CO2-sparend, aber bedrohlich: Windparks schrecken viele Vögel ab
In der Nordsee sind im vergangenen Jahrzehnt zahlreiche Windparks entstanden – um den CO2-Ausstoß zu senken und den Klimawandel zu bremsen. Jedoch sind sie für die Vogelwelt äußerst schädlich. Der Rothalstaucher etwa meidet sie wie der Teufel das Weihwasser.
Der Rothalstaucher ist ein Wasservogel, auf den sich schon die alten Gallier verließen, um das Wetter vorherzusagen. Jetzt geht aus einer neuen Studie hervor, dass diese Vögel Offshore-Windparks in der Nordsee so sehr meiden, dass ihre Zahl in der unmittelbaren Umgebung dramatisch zurückgegangen ist.
In der Studie, die am Donnerstag in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde, wurde untersucht, wie sich die Zahl der Vögel verändert hat, seit 14 Windparks in den südöstlichen Gewässern der Nordsee errichtet wurden. Anhand von Daten, die jedes Jahr im März und April von Schiffen, Flugzeugen und digitalen Luftbildaufnahmen gesammelt wurden, stellten die Forscher von 2010 bis 2017 einen massiven Rückgang der Rothalstaucher fest.
Tödliche Kollisionen und ein Verlust des Lebensraums
Die Studie zeigt, dass die Gesamtpopulation von fast 35.000 Seetauchern, hauptsächlich Rothalstaucher, an den beobachteten Standorten um fast 30 Prozent zurückging, nachdem die Windparks gebaut worden waren. Alle 14 Windparks wurden von den Seetauchern gemieden, wobei ihre Zahl innerhalb einer 1-Kilometer-Zone um 90 Prozent und in einem Umkreis von 10 Kilometern um die Hälfte zurückging.
“Das beunruhigt uns sehr”, sagt Stefan Garthe, Mitautor der Studie und Professor für Meeresökologie an der Universität Kiel in Deutschland. “Während wir den dringenden Bedarf an erneuerbaren Energien anerkennen, stehen wir vor dem Problem, dass Windparks kaum einen Nutzen für Seevögel bringen.” Für Seevögel bestehe ein hohes Risiko tödlicher Kollisionen und des Verlusts ihres Lebensraums.
eXXpress-Kommentator Ralph Schöllhammer: "Ein weiterer Sieg für Kohle und Gas"
Die Nordsee steht im Zentrum eines Dilemmas, dem sich die politischen Entscheidungsträger weltweit gegenübersehen. Einerseits beherbergt sie eine Vielzahl von Meereslebewesen, andererseits ist sie aber auch zur Bekämpfung des Klimawandels unerlässlich. Im Vorjahr verpflichteten sich Deutschland, Belgien, Dänemark und die Niederlande, bis 2050 insgesamt 150 Gigawatt Windenergie in der Nordsee zu installieren.
Angesichts der negativen Auswirkungen von Windparks auf die Vogelwelt ist in absehbarer Zeit mit Protesten von Tier- und Umweltschützern zu rechnen. Man male sich das aus: Umweltaktivisten laufen gegen CO2-freie Windräder Sturm, um die Vögel zu retten!
Darauf macht auch der Politologe und eXXpress-Kommentator, Ralph Schölhammer, aufmerksam. Er twitterte jüngst: “Umweltgruppen werden gegen Windparks mobil machen – und alle aktuellen ehrgeizigen (Klima-)Pläne verzögern. Das wäre ein weiterer Sieg für Kohle und Gas.”
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