Rund eine Woche vor der Eröffnung sorgt der Weihnachtsmarkt im Zürcher Hauptbahnhof für hitzige Diskussionen: Kein Stand darf Bargeld annehmen. Der Veranstalter, die Polarzauber AG, schreibt unmissverständlich: „Der gesamte Polarzauber ist cashless.“

Akzeptiert werden nur Karten- und Mobile-Payments – Münzen und Noten bleiben außen vor. Wer sich nicht daran hält, riskiert eine Busse von 500 Franken, wie die Polarzauber AG gegenüber dem Verbrauchermagazin K-Tipp bestätigt hat. „An Veranstaltungen dieser Größe sei diese Praxis üblich“, erklärt der Veranstalter.

Mit Münzen und Scheinen können Besucher solchen Schmuck nicht kaufen. APA/BARBARA GINDL

Kritik von Marktfahrern: „Hälfte der Kundschaft zahlt bar“

Nicht alle Aussteller zeigen Verständnis für die rigorose Regelung. Ein Marktfahrer, der anonym bleiben will, warnt vor Umsatzverlusten: „Etwa die Hälfte meiner Kundschaft zahlt mit Bargeld. So wird ein Stand irgendwann nicht mehr rentabel.“

Hintergrund der neuen Regelung: Die Standbetreiber müssen erstmals eine Umsatzbeteiligung an den Veranstalter abgeben. Bargeld würde die Kontrolle dieser Abrechnung erschweren – deshalb das strikte Verbot.

SBB und Stadt Zürich stellen sich hinter Veranstalter

Weder die SBB als Eigentümerin des Bahnhofs noch die Stadt Zürich als Vermieterin öffentlicher Plätze wollen eingreifen. Beide Institutionen stützen die Entscheidung des Veranstalters und teilen laut K-Tipp mit, man habe keine Richtlinien zu Zahlungsmitteln.

Damit bleibt den Standbetreibern nur die Wahl, das neue System zu akzeptieren – oder auf die Teilnahme am umsatzstarken Zürcher Christkindlimarkt zu verzichten.

Auch andere Märkte setzen auf „cashless“ – aber sanfter

Der Zürcher Hauptbahnhof ist nicht der einzige Ort in der Schweiz, an dem bargeldloses Bezahlen zum Standard werden soll. Ähnliche Konzepte gibt es etwa: auf der Kleinen Schanze in Bern, im Inseli-Park in Luzern, auf dem Teuchelweiherplatz in Winterthur, sowie an den Zürcher Märkten auf dem Sechseläutenplatz und in der Europaallee.

Doch im Gegensatz zum „Polarzauber“ bleibt es dort bei einer Empfehlung. Die meisten Stände akzeptieren weiterhin Bargeld – freiwillig.

Ob dieser Trend auch auf Österreich überschwappen wird – man wird es sehen. Traditionell legen die Österreicher auf Bargeld hohen Wert.

Rechtlich erlaubt – aber umstritten

Was viele Besucher überrascht: In der Schweiz müssen Händler Bargeld nicht zwingend annehmen. Zwar gelten Schweizer Noten und Münzen offiziell als gesetzliches Zahlungsmittel, doch das ist dispositives Recht. Das bedeutet: Wird im Voraus klar kommuniziert, dass keine Barzahlung akzeptiert wird, ist das rechtlich zulässig.

Nur im Kanton Genf gelten strengere Vorschriften – dort sind Restaurants, Hotels und Unterhaltungsbetriebe gesetzlich verpflichtet, Bargeld anzunehmen. Auf Bundesebene hatte der Bundesrat 2022 eine verbindliche Annahmepflicht abgelehnt. Eine solche Regel sei „nicht notwendig“ und würde „die Wirtschaftsfreiheit stark einschränken“, hieß es im Bericht an das Parlament.