Brände auf offener Straße: Lausanne von Migrantenunruhen erschüttert
Nach dem Tod des 17-jährigen Marvin „Shalom“ Manzila bei einer Polizei-Verfolgungsjagd eskalierte die Lage in Lausanne. Zwei Nächte lang brannten Busse und Container, während Familie und Freunde des Jugendlichen um ihn trauern.
Die Schweiz galt jahrzehntelang als Inbegriff der Ruhe. Doch der Tod eines Teenagers nach einer Polizeiverfolgung hat Lausanne in Gewalt, Wut und eine nationale Debatte gestürzt – so berichtet die Daily Mail.
Ein Unfall mit Folgen
In der Nacht auf Sonntag verlor der 17-jährige Marvin „Shalom“ Manzila bei einer Polizei-Verfolgungsjagd mit einem Motorroller die Kontrolle und prallte gegen eine Mauer. Er starb an seinen schweren Kopfverletzungen. Nur Stunden später verwandelten sich friedliche Mahnwachen in heftige Proteste im multikulturellen Viertel Prélaz.
Die Polizei ermittelte wegen eines gestohlenen Scooters. Ob Marvin tatsächlich fuhr, ist unklar. Seine Mutter sagt entschieden: „Mein Sohn war kein Scooter-Dieb. Er war kein Bandit, er war nie ein kompliziertes Kind.“
Die Familie lebt seit Jahrzehnten integriert in Lausanne. Der Vater arbeitet im medizinischen Bereich, die Mutter in der Sozialarbeit. Sie haben drei Kinder – „Wir sind eine christliche Familie, wir haben Regeln, wir kümmern uns“, betonte die Mutter.
Ein Junge mit Träumen
Marvin, geboren 2008 in Lausanne als Sohn kongolesisch-schweizerischer Eltern, wollte eigentlich Rapper werden. Unter dem Künstlernamen MNS stellte er Songs auf Instagram und YouTube. Freunde erinnern sich an „das schönste Lächeln“ und einen „respektvollen, immer lachenden Jungen“.
„Er war viel zu jung, um zu sterben. Er hätte nicht wegen der Polizei sterben dürfen“, sagt Freundin Altuna.
Trauer und Wut in Lausanne
Nach Marvins Tod versammelten sich zunächst Hunderte Menschen im multikulturellen Viertel Prélaz, um zu trauern. Doch die Stimmung kippte – und es kam zu Ausschreitungen. Zwischen 150 und 200 Personen zogen durch die Straßen, warfen Steine und Molotowcocktails, setzten Müllcontainer und sogar einen Linienbus in Brand. Die Polizei rückte mit rund 140 Beamten an und setzte Tränengas sowie Gummischrot ein. Auffällig: Geschäfte und Wohnungen blieben verschont, die Wut richtete sich allein gegen die Behörden. Die Gewalt dauerte zwei Nächte an und hinterließ verbrannte Straßen und ein tiefes Gefühl der Spaltung in der Stadt.
Polizei in der Kritik
Marvins Tod ist nicht der erste Fall: Bereits im Juni starb ein 14-jähriges Mädchen bei einer Verfolgung mit einem Scooter, ein junger Nigerianer kam in Polizeigewahrsam ums Leben. Dazu erschüttern Skandale um rassistische Chatgruppen und diskriminierende Polizeipraktiken die Öffentlichkeit. Vier Beamte wurden suspendiert, mehrere Verfahren laufen. Selbst Lausannes Bürgermeister Grégoire Junod räumte ein: „Es gibt ein systemisches Diskriminierungsproblem, das angegangen werden muss.“
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