Wenn zwei Menschen um ein Stück Land streiten, ohne dass einer der Streithähne seinen Anspruch rechtlich belegen und durchsetzen kann, neigen die meisten Menschen instinktiv dazu, eine Teilung für die fairste Lösung zu halten.

Aus ungefähr diesem Blickwinkel schaut der Westen derzeit auf den schier endlosen Kampf zwischen Israel und den sogenannten Palästinensern. Deshalb herrscht in der Politik und in den Medien, aber wohl auch in der Bevölkerung des Westens, die Idee vor, Friede könne nur geschaffen werden, wenn neben dem Staat Israel ein gleichberechtigter Staat Palästina entsteht.

Und so wird zwar einerseits die Hamas als verbrecherische Terrororganisation abgelehnt, der Kampf der Palästinenser um einen eigenen Staat aber als gerechte Sache verstanden, die ganz grundsätzlich zu unterstützen ist. Zwar wird Terror als Mittel zum Zweck abgelehnt, der Zweck selbst freilich für legitim erachtet. Deswegen kündigen nun ja auch immer mehr Staaten an, einen palästinensischen Staat anerkennen zu werden.

Was Israels Gegner wirklich wollen

Ich fürchte, dass diese Erzählung, die Grundlage für die Politik praktisch aller westlicher Staaten in diesem Konflikt ist, einen kleinen Nachteil hat: sie stimmt so nicht. Fast könnte man von einer Fake-Story reden, der der Westen kollektiv auf den Leim geht.

Denn das wahre Ziel nicht nur der Hamas, sondern jedenfalls eines Teils der arabischen/islamischen Welt ist nicht das Erschaffen eines friedlichen, demokratischen Rechtsstaates namens „Palästina“, sondern die Zerstörung des Staates Israel und die Vertreibung der Juden aus dieser Ecke der Welt. Die Hamas hat sich das sogar in ihre Statuten geschrieben, der Iran in seine Verfassung, und so denken und fühlen offen oder klammheimlich sehr viele Menschen in dieser Region, nicht zuletzt von der dortigen Mehrheitsreligion inspiriert.

Hier geht es also nicht darum, ein Stück Land gerecht aufzuteilen – hier geht es im Kern darum, dass die eine Seite die andere vertreiben, auslöschen und eliminieren will.

Viele Chancen vertan

Es ist deswegen durchaus ehrlich, wenn Anti-Israel-Demonstranten rund um die Welt stets „From the River to the Sea, Palästine will be free“ skandieren – und damit einen Staat Palästina fordern, der vom Jordan-Fluss bis an die Küste des Mittelmeeres reicht. Also genau jenen Raum beschreibt, auf dem sich heute blöderweise schon ein Staat namens Israel befindet.

Dass es nicht um die gerechte Teilung von Land geht, belegt auch ein kurzer Blick in die Geschichte. Immer wieder hatten die Palästinenser die realistische Chance, ihren Staat zu begründen – und immer lehnten ihre Führer das aus irgendeinem Grund ab.

Das war 1947 so, als das gerade entstehende Israel den UNO-Teilungsplan akzeptierte, die Araber ihn aber ablehnten und stattdessen Israel militärisch angriffen. Das war im Jahr 2000 so, als Israel zustimmte, knapp 95 Prozent des Westjordanlands, den kompletten Gazastreifen und Ostjerusalem als Hauptstadt des Palästinenserstaates abzutreten. Was Palästinenserführer Arafat in letzter Sekunde ablehnte und stattdessen die zweite Intifada gegen Israel begann. Und auch als Israel sich 2007 zur Gänze aus dem Gazastreifen zurückzog, begann dort nicht etwa der Aufbau eines prosperierenden, friedlichen palästinensischen Gebiets, sondern entstand eine bis an die Zähne hochgerüstete Terror-Plattform mit einem militärischen Tunnelsystem, das länger war als das Netz der Londoner Untergrundbahn.

Es ist dies eine jahrzehntelange Geschichte, die jedenfalls sehr stark darauf hindeutet, dass es entgegen allen öffentlichen Schwüren und Beteuerungen eben genau nicht darum geht, an der Seite Israels einen friedlichen und prosperierenden Staat zu begründen, sondern dass dieser Staat bestenfalls als Zwischenschritt zur Vernichtung des Judenstaates gesehen wird, siehe Gaza.

Bestsellerautor Adolf Hitler

Dass in der ganzen arabischen Welt, aber auch in westlichen Metropolen mit vielen Migranten der 7. Oktober 2023 auf den Straßen durch das Verteilen von Süßigkeiten gefeiert wurde, dass Adolf Hitlers Mein Kampf noch immer ein Bestseller ist in der arabischen Welt, all das deutet auch anekdotisch darauf hin, dass es nicht um einen Staat mehr geht, sondern um einen Staat weniger, nämlich Israel.

Vor allem die politische Linke in Europa will das nicht und nicht einsehen und klammert sich gerade krampfhaft an einer Erzählung fest, die vom armen, unterdrückten Volk der Palästinenser handelt, das von der Kolonialmacht Israel brutal unterdrückt und ausgebeutet wird. Weswegen es natürlich die verdammte Pflicht jedes aufrechten Linken sein muss, an der Seite der Palästinenser zu stehen und gegen Israel zu kämpfen.

Was bitte ist ein Palästinenser?

Der Begriff „Palästinenser“ ist historisch weitestgehend Unfug, denn so etwas wie ein palästinensisches Volk existiert genau genommen nicht; wir haben es hier mit im Gazastreifen und im Westjordanland lebenden Arabern zu tun. Den Begriff „Palästinenser“ dürfte in den 1960er Jahren die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) des Terroristen Yassir Arafat kreiert haben, um ihre Sache im Westen besser vertreten zu können. Das gab völlig unverhüllt übrigens ein gewisser Zuheir Mohsen, in den 1970er Jahren einer der Führer der PLO, in einem Interview mit der niederländischen Tageszeitung Trouw zu: „Das palästinensische Volk existiert nicht … es gibt keinen Unterschied zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syrern und Libanesen. Zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syrern und Libanesen gibt es keine Unterschiede. Wir sind alle Teil eines Volks, der arabischen Nation. Nur aus politischen Gründen betonen wir sorgfältig unsere palästinensische Identität. Denn es liegt im nationalen Interesse der Araber, die Existenz der Palästinenser zu propagieren, um dem Zionismus ein Gegengewicht zu geben. Ja, die Existenz einer eigenständigen palästinensischen Identität besteht nur aus taktischen Gründen.

Israelischer Araber müsste man sein

Auch, dass wir es hier heute mit einem antikolonialen Freiheitskampf zu tun haben, ist frei erfunden. Denn in Israel selbst leben rund zwei Millionen Araber, die genau dieselben Rechte wie die jüdischen Israelis haben und sogar mit eigenen Parteien in der Knesset, dem israelischen Parlament, vertreten sind. Da gibt es einfach nichts zu befreien, so sorry.

Die britische Autorin und Publizistin Melanie Phillips, die als eine der Ersten immer wieder auf diese irrige Annahme der westlichen Eliten hingewiesen hat, zwischen Israel und den Palästinensern ginge es bloß um einen Territorialstreit, ortet in diesem Zusammenhang ein komplettes politisches und moralisches Versagen dieser Eliten. Der Westen, so meint sie, könne nicht mehr „zwischen Lügen und Wahrheiten, Opfern und Tätern unterscheiden“ und „stehe deshalb auf der Seite des Aggressors und nicht des Opfers“. Man kann ihr da leider nicht wirklich widersprechen.