Das Weltwirtschaftsforum in Davos steht vor einer entscheidenden Zäsur: Klaus Schwab tritt zwar ab, behält aber seine Gründerrechte. BlackRock-Chef Larry Fink und Roche-Erbe André Hoffmann übernehmen interimistisch die Führung. Christine Lagarde soll als langfristige Nachfolgerin kommen – das geht aus aktuellen Berichten hervor.

Machtrochade in Davos: BlackRock lenkt nun das WEF

Knapp vier Monate nach dem abrupten Abgang von WEF-Gründer Klaus Schwab kommt es zu einer erneuten Personalrochade in Davos. Der Interimspräsident Peter Brabeck-Letmathe übergibt sein Amt überraschend an ein mächtiges Duo: BlackRock-Chef Larry Fink, der über Billionen Dollar an Kapitalströmen verfügt, und André Hoffmann, Roche-Erbe und WWF-Vize. Gemeinsam sollen sie das Weltwirtschaftsforum in einer „entscheidenden Phase“ führen – und gleichzeitig den Weg für Schwabs Wunsch-Nachfolgerin Christine Lagarde ebnen.

laus Schwab gründete 1971 das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos und prägte es über Jahrzehnte als Plattform für den Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.GETTYIMAGES/Getty Images

Vorwürfe gegen Schwab nicht bestätigt

Parallel dazu veröffentlichte das WEF die Ergebnisse der internen Untersuchung gegen Klaus und Hilde Schwab. Die Vorwürfe – von Belästigung über Spesenaffären bis zur Einflussnahme auf Rankings – hätten sich nicht bestätigt. Man habe „kein wesentliches Fehlverhalten“ feststellen können, hieß es.

Schwab bleibt zwar offiziell im Ruhestand, behält aber seine Gründerrechte. Dazu gehört, dass er weiterhin Einfluss auf die Zusammensetzung des Stiftungsrats nehmen kann. Außerdem ist laut seinem Sprecher mit seinen Memoiren und einem Buch zur Auswirkung von künstlicher Intelligenz auf unseren Leben zu rechnen.

Eine zentrale Rolle bei dieser Lösung spielte die Eidgenössische Stiftungsaufsicht (ESA). Sie drängte nach dem monatelangen Konflikt zwischen Schwab und der WEF-Führung auf eine außergerichtliche Einigung. Die Behörde machte deutlich, dass es im Interesse der Stiftung liege, eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Christine Lagarde ist seit 2019 Präsidentin der Europäischen Zentralbank und gilt als eine der einflussreichsten Frauen in der internationalen Finanzwelt.IMAGO/Newscom World

Symbolischer Führungswechsel

Dass ausgerechnet Larry Fink die Führung übernimmt, ist hochsymbolisch: Der BlackRock-Chef gilt als einer der mächtigsten Finanzakteure der Welt, sein Konzern ist in nahezu allen globalen Konzernen investiert. Gemeinsam mit Hoffmann, der für „Green Lifestyle“ steht, kontrolliert nun ein Duo die Agenda des WEF.

Langfristig gilt jedoch Christine Lagarde als gesetzt. Die derzeitige EZB-Präsidentin und ehemalige IWF-Chefin soll nach ihrem Ausscheiden an die Spitze des WEF rücken – womit Schwab seinen Plan durchgesetzt hätte. Klar ist schon jetzt: Auch ohne den 86-Jährigen bleibt Davos der Ort, an dem das Zusammenspiel von Großkapital, Politik und internationaler Elite gesteuert wird.