Corona-Witwe fordert 100.000 Euro: Auftakt der Ischgl-Prozesse
Im Jahr 2020 wurde Ischgl zum „Ground Zero“ der Corona-Pandemie. Von dort aus verbreitete sich das Virus in Europa. Infizierte starben oder kämpften nach der Erkrankung mit Folgeschäden. Nun beginnen die ersten Prozesse, in denen es um Schadensersatz geht.
Den Auftakt zu dieser Prozess-Flut liefert ein Sohn und die Witwe eines Österreichers, der nach einer Coronainfektion starb. Von der Republik verlangen sie 100.000 Euro Schadensersatz. Bei der für zwei Stunden angesetzten Verhandlung vor dem Landgericht für Zivilrechtssachen in Wien solle auch geklärt werden, ob es zu einem Vergleich kommen könne, sagte VSV-Vorstand Peter Kolba dem „Spiegel“. Man sei jedenfalls dazu bereit.
Chaotische Flucht
Weiters sollen elf Verfahren deutscher Kläger in den Tagen darauf beginnen, auch sie fordern Schadensersatz. Insgesamt stehen 100 Klagen an. Konkret wird den Behörden vorgeworfen, zu spät vor dem Virus gewarnt und zu zögerlich den Skibetrieb geschlossen zu haben. Ischgl ist für seine Partyszene bekannt und gilt als einer der Hotspots für die Verbreitung des Virus in der ersten Welle im März 2020. Der Staat Österreich bestreitet bislang ein schuldhaftes Handeln.
In dem ersten Fall gehen die Kläger davon aus, dass sich der 72-jährige Journalist während der chaotischen Abreise aus dem Tal im Bus auf dem Weg zur Bahnstation angesteckt hat. Tausende Urlauber waren am 13. März 2020 von der Ankündigung von Kanzler Sebastian Kurz überrascht worden, dass das Paznauntal ab sofort isoliert werde. Daraufhin packten viele – darunter auch deutsche Urlauber – umgehend die Koffer und versuchten, den Ort noch zu verlassen. Aus Sicht der Kläger haben diese Umstände dazu beigetragen, dass sich das Virus in Teilen Europas derart ausbreiten konnte.
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