Anna Dobler: Verschont uns mit eurer Lockdownerei
Geht es nach manchen Stimmen hier im Land, kann der nächste Lockdown gar nicht hart und lang genug sein. Was das gerade für Selbstständige und Wirtschaftstreibende bedeutet, blenden viele dabei aus.
Auch wenn die von der Regierung verordnete “Oster-Ruhe” (was für ein Euphemismus!) unsere hart errungenen Freiheiten neuerlich massiv beschränkt, gehen die Maßnahmen manchen Personen noch immer nicht weit genug. Sie würden uns am liebsten in unsere Wohnungen sperren bis auch der letzte Österreicher geimpft ist, was ja bekanntlich noch eine Weile dauern kann.
Längst ist nämlich der eigentlich sinnvolle Appell nach Eigenverantwortung einer paternalistischen Haltung gewichen, als habe die Politik jedes Vertrauen in die Mündigkeit ihrer Bürger verloren. Begleitet vom euphorischen Applaus jener, denen der nächste und der übernächste Lockdown gar nicht weit genug gehen kann. Länger. Härter. Strenger. Gefolgt von selbstgerechtem Schulterklopfen, weil sie glauben mit dem Verzicht auf Shoppen, Urlaub und Parties dazu beigetragen zu haben, die gesamte Zivilisation zu retten.
Wer nichts zu verlieren hat, ist eher bereit alles zu opfern
Und doch vergessen sie in ihrem Lockdown-Fetisch, welche Folgen die Maßnahmen für die vielen Selbstständigen und Wirtschaftstreibenden in unserem Land haben. Ehemals stolze Gründer und Unternehmer, die sich aus eigener Kraft und Leistung über Jahre eine solide Existenz aufgebaut haben, hängen jetzt vielerorts hilflos am Tropf des Staates und müssen sich als Bittsteller mit Finanzhilfen irgendwie über die Krise retten. Wenn sie es überhaupt schaffen. Die künstliche Marktbereinigung schreitet schleunig voran, täglich neue Insolvenz-Meldungen zeugen stumm davon.
Die Forderung nach einem knallharten Endlos-Lockdown kommt einem leichter über die Lippen, wenn dabei nicht die eigene Existenz auf dem Spiel steht. Denn nur, wer ohnehin nichts zu verlieren hat, ist eher bereit alles zu opfern. Die Politik darf daher im Kampf gegen die Pandemie zu keinem Zeitpunkt das Augenmaß verlieren. Ein erster richtiger und wichtiger Schritt war der Entschluss des Bund-Länder-Gipfels, die Maßnahmen regional anzupassen. Es wäre wenig sinnvoll gewesen, die Geschäfte im kaum belasteten Bregenz zu schließen, nur weil im 600 Kilometer entfernten Wien die Notaufnahmen aus allen Nähten platzen. Ja, der Kampf gegen die Pandemie muss oberste Priorität haben. Doch wir dürfen den nachfolgenden Generationen trotzdem keinen Scherbenhaufen hinterlassen.
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