr gut“ maturiert. „Für mich war das der größte Gottesbeweis.“
Und dann kam der Ruf zum Priestersein – unerwartet, aber klar. „Beim Beten habe ich den Boden unter den Füßen verloren. Ich wusste plötzlich: Gott will, dass ich Priester werde. Ich hatte Angst – aber auch eine Euphorie des Glücks.“ Heute meint er rückblickend: „Das Beste, das mir passieren konnte, war, Priester zu werden.“
Pater Karl Wallner OCist (62) ist Zisterziensermönch des Stiftes Heiligenkreuz und einer der bekanntesten Ordensmänner Österreichs. Geboren 1963 in Wien, aufgewachsen in Wampersdorf (NÖ), trat er 1982 in das Stift Heiligenkreuz ein und wurde 1988 zum Priester geweiht. Nach seinem Theologiestudium promovierte er „sub auspiciis praesidentis“ an der Universität Wien. Wallner war Professor für Dogmatik, ab 2007 Gründungsrektor der Hochschule Heiligenkreuz, und langjähriger Jugendseelsorger sowie Öffentlichkeitsverantwortlicher seines Ordens.
Seit 2016 ist er Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich (Missio). Er ist Autor zahlreicher theologischer Bücher und wurde auch durch die CD „Chant – Music for Paradise“ international bekannt.
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Kommentare
Ein schwarzer Papst das wäre was Neues meinen Segen hat er..
Und: „Viele wissen gar nicht mehr, wer Jesus ist……
aber Mohammed …………..
Ersatzreligion ist bereits im Anmarsch bzw in den Startlöchern. A A
Der Glaube an den Auferstandenen Christus ist die größte Kraft des Universums. Das Bodenpersonal hat leider viel zerstört und kaputt gemacht durch Mach trausch, Geldr ausch und Se xra usch. Das sollte uns aber nicht für die klare Botschaft Jesus von Nazareth blind machen. ER und das Bodenpersonal sind leider oft sehr weit auseinander…
Osiris ist auch auferstanden.
Afrika glaubt, in Europa verwaltet die katholische Kirche ihr enormes Vermögen. Macht und Reichtum ist das Credo der christlichen Kirchen.
Der Glaube an eine Religion ist etwas zutiefst Persönliches und muss von jedem selbst erfahren oder entwickelt werden. Dass in Westeuropa immer weniger Menschen wissen, wer Jesus war, hat auch damit zu tun, dass hier jahrelang ekelhafte Missbrauchsfälle im Umfeld der Kirche aufgedeckt wurden. Hier hat die Kirche ihr Vertrauen wohl für immer verspielt. Nach Humanismus und Aufklärung herrscht hier ein kritisches Denken, in welchen Aussagen nicht einfach so hingenommen, sondern kritisch hinterfragt werden. Da braucht es kompetente Kirchenvertreter, die die Menschen überzeugen können. Die sucht man in Europa aber vergeblich oder gehen im Kirchenapparat unter. In den afrikanischen Staaten gab es keinen Humanismus und keine Aufklärung. Kritisches Denken ist bei einer ungebildeten Bevölkerung nicht möglich. In diesen Staaten hat es die Kirche leichter ihre Schäfchen zu hüten.
Nachdem Bergoglio alias Franz alle Religionen für gleichwertig und gottgewolt erklärt hat und in ihnen nur unterschiedliche Dialekte sieht, frage ich mich, wozu der Heiligenkreuzer Selbstdarsteller die Welt bereist und österreichische Spendengelder verbrennt!
Pater Wallner ist super!
Kritisch, scharfsinning und humorvoll.
Von mir aus kann ein Afrikaner oder der Pater Wallner der nächster Papst werden!”
Wallner vertritt noch immer die ecclesia triumphans.
Die es eigentlich schon lange nicht mehr gibt und auch nie wieder geben wird. Hätten Wallner und seinesgleichen die Macht, brennten heute wieder die Scheiterhaufen. Man lese Karlheinz Deschner.
Ja freilich!
Lesz euch die Bücher der Christenhasser, dann seid ihr ausgewogen informiert über das Christentum 😉