Walter wird zu Waltraud – per Selbsterklärung und mit allen rechtlichen Folgen. Heinzlmaier kritisiert dabei die Idee, dass Selbstdefinition über Biologie gestellt wird: „Wenn man so ein Gesetz macht, muss man sich nicht wundern, wenn es Leute gibt, die das ausnutzen.“

Für ihn ist das Teil einer umfassenderen Entwicklung: „Das ist der Versuch, Familie, Ordnung und biologische Realität zu zerstören.“

Heinzlmaier begründet seine Kritik auch philosophisch. Er verweist auf die US-Theoretikerin Judith Butler, die das Geschlecht als Ergebnis eines Sprechakts versteht: „Judith Butler sagt, das Geschlecht lasse sich ausnahmslos auf einen Sprechakt zurückführen. Diesen Sprechakt hat der Mann jetzt gesetzt – er sagt: Ich bin eine Frau. Und das ist dann nicht mehr zu hinterfragen.“

Für Heinzlmaier ist das Ausdruck eines ideologischen Weltbildes: „Genau mit diesem Weltbild operiert vor allem die linke Politik. Nietzsche hat gesagt, das biologische Geschlecht setze sich bis in die letzte Faser des Körpers fort. Wenn man das ernst nimmt, kann man also nicht behaupten, durch einen Sprechakt sei man plötzlich eine Frau oder ein Mann.“

Er kritisiert die rechtliche Beliebigkeit solcher Regelungen: „Und dann soll man das noch einmal im Jahr ändern können – das ist ja ein Karneval. Seien Sie mir nicht böse, aber wenn jemand wirklich psychische Probleme hat und sagt: Ich möchte unbedingt eine Frau sein – oder umgekehrt –, dann ist das etwas völlig anderes. Aber das hier ist nur mehr eine grüne Farce. Jährlich ändert man das Geschlecht durch einen Sprechakt, durch einen Verwaltungsakt. Wer das macht, muss mit so etwas rechnen – und eben damit leben.“

„Wo ist eigentlich die Kirche?“

Heinzlmaier kritisiert auch die Kirchen, die sich seiner Meinung nach den neuen Ideologien unterordnen: „Die Kirchen sind ja wahnsinnig geworden. Das sage ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Vor allem die evangelische Kirche – komplett wahnsinnig. Gott ist queer, die machen einen Kirchentag. Der Priester, der in den Pumps vom Altar herum tanzt, eingehüllt in die LGBTQ -Fahne. Das ist ja alles verrückt. Die katholische Kirche scheint noch vernünftiger. Die schweigt wenigstens dazu.

Die Folge sei ein Klima, in dem jede konservative Haltung diskreditiert werde: „Wer heute konservativ oder katholisch ist, gilt sofort als Faschist. Da heißt es gleich: Der Kardinal, ein Rechter, ein Fascho. Dieses rufvernichtende Etikett bekommt man sofort aufgeklebt – und deshalb ziehen sich viele zurück und überlassen die Bühne den Wahnsinnigen.“

„Wir leben in einer Dekadenzphase“

Die Wurzeln dieser Entwicklung beschreibt Heinzlmaier kulturgeschichtlich. „Wir leben in einer Dekadenzphase – wie am Ende des Römischen Reiches.“ Er spricht von einer Gesellschaft, die ihre Mitte verloren habe: „Das Bürgertum ist verschwunden, geblieben sind nur mehr Aktivisten und Bürokraten.“ Und weiter: „Der Mensch hat keine Verantwortung mehr, nur noch Befindlichkeiten.“