Drei Nonnen, ein Kloster – und ein Instagram-Hype
Drei über 80-jährige Nonnen trotzen ihrem Orden – und werden auf Instagram zu Stars. Mit Humor, Hartnäckigkeit und Zwetschgenknödeln begeistert das Trio inzwischen über 43.000 Follower weltweit. Doch der Konflikt um ihr Kloster spitzt sich zu.
Es klingt wie der Plot einer Hollywood-Komödie, ist aber Realität in Salzburg: Drei betagte Nonnen, Schwester Bernadette (88), Schwester Regina (86) und Schwester Rita (81), haben ihr altes Kloster in Elsbethen kurzerhand wieder besetzt. Statt im Altersheim zu leben, wie es der Orden vorgesehen hatte, wollen sie ihre letzten Jahre dort verbringen, wo sie jahrzehntelang gewirkt haben.
Dass ausgerechnet diese rebellische Rückkehr sie zu internationalen Medienstars machen würde, ahnte niemand – am allerwenigsten die Schwestern selbst.
„Jetzt samma wieder da“
Mit einem einfachen Video begann der Hype: „Grüß Gott, jetzt samma wieder da“, sagt eine der Nonnen im ersten Clip. Drei Frauen in schwarzen Ordensgewändern, lachend, essend, dankbar für die Rückkehr ins Kloster. Innerhalb von Tagen folgen zehntausende Menschen dem Instagram-Account nonnen_goldenstein.
Heute zählt er über 43.000 Abonnenten – Tendenz steigend. Was sie zeigen, ist ihr Alltag: Gebete, Gesang, Zwetschgenknödel-Rezepte, aber auch Fitnessübungen in der Turnhalle. Unter ihren Posts steht #Churchfluencer oder #WirGehenMitDerZeit.
„Drei Nonnen, die abhauen …“
Schwester Bernadette, die älteste im Bunde, hat zwar ein Smartphone und fotografiert damit jeden Sonnenuntergang, aber von Instagram hat sie gar nicht richtig gewusst. Dennoch spürt sie die Welle der Sympathie: „Es berührt mich schon, dass uns jetzt so viele kennen“, zitiert sie der Standard.
Warum die Welt auf ihre Geschichte reagiert? Bernadette hat eine einfache Antwort: „Drei Nonnen, die abhauen, habens halt noch nie gesehen.“
Vom Klosterhof in die Weltpresse
Mittlerweile berichten nicht nur österreichische Medien über die „elderly nuns“. Auch BBC, CNN, spanische und polnische Sender – zuletzt sogar die New York Times. „Das ist schon anstrengend“, sagt Bernadette über die vielen Interviews. „Aber mich freut es natürlich, dass unser Orden jetzt weltweit bekannt ist.“
Ihre Videos sind inzwischen zweisprachig betitelt, die Kommentarspalten ein buntes Sammelsurium internationaler Reaktionen. Von „Is this the plot to Sister Act 3?“ bis „Boss ladies“ reicht die Bandbreite.
Konflikt mit dem Orden
Doch die Geschichte hat auch eine ernste Seite. Probst Markus Grasl, der seit 2022 Oberer des Ordens ist, wirft den Frauen vor, ihre Gelübde zu brechen. „Ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein war aufgrund des hohen Alters und der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern sowie der ordensspirituellen Erfordernisse und des baulichen Zustands des Klosters nicht mehr möglich und vertretbar“, erklärt er.
Die Nonnen sehen das anders – und kritisieren, dass Grasl nie das Gespräch mit ihnen gesucht habe. Für sie steht fest: „Wir wollen bis zu unserem Lebensende in unserem Kloster bleiben. Punkt.“
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