Bespuckt, beschimpft, bedroht! Der Frust eines Zugbegleiters
Was erleben Zugbegleiter in ihrem Arbeitsalltag? Welche Begegnungen haben sie, worüber ärgern sie sich besonders? Antwort auf diese Fragen gibt ein Mann, der fast täglich auf der Strecke Stuttgart – Tübingen – Esslingen fährt. Er hat NIUS seine Erlebnisse in einem Leserbrief geschildert.
„Ich bin Zugbegleiter in Baden-Württemberg im Nahverkehr. Die marode Infrastruktur und der Personalmangel und die daraus entstehenden Ausfälle und Verspätungen sind schlimm genug. Aber schlimmer ist: Die Fahrgäste der Bahn werden zunehmend gewalttätiger und respektloser. Das sehr günstige Deutschlandticket von 49 Euro hindert nicht daran, dass die Zahlen fürs Schwarzfahren nach oben gehen. Wer kein Ticket hat – und das sind viele – kann aus dem Zug geworfen werden. Wir Zugbegleiter können das aber nicht selber tun – wir müssen die Bundespolizei benachrichtigen. Wird die Polizei dazu gerufen, steht der Zug erst einmal. Die Verspätungen verärgern die anderen Fahrgäste natürlich. Ich erlebe solche Rauswürfe manchmal mehrfach in der Woche.
Zugbegleiterinnen werden bespuckt, wenn sie sich umdrehen
Was sind das für Personen? Tut mir leid, das sagen zu müssen. Aber es sind nach meiner Erfahrung 90 Prozent Asylanten, Ausländer oder Deutsche mit Migrationshintergrund. Bei dieser Gruppe von Reisenden ist auch das Verschicken von Screenshots üblich. Das bedeutet, eine vierköpfige Gruppe zeigt das gleiche Deutschlandticket. Wenn ich dann sage, dass dies Betrug und Erschleichung von Leistungen ist, wird nur darüber gelacht und öfters auch mit Gewalt gedroht. Ich rede hier von fast jedem Arbeitstag.
Ich bin ein Mann und habe es leichter als meine Kolleginnen. Die werden in den Zügen ohne jeden Respekt behandelt. Gewaltandrohungen, Beschimpfungen erleben sie täglich. Öfter werden unsere Zugbegleiterinnen bespuckt, wenn sie sich vom Fahrgast weggedreht haben.
Wir verlangen Security in jedem Zug
Wir Zugbegleiter schaffen unsere Arbeit bald nicht mehr. Das neue Sicherheitspaket empfinden wir als Witz. Wenn der Staat schon die Kriminellen aus anderen Ländern zu uns holt, dann muss er auch für zusätzliche Sicherheit sorgen. Wir möchten, dass in jedem Zug rund um die Uhr Security mitfährt.
Ich bin selbst ein Gastarbeiterkind. Deutschland ist meine Heimat geworden. Und Heimat muss doch beschützt werden.“
So weit der Brief des Zugbegleiters aus Baden-Württemberg – eine Mischung aus Wut, Unverständnis und Resignation. Wir Reisende ärgern uns oft über Verspätungen, Zugausfälle, leere Bistros. Hier kommt die andere Seite zu Wort. Die Deutsche Bahn, die große Schwester der privaten Bahnlinien, um die es hier geht, sucht zurzeit 25.000 Mitarbeiter. Wenn sich die Situation für die Angestellten nicht verbessert, wird die Bahn noch lange suchen müssen.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partner-Portal NIUS erschienen.
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