Visa-Skandal in Polen – und die Folgen reichen bis nach Deutschland: Im Norden des Nachbarlandes ist ein kriminelles Netzwerk angeklagt worden, das sich illegal Visa für mehr als 7.000 Migranten verschafft haben soll. Laut polnischer Grenzschutzbehörde dienten die Dokumente vielfach nicht für echte Jobs, sondern als Eintrittskarte in die EU – mit dem Ziel, weiter nach Deutschland zu reisen und dort Asyl zu beantragen.

Im Zentrum stehen elf Beschuldigte, die laut Behörden zwischen 2019 und 2022 illegale Grenzübertritte organisiert haben sollen. Ihnen drohen bis zu acht Jahre Haft. Die Ermittlungen führt der Grenzschutz im Auftrag der Staatsanwaltschaft in Bydgoszcz (Bromberg).

So lief der Trick mit den „Arbeitsplätzen“

Der Betrug soll über ein Internetportal gelaufen sein: Das Netzwerk meldete neue Unternehmen an und beantragte anschließend bei Ämtern Genehmigungen zur Anstellung ausländischer Arbeitskräfte. Dabei wurden Adressen von Hotels, Bauernhöfen und Restaurants erfunden, die angeblich Arbeitskräfte suchten. Sogar konkrete Arbeitsplätze, Stundenlöhne und Tätigkeiten wurden in den Unterlagen „geliefert“.

Brisant: Laut Grenzschutz wurden in den Anträgen teils Daten realer Unternehmen verwendet, die keine Kenntnisdavon hatten und nicht involviert gewesen sein sollen – ein klassisches Muster, um die Papierspur glaubwürdiger wirken zu lassen.

Die Zahlen: 12.445 Anträge – 7.069 Visa

Insgesamt seien bei polnischen Ämtern 12.445 Anträge und Erklärungen mit falschen Informationen eingelangt. Auf dieser Grundlage seien 7.069 Visa ausgestellt worden. Damit hätten tausende Personen „auf illegale Weise“ ein Visum erhalten und seien nach Polen bzw. in die EU eingereist, so die Darstellung der polnischen Seite.

Auch Deutschland sieht sich mit dem Problem konfrontiert: Laut Berichten wurden in der Polizeilichen Eingangsstatistik der Bundespolizei von Jänner bis Oktober 2025 insgesamt 5.569 Verdächtige erfasst, die mit erschlichenen Visa nach Deutschland gekommen sein sollen.

Unterm Strich zeigt der Fall, wie anfällig Arbeitsvisa-Systeme für Missbrauch sind – und wie schnell aus einem „Job-Visum“ ein Asyl-Umweg werden kann.