Es ist eine Premiere in mehrfacher Hinsicht: Erstmals wird jetzt einem breiteren Publikum dank des Hamburger Magazins “Stern” klar, dass es überhaupt Pflanzen gibt, die einen rassistischen (lateinischen) Namen tragen. Wie der berühmte Küstenkorallenbaum, den jeder europäische Liebhaber unter dem Namen “Erythrina caffra” kennt. Was dagegen wohl den Wenigsten bekannt war: Der Namenszusatz “caffra”, ursprünglich als Hinweis auf eine afrikanische Herkunft verstanden, ist inzwischen ein verpöntes Schimpfwort für Menschen des schwarzen Kontinents. Was jedoch nicht so war, als die Pflanzen getauft wurden: “Die negativen Konnotationen begannen Mitte des 20. Jahrhunderts”, schrieb Sonia Molino von der spanischen Botanischen Gesellschaft auf X (Twitter).

Laut Molino habe diese Bedeutungsänderung es erschwert, über diese Pflanzen überhaupt zu sprechen, da das Wort in einigen Regionen verboten sei, schreibt der “Stern”. Da aus Afrika bekanntermaßen mehrere Gewächse stammen, die von ihren Entdeckern in die botanische Nomenklatur aufgenommen werden mussten, bekamen 200 Pflanzen, Pilze und Algen den Zusatznamen “caffra”.

Umbennung laut Expertin nur ein "Babyschritt"

Sandra Knapp vom “Natural History Museum”, die den Kongress leitete, im britischen “Guardian”: “Die Entscheidung der Botaniker sollte der wissenschaftlichen Gemeinschaft, die an der Benennung von Organismen beteiligt ist, klar machen, dass sie Gespräche eröffnen und sich bewusster darüber werden müssen, welche Namen erlaubt werden sollten.” Aber: Die Entscheidung sei ein “Babyschritt” und “nicht mehr als das.”

Der besagte Babyschritt: Statt “caffra” tragen die 200 Gewächse künftig den Namenszusatz “affra”. Das freut die Befürworter, die sich seit Jahren für Änderungen am internationalen System für die wissenschaftliche Benamung von Pflanzen und Tieren einsetzen.

Mini-Käfer "Hitleri" bleibt "Hitleri"

Die Anekdote aus der Welt der Botanik hat die “Kleine Zeitung” noch um ein Kapitel aus dem Tierreich erweitert. Auch hier gibt es Diskussionen um einen Namen. Es geht um den fünf Millimeter kleinen Käfer “Anophthalmus hitleri”. Sinnigerweise ist das Insekt braun und blind und wurde schon 1937 von dem österreichischen Käfersammler und Führer-Fan Oskar Scheibel zu Ehren Adolf Hitlers so benannt.

In der Natur ist der kleine Krabbler, der aus Slowenien stammt, fast ausgestorben. In den zoologischen Sammlungen existieren auch immer weniger präparierte Exemplare, weil es Neo-Nazis schick finden, einen kleinen “Hitleri” zu besitzen.

Bis zu 2000 Euro werden auf dem Schwarzmarkt für die Mini-Käfer geboten. Der Name steht zur Zeit nicht zur Disposition.

Der "Hitleri" bleibt unangetastet.APA/Matthias Schrader